Begriffe zum Thema Smartteleskope





Auf dieser Seite habe ich wichtige Begriffe ausgewählt die in Verbindung mit Smartteleskopen stehen und die ich versuche in aller Kürze zu erklären.


1. Bildmaßstab


In der Fotografie mit Smart-Teleleskopen ist nicht die visuelle Vergrößerung entscheidend sondern der Bildmaßstab (Plate Scale). Der Bildmaßstab gibt an wie viel vom Himmel (in Bogensekunden) auf einem Pixel des Kamerasensors abgebildet wird.


Formel: Bildmaßstab (arcsec/Pixel) = (Pixelgröße in µm / Brennweite in mm) * 206.265


Beispiel: Ein Smart-Teleskop mit einer Brennweite von 500 mm und einer Kamera mit 3.75 µm Pixelgröße hat einen Bildmaßstab von (3.75 / 500) * 206.265 ≈ 1.55 arcsec/Pixel.


2. Optimale Sub-Belichtungszeit


In der Astrofotografie werden oft viele kurze Belichtungen (Subframes) gemacht und später übereinandergelegt (gestackt), um das Rauschen zu reduzieren. Die optimale Sub-Belichtungszeit hängt von der Himmelshelligkeit (Lichtverschmutzung), dem Rauschen der Kamera (Read Noise) und dem gewünschten Signal-Rausch-Verhältnis ab.


Zwischenbemerkung: Stell dir vor, du möchtest ein schwaches Deep-Sky-Objekt fotografieren, das sehr wenig Licht aussendet. Um genügend Licht einzufangen und Details sichtbar zu machen, benötigst du eine lange Gesamtbelichtungszeit, beispielsweise eine Stunde. Anstatt diese eine Stunde mit einer einzigen Aufnahme zu belichten, was viele Nachteile hätte (z.B. erhöhtes Rauschen, Anfälligkeit für Nachführfehler oder Wolken), teilt man die Gesamtbelichtungszeit in viele kürzere Einzelbelichtungen auf. Diese kürzeren Einzelbelichtungen nennt man "Subframes" oder eben "Subs".


3. Stacking-Algorithmen


Smart-Teleskope nutzen fortschrittliche Algorithmen (z.B. Mittelwertbildung, Median, Sigma-Clipping), um die einzelnen Subframes zu kombinieren und Rauschen zu reduzieren sowie Details hervorzuheben. Die Effektivität des Stackings hängt von der Anzahl der Subframes und der Qualität der Nachführung ab.


4. Histogramm-Streckung


Eine grundlegende Technik in der Astrofotografie, um die schwachen Signale von Deep-Sky-Objekten sichtbar zu machen, indem der Helligkeitsbereich des Bildes angepasst wird. Smart-Teleskope automatisieren diesen Prozess oft.


5. Schärfung (Deconvolution, Unsharp Masking)


Algorithmen zur Verbesserung der Bildschärfe und zur Reduzierung der Auswirkungen des Seeings und der optischen Aberrationen. Smart-Teleskope bieten oft integrierte Schärfungsfunktionen.


6. Farbkalibrierung


Korrektur der Farbbalance im Bild, um die tatsächlichen Farben der Himmelsobjekte akkurater darzustellen. Smart-Teleskope führen dies oft automatisch anhand von Sternfarben durch.
 

7. GoTo-Genauigkeit


Die Fähigkeit des Smart-Teleskops, automatisch ein ausgewähltes Himmelsobjekt präzise anzufahren. Die Genauigkeit hängt von der Qualität der Montierung, der Kalibrierung und der Genauigkeit der internen Datenbank ab.


8. Nachführgenauigkeit (Tracking Accuracy)


Die Fähigkeit des Smart-Teleskops, ein Himmelsobjekt präzise zu verfolgen, während sich die Erde dreht. Dies ist entscheidend für lange Belichtungszeiten ohne Sterne zu Strichspuren zu ziehen. Die Genauigkeit wird oft in Bogensekunden pro Zeit angegeben.


Anmerkung: Fortschrittliche Montierungen nutzen Autoguiding, um Nachführfehler zu korrigieren. Einige Smart-Teleskope haben Autoguiding-Funktionen integriert.


9. Automatische Bildfeldrotation (bei azimutalen Montierungen)


Bei Langzeitbelichtungen mit azimutalen Montierungen dreht sich das Bildfeld. Smart-Teleskope können dies durch Software kompensieren (Field Derotation).


10. Datenübertragungsrate


Die Geschwindigkeit, mit der Bilder vom Teleskop zur Steuerungseinheit (Smartphone, Tablet) übertragen werden können, ist wichtig für ein flüssiges Benutzererlebnis.


