Das Sternbild Giraffe




1. Allgemeines


Astronomischer Name: Camelopardalis

Rektaszension: 03h 15m 36s bis 14h 27m 08s

Deklination: +52° 39′ 56″ bis +86° 05′ 51″

Beobachtungszeit Mitteleuropa: zirkumpolar

Hellster Stern: β Cam (4,03 mag)

Fläche: 756,828 deg


Sternbild

Das Sternbild Giraffe, lateinisch Camelopardalis, wurde erst im frühen 17. Jahrhundert, genauer gesagt im Jahr 1612 von Petrus Plancius und 1624 von Jakob Bartsch, in den Himmelsatlanten eingeführt.


Das Sternbild erstreckt sich über eine große Himmelsfläche zwischen den markanteren Sternbildern Kleiner Bär (Ursa Minor), Kepheus (Cepheus), Kassiopeia (Cassiopeia), Perseus, Fuhrmann (Auriga) und Großer Bär (Ursa Major). Das Objekt ist ein zirkumpolares Sternbild was bedeutet, dass es das ganze Jahr über am Nachthimmel zu sehen ist und niemals untergeht. Die beste Beobachtungszeit ist in den Wintermonaten, wenn es seine höchste Position erreicht.


Obwohl die Giraffe flächenmäßig das 18. größte Sternbild ist, enthält sie keine Sterne der 1. oder 2. Größenklasse. Die hellsten Sterne sind nur der 4. Größenklasse zuzuordnen, weshalb das Sternbild unter lichtverschmutztem Himmel schwer zu erkennen ist.
 

Mythologie: Da das Sternbild Giraffe erst in der Neuzeit eingeführt wurde, hat es keine antike Mythologie oder kulturelle Bedeutung, die mit den Sternbildern der Antike vergleichbar wäre. Sein Name wurde gewählt, um die Tierwelt abzubilden, die zur Zeit seiner Entdeckung im Blickpunkt stand.


Die Giraffe ist somit ein Sternbild, das auf den ersten Blick unscheinbar wirken mag, aber für geduldige Beobachter und Astrofotografen eine Fülle von faszinierenden Himmelsphänomenen und ein tieferes Eintauchen in die Weiten des Universums bietet

2. Sterne


Doppelsterne:  An dieser Stelle können nur Beispiele genannt werden. Das Sternbild enthält zahlreiche Doppel.-und Mehrfachsysteme die einzeln nicht aufgeführt werden können. Ein bemerkenswertes Beispiel ist MY Camelopardalis, ein extrem massereiches und junges Kontakt-Doppelsternsystem. Die beiden Sterne berühren sich bereits und sind durch ihre Rotation und gegenseitige Anziehungskraft verformt, wobei sich das Material ihrer Außenhüllen vermischt. Es ist das massereichste bekannte Doppelsternsystem dieser Art. Auch das System 11 Camelopardalis ist ein auflösbares Doppelsternsystem, das aus einem bläulich-weißen und einem orangefarbenen Stern besteht. Im unteren Teil werden weitere Doppelsterne genannt.


Veränderliche: Auch hier sind nur Beispiele möglich. Ein solches ist RU Camelopardalis, ein veränderlicher Stern, der in der Vergangenheit seine Helligkeit geändert hat und aufmerksam beobachtet wird, da er ein Delta-Cephei-Stern gewesen sein könnte, die nach einiger Zeit die Pulsation einstellen. Der Zentralstern des planetarischen Nebels NGC 1501 ist ebenfalls ein pulsierender Wolf-Rayet-Stern, dessen Helligkeit sich in kurzer Zeit deutlich ändert.



