1.Allgemeines


Astronomischer Name: Cassiopeia

Rektaszension: 22 57 05 bis 03 41 14

Deklination: +46° 40′ 33″ bis +77° 41′ 32″

Beobachtungszeit Mitteleuropa: ganzjährig

Fläche: 598,407 


Die Kassiopeia ist untrennbar mit der griechischen Mythologie verbunden und bildet zusammen mit anderen Sternbildern eine tragische königliche Familie am Himmel: Sie war die eitle Gemahlin des Königs Kepheus (Sternbild Kepheus) und die Mutter der Prinzessin Andromeda (Sternbild Andromeda). Kassiopeia brüstete sich damit, schöner zu sein als die Nereiden, die Meeresnymphen. Diese Hybris erzürnte den Meeresgott Poseidon, der daraufhin das Meeresungeheuer Cetus (Sternbild Walfisch) aussandte, um das Reich von Kepheus zu verwüsten. Um sein Königreich zu retten, musste Kepheus seine Tochter Andromeda dem Seeungeheuer opfern. Andromeda wurde an einen Felsen gekettet, doch im letzten Moment wurde sie vom Helden Perseus (Sternbild Perseus) gerettet, der Cetus besiegte. Als Strafe für ihre Eitelkeit wurde Kassiopeia zusammen mit ihrer Familie an den Himmel versetzt. Ihre markante W- oder M-Form symbolisiert, wie sie an ihren Thron gefesselt kopfüber am Himmel kreist, besonders wenn sie in ihrer "M"-Form erscheint, was als demütigende Position für eine eitle Königin interpretiert wird. Ihre zirkumpolare Natur (immer sichtbar) bedeutet, dass sie niemals untergehen und somit ewig für ihre Arroganz büßen muss.


Die Kassiopeia war und ist ein wichtiges Sternbild für die Astronomie: Historisch wurde die Kassiopeia berühmt durch die Beobachtung einer Supernova im Jahr 1572 durch den dänischen Astronomen Tycho Brahe. Dieser "neue Stern" (Nova Stella) war so hell, dass er tagsüber sichtbar war und die damalige Vorstellung eines unveränderlichen Himmels erschütterte. Tychos detaillierte Beobachtungen dieser Supernova trugen maßgeblich zur Entwicklung der modernen Astronomie bei und zeigten, dass der Himmel nicht statisch ist. Der Überrest dieser Supernova, ein Supernova-Überrest, ist heute noch als Radioquelle und Röntgenquelle nachweisbar. Cassiopeia A ist eine der hellsten Radioquellen am Himmel und der Überrest einer weiteren Supernova, die wahrscheinlich im späten 17. Jahrhundert explodierte, aber aufgrund von interstellarer Absorption nicht direkt beobachtet wurde. Cassiopeia A ist ein intensives Studienobjekt für Radioastronomen und liefert wichtige Informationen über die Physik von Supernova-Explosionen und die Ausbreitung von Schockwellen im interstellaren Medium. Da die Kassiopeia im Band der Milchstraße liegt, ist sie reich an offenen Sternhaufen. Viele davon sind bereits mit Ferngläsern oder kleinen Teleskopen sichtbar. Beispiele sind Messier 52 (M52), ein schöner, kompakter Haufen, und NGC 457 (der Eulen- oder ET-Haufen), der für seine charakteristische Form bekannt ist und an Augen und Arme erinnert. Diese Haufen sind Ansammlungen junger Sterne, die aus derselben Gaswolke entstanden sind. Das Sternbild beherbergt auch eine Reihe von veränderlichen Sternen, deren Helligkeit sich im Laufe der Zeit ändert. Dazu gehört beispielsweise Gamma Cassiopeiae (γ Cas), ein unregelmäßig veränderlicher Stern, der Materie in den Weltraum abgibt und dadurch seine Helligkeit ändert. Die Kassiopeia bleibt ein wichtiges Gebiet für die Erforschung von Sternentstehung, Sternentwicklung und den Überresten massiver Sterne, insbesondere durch moderne Weltraumteleskope, die in verschiedenen Wellen-längenbereichen beobachten.