11. Speicherplatz


Der verfügbare Speicherplatz für aufgenommene Bilder und Videos im Teleskop oder auf dem verbundenen Gerät.

 

12. Live Stacking


Eine Funktion vieler Smart-Teleskope, bei der die eingehenden Einzelbilder (Subframes) in Echtzeit oder nahezu in Echtzeit auf dem Bildschirm kombiniert werden. Dies ermöglicht es dem Benutzer, das Objekt sich allmählich aufbauen zu sehen und die Auswirkungen von längeren Belichtungszeiten oder dem Hinzufügen weiterer Subframes direkt zu beobachten. Die zugrundeliegenden Algorithmen sind oft optimiert für Geschwindigkeit und visuelle Rückmeldung.


13. Automatische Objekterkennung und -identifizierung


Viele Smart-Teleskope verfügen über integrierte Datenbanken und Bildanalysefunktionen, die es ihnen ermöglichen, Himmelsobjekte automatisch zu erkennen und zu identifizieren, nachdem sie angefahren wurden oder sich im Bildfeld befinden. Dies kann besonders nützlich für Anfänger sein, die sich noch nicht gut am Himmel auskennen.


14. Planetarische Bildgebung (Lucky Imaging)


Einige Smart-Teleskope unterstützen Techniken wie Lucky Imaging für die Planetenfotografie. Das heißt das viele kurze Videos erstellt werden und die besten Frames (mit dem geringsten Seeing-Einfluss) werden ausgewählt und gestapelt, um hochaufgelöste Bilder von Planetenoberflächenmerkmalen zu erhalten. Die Software im Teleskop kann diesen Auswahl- und Stacking-Prozess automatisieren.


15. Remote-Bedienung und Sharing


Smart-Teleskope sind oft darauf ausgelegt, fernbedient über eine App auf einem Smartphone oder Tablet gesteuert zu werden. Einige ermöglichen sogar das Teilen von Live-Beobachtungen oder aufgenommenen Bildern mit anderen Nutzern. (Seestar 50)


16. Firmware-Updates und Funktionserweiterungen


Da Smart-Teleskope stark von ihrer Software abhängen, werden regelmäßig Firmware-Updates veröffentlicht, die neue Funktionen hinzufügen, die Leistung verbessern oder Fehler beheben können.


17. Integration mit Datenbanken und Online-Ressourcen


Viele Smart-Teleskope greifen auf Online-Datenbanken (z.B. SIMBAD, VizieR) zu, um Informationen über Himmelsobjekte abzurufen und dem Benutzer anzuzeigen.


18. Power Management


Da Smart-Teleskope oft über integrierte Elektronik und Motoren verfügen, ist das Power Management ein wichtiger Aspekt. Die Software kann den Batteriestand überwachen und den Energieverbrauch optimieren.


19. Kalibrierungsroutinen (z.B. Dark Frames, Flat Frames)


Für fortgeschrittenere Astrofotografie bieten einige Smart-Teleskope oder deren Begleit-Apps automatische Routinen zur Aufnahme und Verarbeitung von Kalibrierungsbildern (Dark Frames zur Reduzierung des thermischen Rauschens, Flat Frames zur Korrektur von Vignettierung und Staubflecken).


Zukünftig

 

20. Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen


Zukünftige Entwicklungen könnten verstärkt KI und maschinelles Lernen einsetzen, um die Bildverarbeitung zu optimieren, Objekte noch besser zu erkennen oder Beobachtungsvorschläge basierend auf den aktuellen Bedingungen und den Interessen des Nutzers zu machen.


21. Echtzeit-Anpassung an das Seeing


Fortschrittliche Smart-Teleskope könnten in Zukunft in der Lage sein, ihre Belichtungsparameter oder sogar die Bildverarbeitung in Echtzeit an die aktuellen Seeing-Bedingungen anzupassen, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.


22. Benutzerprofile und personalisierte Empfehlungen


Die Software könnte Benutzerprofile speichern und basierend auf den bisherigen Beobachtungen und Interessen personalisierte Empfehlungen für zukünftige Beobachtungen geben.
 

Obwohl viele Formeln im Inneren von Smart-Teleskopen relevant sind, liegt der Fokus für den Benutzer oft auf dem Ergebnis – den beeindruckenden Bildern – und weniger auf den detaillierten mathematischen Berechnungen. Das Verständnis der grundlegenden astronomischen und fotografischen Konzepte bleibt jedoch auch für Nutzer von Smart-Teleskopen wertvoll.


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