Einige Hauptsterne des Sternbildes Giraffe


Bayerbezeichnung HD HR
Camelopardalis (Beta Cam) HD 31910 HR 1603
CS Camelopardalis (CS Cam) HD 21291 HR 1035
Camelopardalis (Alpha Cam) HD 30614 HR 1542
BE Camelopardalis (BE Cam) HD 23475 HR 1155
7 Camelopardalis HD 31278 HR 1568
CE Camelopardalis (CE Cam) HD 21389 HR 1040
--------------------------------- HD 49878 HR 2527
Camelopardalis (Gamma Cam) HD 23401 HR 1148

Kurzporträts einiger Sterne



Beta Camelopardalis (β Cam): Mit einer scheinbaren Helligkeit von etwa 4,03 mag ist Beta Camelopardalis der hellste Stern im Sternbild Giraffe. Der Stern ist ein gelber Überriese und Doppelstern der im Teleskop getrennt werden kann.


Alpha Camelopardalis (α Cam): Trotz der Bezeichnung Alpha ist der Stern nur der zweithellste im Sternbild. Es ist ein massereicher, blauer Überriese und gehört zu den leuchtkräfigsten die mit blo0en Auge zu beobachte ist.  Er ist etwa 6.000 Lichtjahre entfernt und bewegt sich aufgrund seiner hohen Eigenbewegung relativ schnell durch den Raum.


7 Camelopardalis: Obwohl er keine griechische Bezeichnung hat, ist dieser Stern mit 4,43 mag der dritthellste im Sternbild. Es handelt sich ebenfalls um ein Doppelsternsystem.


Sigma 1694 Camelopardalis (Σ 1694 Cam): Dieser Mehrfachstern, auch bekannt als Struve 1694, ist ein interessantes Objekt für Beobachter mit kleinen Teleskopen. Er besteht aus mehreren Komponenten, die unterschiedliche Farben aufweisen.


Andere bemerkenswerte Sterne: Das Sternbild enthält auch einige weitere Sterne, die für bestimmte Studien von Interesse sind, darunter einige veränderliche Sterne, die ihre Helligkeit über einen bestimmten Zeitraum ändern. Da Camelopardalis in einer Region liegt, die reich an schwachen Galaxien ist, gibt es auch einige Vordergrundsterne, die für die Forschung in den Tiefen des Alls wichtig sind. Im folgenden einige Sterne des Sternbildes Giraffe mit den wichtigsten Daten:

HD 31910 HD 30614 HD 21291 HD 23401
Rektaszension 05h 03m 25,091s 04h 54m 03,011s 03h 29m 04,133s 03h 50m 21,509s
Deklination +60 26' 32,08" +66 20' 33,63" +59° 56' 25,20" +71 19' 56,16"
Magnitude 4,03 4,29 4,29 bis 4,34 4,63
abs. Helligkeit -3,03 -6,9 -7,1 -0,73
Spektralklasse G1 Ib IIa O9 Ia B9 Ia A2 IVn
Entfernung 840 5500 3100 386
Masse/M 6,5 31 19 2,98
Leuchtkraft/L 1592 620000 75900 185
Temperatur/K 5300 30000 10000 8890
Alter 53 Mill. Jahre ?? 15 Mill. Jahre ??

3. Deep-Sky-Objekte

Aufgrund seiner Lage fernab der galaktischen Ebene unserer Milchstraße ist Camelopardalis keine Region, die reich an offenen Sternhaufen oder Nebeln ist, wie es beispielsweise im Perseus oder Orion der Fall ist. Es gibt aber auch einige interessante Sternhaufen und andere Objekte.

NGC 1502 (Offener Sternhaufen): Dies ist wohl das bekannteste und am einfachsten zu findende Deep-Sky-Objekt direkt in Camelopardalis. NGC 1502 ist ein kleiner, aber kompakter offener Sternhaufen, der etwa 2.700 Lichtjahre entfernt ist. Er enthält etwa 45 Sterne, von denen einige relativ hell sind. Mit einem kleinen Teleskop oder sogar einem guten Fernglas ist er als eine dichte Ansammlung von Sternen erkennbar. Er ist besonders berühmt, weil er das Ende der Kembles Kaskade markiert.