Die Kassiopeia ist eines der zirkumpolaren Sternbilder für Beobachter in Deutschland, was bedeutet, dass sie das ganze Jahr über am Himmel sichtbar ist und niemals unter den Horizont sinkt. Ihre W- oder M-Form ist extrem markant und leicht zu erkennen, selbst in lichtverschmutzten Gebieten. Sie befindet sich gegenüber des Großen Wagens auf der anderen Seite des Polarsterns. Wenn der Große Wagen tief steht, steht die Kassiopeia hoch, und umgekehrt. Obwohl sie immer sichtbar ist, steht die Kassiopeia in den Herbst- und Wintermonaten am höchsten am Himmel und ist dann am besten zu beobachten. In diesen Monaten erscheint sie in den Abendstunden in ihrer charakteristischen "W"-Form hoch im Norden. Im Frühling und Sommer steht sie tiefer und kann eher als "M" erscheinen. Sie ist ein ausgezeichneter Wegweiser zum Polarstern. Wenn man eine gedachte Linie durch die beiden äußeren Sterne des "W" (Alpha und Beta Cassiopeiae) zieht und diese Linie verlängert, führt sie direkt zum Polarstern.



2. Sterne

Veränderliche: Einer der prominentesten ist Gamma Cassiopeiae (γ Cas), ein unregelmäßig veränderlicher Stern, dessen Helligkeit sich aufgrund von Materieausstößen von seiner schnell rotierenden Oberfläche ändert. Dieser heiße, blaue Stern schleudert Gas in eine um ihn herumliegende Scheibe, was seine scheinbare Helligkeit schwanken lässt und ihn zu einem idealen Studienobjekt für Astronomen macht. Ein weiterer interessanter Veränderlicher ist Ruchbah (Delta Cassiopeiae), der als bedeckungsveränderlicher Doppelstern klassifiziert wird. Hierbei umkreisen sich zwei Sterne so, dass einer den anderen periodisch bedeckt, was zu regelmäßigen Helligkeitsabfällen führt. Auch Caph (Beta Cassiopeiae) zeigt eine geringfügige Helligkeitsvariation als Delta Scuti-Veränderlicher, dessen Pulsationen jedoch nur mit präzisen Instrumenten nachweisbar sind. Der wohl extremste Veränderliche im Sternbild ist Rho Cassiopeiae (ρ Cas), ein seltener gelber Hyperriese, der dramatische, unregelmäßige Helligkeitseinbrüche erlebt, wenn er riesige Mengen an Materie in den Weltraum ausstößt. Diese Sterne sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern dienen auch als wichtige "kosmische Laboratorien" zur Erforschung extremer physikalischer Bedingungen. Ihre Beobachtung offenbart die komplexen und oft gewaltsamen Prozesse, die sich im Leben von Sternen abspielen.


Doppelsterne: Die Kassiopeia ist reich an Doppelsternen, die sowohl optische als auch physische Systeme umfassen: Achird (Eta Cassiopeiae) ist ein wunderschönes physisches Doppelsternsystem, das für seinen prägnanten Farbkontrast bekannt ist. Es besteht aus einem gelblich-weißen Hauptstern (ähnlich unserer Sonne) und einem kleineren, rötlich-purpurnen Begleiter. Mit einer Trennung von etwa 12 Bogensekunden und Helligkeiten von 3,5 mag und 7,5 mag ist Achird ein Ziel für Smart-Teleskope das die Farben und die Trennung der Komponenten hervorragend auflösen kann. Iota Cassiopeiae (ι Cassiopeiae) ist ein komplexes Dreifachsystem, das eine echte Herausforderung für die Auflösungsfähigkeit darstellt. Es besteht aus einem bläulich-weißen Hauptstern und zwei Begleitern. Das engste Paar hat eine Trennung von nur etwa 2,5 Bogensekunden. Bei exzellentem Seeing und längeren Belichtungen kann dieses Paar aber als länglicher Punkt oder sogar als zwei separate Punkte erscheinen.


Ein weiterer interessanter Stern ist Rho Cassiopeiae (ρ Cas), ein extrem seltener und leuchtkräftiger gelber Hyperriese, einer der größten bekannten Sterne. Er ist ein starker unregelmäßiger Veränderlicher, der dramatische Helligkeitseinbrüche erfahren hat, wenn er riesige Mengen an Materie in den Weltraum schleudert. Diese Ereignisse machen ihn zu einem der interessantesten und am intensivsten untersuchten Sterne seiner Art.


Die hellsten Sterne

Name Magnitude Position (RA/DE) Spektralklasse Besonderheiten
α Cas (Schedar) 2,24 00h 40m 30s / +56° 32' 14" K0 III Orangefarbener Riese
β Cas (Caph) 2,27 00h 09m 11s / +59° 09' 01" F2 IV Variable Helligkeit
γ Cas (Tsih) 1,6 - 3,0 00h 56m 42s / +60° 43' 00" B0.5 IVe Prototyp eines Gamma-Cassiopeiae-Veränderlichen
δ Cas (Ruchbah) 2,68 01h 25m 49s / +60° 14' 07" A5 III-IV Bedeckungsveränderlicher
ε Cas (Segin) 3,38 01h 54m 24s / +63° 40' 12" B3 III Bläulich-weißer Riese
η Cas (Achird) 3,44 00h 49m 06s / +57° 48' 54" G0 V / K7 V Doppelstern
ζ Cas (Fulu) 3,69 01h 02m 24s / +53° 26' 01" B2 IV Bläulich-weißer Unterriese
50 Cas 3,95 02h 11m 43s / +68° 16' 11" A2 V Weißer Hauptreihenstern

Kurzporträts Sterne


Schedar (Alpha Cassiopeiae) Schedar ist der hellste Stern in der Kassiopeia und markiert eine der äußeren Ecken ihrer berühmten "W"-Form. Dieser beeindruckende Stern ist ein Roter Riese, der sich in einer Entfernung von etwa 228 Lichtjahren befindet und bereits das Ende seiner Hauptreihenphase erreicht hat. Seine ausgeprägte rötlich-orange Farbe ist selbst mit bloßem Auge gut zu erkennen und verleiht ihm ein warmes Leuchten. Schedar ist ein expandierender Stern, dessen Größe ein Vielfaches unserer Sonne beträgt. Obwohl er als Einzelstern erscheint, wird vermutet, dass er Teil eines Mehrfachsternsystems ist.


Caph (Beta Cassiopeiae) Caph ist der zweithellste Stern der Kassiopeia und bildet das gegenüberliegende Ende des "W" zu Schedar. Er ist ein gelblich-weißer Unterriese, der etwa 54 Lichtjahre von der Erde entfernt ist und bereits begonnen hat, sich von der Hauptreihe weg zu entwickeln. Caph ist zudem ein Delta Scuti-Veränderlicher, was bedeutet, dass seine Helligkeit in einem sehr geringen Maße über einen Zeitraum von Stunden hinweg schwankt. Diese subtilen Pulsationen sind für das bloße Auge nicht wahrnehmbar, machen Caph aber zu einem interessanten Untersuchungsobjekt für präzise astronomische Messungen. Er dient oft als wichtiger Orientierungspunkt für die Navigation.


Gamma Cassiopeiae (γ Cas) Im mittleren "Zacken" des "W" gelegen, ist Gamma Cassiopeiae ein faszinierender, unregelmäßig veränderlicher Stern von immenser Bedeutung. Dieser heiße, massereiche, blaue Stern rotiert extrem schnell um seine Achse, wodurch er Materie von seinem Äquator in Form einer Gasscheibe ins All schleudert. Die unvorhersehbaren Helligkeitsschwankungen des Sterns sind auf diese dynamischen Prozesse in der Scheibe und die Materieausstöße zurückzuführen. Gamma Cassiopeiae ist ein sogenannter "Shell-Stern", der Astronomen einzigartige Einblicke in das Verhalten von schnell rotierenden Sternen und ihre Wechselwirkungen mit umgebendem Material bietet.


Ruchbah (Delta Cassiopeiae) Ruchbah ist ein weiteres Mitglied der charakteristischen W-Form und ein klassisches Beispiel für einen bedeckungsveränderlichen Doppelstern. Dieses System besteht aus zwei Sternen, die sich in einer Ebene umkreisen, die von der Erde aus betrachtet dazu führt, dass ein Stern den anderen periodisch verdeckt. Wenn die hellere Komponente durch die schwächere verdeckt wird, nimmt die Gesamthelligkeit des Systems ab. Ruchbah ist etwa 99 Lichtjahre entfernt und bietet Astronomen die Möglichkeit, genaue Messungen der Sternmassen und -radien basierend auf den beobachteten Bedeckungen vorzunehmen. Es ist ein dynamisches System, das sich ständig im Wandel befindet.