Kembles Kaskade: Obwohl es sich nicht um ein einzelnes Deep-Sky-Objekt im traditionellen Sinne handelt, ist Kembles Kaskade einer der schönsten Asterismen am nördlichen Himmel. Es ist eine auffällige, etwa 2,5 Grad lange Kette von etwa 20-25 Sternen der 7. bis 10. Größenklasse, die in einer geraden Linie angeordnet zu sein scheinen. Sie wurde 1980 vom Amateurastronomen Lucian Kemble entdeckt. Mit einem Fernglas ist sie hervorragend zu sehen, und sie führt direkt zu NGC 1502.


NGC 2403 (Spiralgalaxie): Dies ist eine der hellsten Galaxien in Camelopardalis und ein Mitglied der M81-Gruppe. Mit einer scheinbaren Helligkeit von etwa 8,9 mag ist sie unter guten Bedingungen mit einem Fernglas als schwacher, ovaler Lichtfleck erkennbar.


NGC 2366 (Balkenspiralgalaxie): Eine weitere Galaxie in der Nähe von NGC 2403, die aber deutlich schwächer ist (ca. 10,7 mag).


NGC 1569 (Irreguläre Galaxie): Diese kleine, aber helle irreguläre Zwerggalaxie (ca. 11,2 mag) ist bekannt für ihre intensive Sternentstehung und wird als "Starburst-Galaxie" bezeichnet. Sie ist etwa 11 Millionen Lichtjahre entfernt. Obwohl sie kompakt ist, ist sie in einem mittleren Teleskop als nebliger Fleck erkennbar.


NGC 2146 (Balkenspiralgalaxie): Eine weitere Galaxie in Camelopardalis, die bei etwa 10,5 mag liegt. Sie ist eine Balkenspiralgalaxie, die durch die Wechselwirkung mit einer kleineren Begleitgalaxie verzerrt wurde. Sie erfordert ein mittelgroßes bis großes Teleskop.


In unmittelbarer Umgebung


M 81 und M 82 (Galaxien, Großer Bär) Siehe hier

M 1 (Krebsnebel, Stier) siehe hier


Einige weitere Daten

Name Magnitude Position (RA/DE) Art Besonderheiten
NGC 1502 6,9 04h 08m 48s / +62° 19' 54" Offener Sternhaufen Eingebettet in Kemble's Cascade
Kemble's Cascade 5 04h 00m 00s / +63° 00' 00" Asterismus Kette von Sternen, die zu NGC 1502 führt
NGC 2403 8,9 07h 36m 54s / +65° 36' 09" Spiralgalaxie Galaxie mit vielen H-II-Regionen
NGC 1501 11,5 04h 02m 11s / +60° 55' 17" Planetarischer Nebel Planetarischer Nebel mit komplexer Struktur
NGC 2366 10,9 07h 28m 52s / +69° 12' 31" Irreguläre Galaxie Zwerggalaxie mit aktiver Sternentstehung
IC 356 10,6 03h 56m 36s / +64° 47' 00" Galaxie Spiralgalaxie vom Typ Sc
IC 342 8,4 03h 46m 48s / +68° 05' 44" Spiralgalaxie Spiralgalaxie mit geringer Flächenhelligkeit
NGC 2655 11 08h 55m 16s / +78° 13' 25" Galaxie Linsenförmige Galaxie
NGC 2715 11,8 09h 08m 06s / +78° 05' 20" Galaxie Spiralgalaxie

4. Sonstiges/Besonderheiten



Meteorströme


Die Giraffe ist der Radiant zweier weniger bekannter Meteorströme.


Mai-Camelopardaliden: Dieser Strom hat seinen Radianten im Sternbild Giraffe und ist, wie der Name andeutet, im Mai aktiv.


Oktober-Camelopardaliden:  Ein weiterer Meteorstrom, dessen Radiant ebenfalls in der Giraffe liegt und der im Oktober seinen Höhepunkt erreicht. Diese Ströme sind in der Regel nicht so aktiv wie die großen bekannten Ströme (wie Perseiden oder Geminiden), können aber unter optimalen Bedingungen dennoch einige Sternschnuppen hervorbringen.


5. Bilder

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