Segin (Epsilon Cassiopeiae) Segin ist der fünfte helle Stern, der die markante "W"-Formation der Kassiopeia vervollständigt. Er ist ein leuchtkräftiger, bläulich-weißer Riese, der sich in einer Entfernung von rund 440 Lichtjahren befindet. Als massereicher Stern ist Segin viel größer und heißer als unsere Sonne und verbraucht seinen Kernbrennstoff in einem raschen Tempo. Seine Präsenz trägt wesentlich zur visuellen Erkennbarkeit des Sternbildes bei. Segin ist ein stabiler und heller Ankerpunkt im Himmelsgewebe, der die Schönheit und Vielfalt der Sterne im nördlichen Sternenhimmel unterstreicht.


Achird (Eta Cassiopeiae) Achird ist ein wunderschönes physisches Doppelsternsystem, das für seinen bemerkenswerten Farbkontrast bekannt ist. Es besteht aus einem gelblich-weißen Hauptstern, der unserer Sonne ähnelt, und einem kleineren, rötlich-purpurnen Begleiter. Mit einer Trennung von etwa 12 Bogensekunden sind die beiden Komponenten mit kleineren Teleskopen wie dem Vespera II gut zu trennen, wodurch der ästhetische Reiz des Farbkontrasts besonders zur Geltung kommt. Achird ist relativ nah, etwa 19 Lichtjahre entfernt, was es zu einem beliebten Ziel für Amateurastronomen macht, die die Schönheit von Doppelsternen erkunden möchten.


Rho Cassiopeiae (ρ Cas) Rho Cassiopeiae ist einer der extremsten und faszinierendsten Sterne in der Kassiopeia, ein seltener gelber Hyperriese. Dieser kolossale Stern ist einer der größten und leuchtkräftigsten Sterne, die wir kennen, obwohl er aufgrund seiner enormen Entfernung von 8.000 bis 10.000 Lichtjahren nur knapp mit bloßem Auge sichtbar ist. Rho Cassiopeiae ist ein unregelmäßig veränderlicher Stern, der dramatische Helligkeitseinbrüche erlebt, wenn er riesige Mengen an Materie in den Weltraum schleudert. Diese Ausbrüche machen ihn zu einem unschätzbaren Objekt für Astrophysiker, die die äußeren Atmosphären und die Entwicklung massiver Sterne untersuchen.

Schedir Achird Segin Ruchbah
Rektaszension 00h 40m 30,441s 00h 49m 06s 01h 54m 23,726s 01h 25m 48,946s
Deklination +56 32' 14,39" +57 49' 00" +63 40' 12,372" +60 14' 07,00"
Magnitude 2,23 3,44 3,37 2,68
abs. Helligkeit -2 ? ? 0,3
Spektralklasse K0 IIIa G0V B2pvar A5 IV
Entfernung 228 19 460 99
Masse/M 4 0,9 ? 2 - 2,5
Leuchtkraft/L 800 1,2 ? 70
Temperatur/K 4 530 5900 ? 8 100
Alter 150-200 Mio. 5,4 Millj. ? 600 - 800 Mio
Metallizitaet -0,14 -0,31 ? -0,11

3. Deep-Sky-Objekte

Die Kassiopeia ist besonders bekannt für ihre Fülle an offenen Sternhaufen. Diese sind Ansammlungen von Sternen, die aus derselben riesigen Wolke aus Gas und Staub entstanden sind und noch gravitativ lose miteinander verbunden sind. Da sie jung sind, zeigen ihre Sterne oft die charakteristische bläulich-weiße Farbe heißer, massereicher Sterne.


Neben Sternhaufen beherbergt die Kassiopeia auch verschiedene Arten von Nebeln. Emissionsnebel sind Wolken aus ionisiertem Gas, die durch die intensive ultraviolette Strahlung heißer, junger Sterne zum Leuchten angeregt werden. Ein beeindruckendes Beispiel in der Nähe der Kassiopeia ist der Herz-Nebel (IC 1805) und der Seelen-Nebel (IC 1848). Obwohl diese sehr groß sind und sich über die Sternbildgrenze erstrecken, sind sie typische Beispiele für Sternentstehungsregionen, die oft in Verbindung mit jungen Sternhaufen auftreten. Ihre komplexe Struktur aus leuchtenden Gasarmen und dunklen Staubwolken ist ein Paradies für Astrofotografen.


Dunkelnebel, wie die berühmten Barnard-Wolken, sind das Gegenteil: Sie bestehen aus dichtem, kaltem Staub und Gas, das das Licht der dahinter liegenden Sterne blockiert. Sie erscheinen als dunkle Silhouetten vor dem hellen Band der Milchstraße und sind wichtige Orte, an denen Sterne entstehen, auch wenn wir sie nicht direkt leuchten sehen.


Die Kassiopeia ist auch die Heimat von Überresten massiver Sternexplosionen, sogenannten Supernova-Überresten. Historisch bedeutsam ist der Überrest der Tycho-Supernova (SN 1572), die im 16. Jahrhundert so hell leuchtete, dass sie tagsüber sichtbar war und die damalige Vorstellung eines unveränderlichen Himmels erschütterte. Obwohl heute visuell unsichtbar, ist ihr expandierender Gasnebel mit Radioteleskopen nachweisbar. 


Kurzporträts von DSO


Messier 52 (M52) Messier 52 ist ein prächtiger offener Sternhaufen in der Kassiopeia, der als eine dichte Ansammlung von etwa 200 Sternen erscheint. Er befindet sich in einer Entfernung von rund 5.000 Lichtjahren und ist ein gutes Beispiel für einen kompakten Haufen, dessen Sterne noch relativ jung sind. Bei der Beobachtung hebt sich M52 deutlich vom sternreichen Hintergrund ab und bildet einen reizvollen Anblick. Die einzelnen Sterne des Haufens sind gut auflösbar und zeigen die typische bläulich-weiße Färbung junger, heißer Sterne. M52 ist ein beliebtes Ziel für Beobachter, die die Vielfalt der Sternentstehungsgebiete erkunden möchten.


NGC 457 (Der Eulen-Haufen / ET-Haufen) NGC 457 ist ein besonders markanter offener Sternhaufen in der Kassiopeia, oft liebevoll "Eulen-Haufen" oder "ET-Haufen" genannt. Seine charakteristische Form, die an zwei leuchtende Augen und ausgebreitete Arme erinnert, macht ihn zu einem ästhetisch ansprechenden Ziel. Dieser junge Haufen ist etwa 7.900 Lichtjahre entfernt und enthält eine Reihe heller Sterne, darunter den hellen Phi Cassiopeiae, der eines der "Augen" bildet. Seine einzigartige Struktur entsteht durch die Anordnung seiner Mitglieder, was ihn zu einem Favoriten unter Amateurastronomen macht. NGC 457 ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie scheinbar zufällige Sternformationen suggestive Bilder am Himmel erzeugen können.


NGC 663 NGC 663 ist ein weiterer schöner offener Sternhaufen in der Kassiopeia, der für seine dichte Ansammlung von etwa 400 Sternen bekannt ist. Dieser Haufen ist relativ jung, mit einem geschätzten Alter von nur etwa 20 Millionen Jahren, und liegt in einer Entfernung von etwa 7.000 Lichtjahren. Er erscheint als ein nebliger Fleck in Ferngläsern und lässt sich in Teleskopen in eine Vielzahl von Einzelsternen auflösen. NGC 663 ist ein exzellentes Beispiel für einen typischen, reichen offenen Sternhaufen, der inmitten der galaktischen Ebene unserer Milchstraße beheimatet ist. Seine Sterne sind hauptsächlich heiße, blaue Riesen, die von ihrer Entstehung zeugen.


Herz-Nebel (IC 1805) Der Herz-Nebel (IC 1805) ist ein riesiger Emissionsnebel in der Kassiopeia, dessen Form tatsächlich an ein stilisiertes menschliches Herz erinnert. Dieser gigantische Nebel ist eine aktive Sternentstehungsregion, in der intensive ultraviolette Strahlung von jungen, massereichen Sternen das umgebende Wasserstoffgas ionisiert und zum Leuchten anregt. Im Herzen des Nebels befindet sich der offene Sternhaufen Melotte 15, dessen heiße Sterne für die Ausleuchtung verantwortlich sind. Der Herz-Nebel ist ein komplexes Geflecht aus leuchtendem Gas und dunklen Staubfilamenten, das die dynamischen Prozesse der Sternengeburt eindrucksvoll zur Schau stellt.


Seelen-Nebel (IC 1848) Direkt neben dem Herz-Nebel gelegen, ist der Seelen-Nebel (IC 1848) ein weiterer ausgedehnter Emissionsnebel und eine aktive Sternentstehungsregion in der Kassiopeia. Auch dieser Nebel ist von enormer Größe und wird von jungen, massereichen Sternen in seinem Inneren zum Leuchten gebracht. Der Seelen-Nebel enthält mehrere kleine offene Sternhaufen und dunkle Staubwolken, die die Konturen seiner gasförmigen Strukturen formen. Er ist ein visueller Begleiter des Herz-Nebels und gemeinsam bilden sie eine der größten und fotogensten Komplex von Emissionsnebeln am nördlichen Himmel. Die detaillierten Strukturen des Seelen-Nebels bieten endlose Möglichkeiten zur Erkundung.


Supernova-Überrest SN 1572 (Tycho's Supernova) Der Überrest der Supernova von 1572, oft als Tycho's Supernova bezeichnet, ist ein faszinierendes Relikt einer kosmischen Explosion in der Kassiopeia. Diese Supernova wurde vom dänischen Astronomen Tycho Brahe beobachtet und war so hell, dass sie tagelang am Tageshimmel sichtbar war und die damalige Vorstellung eines unveränderlichen Himmels erschütterte. Heute ist der Überrest für das bloße Auge oder kleine Teleskope unsichtbar, da er nur als extrem schwacher Nebel oder als intensive Radio- und Röntgenquelle existiert. Er repräsentiert das gewaltsame Ende eines Weißen Zwergs, der Materie von einem Begleiter ansammelte, bevor er thermonuklear explodierte und seine äußeren Hüllen ins All schleuderte.


Cassiopeia A Cassiopeia A ist einer der faszinierendsten und am intensivsten untersuchten Supernova-Überreste am Nachthimmel und die hellste außer-solare Radioquelle im gesamten Himmel. Es wird angenommen, dass der ursprüngliche Stern im späten 17. Jahrhundert explodierte, doch die Explosion wurde von der Erde aus wahrscheinlich nicht direkt gesehen. Heute ist Cassiopeia A eine ausgedehnte, stark strahlende Gaswolke, die sich mit hoher Geschwindigkeit ausdehnt. Sie ist ein hervorragendes Studienobjekt für Astrophysiker, die die Auswirkungen von Supernova-Explosionen auf das interstellare Medium und die Entstehung schwerer Elemente untersuchen. Sie liefert wertvolle Daten über die Physik von Schockwellen und die Teilchenbeschleunigung.


NGC 7789 (Caroline Herschel's Rose Cluster) NGC 7789 ist ein wunderschöner offener Sternhaufen in der Kassiopeia, der manchmal auch "Caroline Herschel's Rose Cluster" genannt wird. Dieser Haufen ist etwas älter als viele andere offene Haufen, was sich in seiner engeren, kompakteren Struktur und dem Fehlen vieler sehr junger, heller Sterne zeigt. Er enthält eine große Anzahl von Sternen, die in konzentrischen Ringen angeordnet zu sein scheinen, was ihm ein rosenartiges Aussehen verleiht. NGC 7789 ist ein beliebtes Ziel für Teleskope, da seine subtile Schönheit und die reiche Sternenvielfalt im Haufen gut zur Geltung kommen. Es ist ein ausgezeichnetes Beispiel für einen reiferen offenen Sternhaufen.

Name Magnitude Position (RA/DE) Art Besonderheiten
NGC 457 (Eulenhaufen) 6,4 01h 19m 06s / +58° 17' 00" Offener Sternhaufen Zwei helle Sterne erinnern an Eulenaugen
NGC 7789 (Weiße Rose) 6,7 23h 57m 24s / +56° 44' 00" Offener Sternhaufen Reichhaltiger, feiner Sternhaufen
NGC 189 8,8 00h 39m 36s / +61° 05' 42" Offener Sternhaufen Lockerer Haufen mit einigen hellen Sternen
NGC 103 10,8 00h 25m 17s / +61° 19' 19" Offener Sternhaufen Kleiner, kompakter Haufen
NGC 7790 8,5 23h 58m 24s / +61° 12' 30" Offener Sternhaufen Enthält 3 Cepheiden-Veränderliche
NGC 129 9 00h 29m 58s / +60° 12' 42" Offener Sternhaufen Mäßig reichhaltiger Haufen
NGC 225 9,4 00h 43m 36s / +61° 46' 00" Offener Sternhaufen Kleiner, kompakter Haufen
NGC 654 6,5 01h 43m 59s / +61° 52' 54" Offener Sternhaufen Ziemlich junger Haufen
NGC 663 7,1 01h 46m 17s / +61° 13' 06" Offener Sternhaufen Sehr reichhaltig und dicht
NGC 7635 (Bubble-Nebel) 11 23h 20m 48s / +61° 12' 06" Emissionsnebel Durch Sternwind geformte Blase
NGC 7380 (Zauberer-Nebel) 7,2 22h 47m 00s / +58° 07' 00" Emissionsnebel Aktives Sternentstehungsgebiet
IC 1805 (Herz-Nebel) 6,5 02h 32m 48s / +61° 27' 00" Emissionsnebel Großer Emissionsnebel mit hellen Sternen
IC 1795 (Fischkopfnebel) 10 02h 26m 00s / +62° 03' 00" Emissionsnebel Kleinerer Emissionsnebel nahe IC 1805

4.Besonderheiten

Obwohl das Sternbild Perseus der Radiant des berühmtesten Sommer-Meteorstroms, der Perseiden, ist, spielen die Sterne der Kassiopeia eine wichtige Rolle für Beobachter dieses Ereignisses. Die Perseiden sind ein äußerst aktiver und zuverlässiger Meteorstrom, der von den Staubpartikeln des Kometen 109P/Swift-Tuttle stammt. Ihr Maximum liegt typischerweise um den 12. August. Da sich der Radiant der Perseiden direkt zwischen den Sternbildern Perseus und Kassiopeia befindet, ist die Kassiopeia ein ausgezeichneter Orientierungspunkt, um den Blick für die Sternschnuppen auszurichten. Die Meteore scheinen aus einem Punkt in der Nähe der Kassiopeia zu strömen, was das Sternbild zu einem festen Bestandteil jeder Perseiden-Beobachtungsnacht macht.

Das Sternbild Kassiopeia beherbergt, wie viele andere Regionen der Milchstraße, auch eine wachsende Anzahl von entdeckten Exoplaneten. Ein Beispiel hierfür ist das System um den Stern HD 24040, in dem mindestens ein Exoplanet nachgewiesen wurde. Solche Entdeckungen sind von fundamentaler Bedeutung für unser Verständnis der Planetenentstehung und der Häufigkeit von Planetensystemen außerhalb unseres eigenen. Die Sterne in der Kassiopeia sind oft Ziele für die hochauflösende Spektroskopie und Transitmessungen, die zur Identifizierung dieser fernen Welten führen. Jede neue Entdeckung in diesem Bereich trägt dazu bei, die Vielfalt der Planeten zu kartieren und die Frage nach potentiellem Leben im Universum weiter zu erforschen.

Ein besonders bemerkenswertes System in der Kassiopeia ist HD 219134. Um diesen Stern, der nur etwa 21 Lichtjahre von der Erde entfernt ist, wurden gleich mehrere Planeten entdeckt. Der prominenteste unter ihnen ist HD 219134 b, eine sogenannte "Super-Erde". Dieser Planet hat eine Masse, die knapp fünf Erdmassen entspricht, und umkreist seinen Mutterstern in sehr geringem Abstand, wodurch seine Umlaufzeit nur etwa drei Tage beträgt. Interessanterweise deuten Forschungen darauf hin, dass dieser Exoplanet möglicherweise nicht wie die Erde einen massiven Eisenkern besitzt, sondern reich an Kalzium und Aluminium sein könnte, was ihn zu einer exotischen Klasse von "Saphir-Planeten" macht.

Die Kassiopeia ist historisch bedeutsam als der Ort einer der wichtigsten astronomischen Entdeckungen der Neuzeit: der Supernova von 1572 (SN 1572). Dieser als "Tycho's Nova" bekannte "neue Stern" erschien im November 1572 und war so hell, dass er tagsüber sichtbar war und sogar die Venus in seiner Leuchtkraft übertraf. Die detaillierten Beobachtungen dieses Ereignisses durch den dänischen Astronomen Tycho Brahe widerlegten die damals vorherrschende aristotelische Vorstellung eines unveränderlichen Himmels. Tychos akribische Dokumentation trug entscheidend zur Entwicklung der modernen Astronomie bei und zeigte, dass der Kosmos dynamisch ist und sich verändert. Der Überrest dieser Explosion, ein Supernova-Überrest, ist heute noch eine wichtige Forschungsobjekt für Radio- und Röntgenastronomen. 



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