1.Allgemeines
Astronomischer Name: Leo
Rektaszension: 09 21 37 bis 11 58 26
Deklination: −6° 41′ 30″ bis +32° 58′ 09″
Beobachtungszeit Mitteleuropa: Winter/Frühjahr
Fläche: 946,964

Das Sternbild Löwe (Leo) ist eines der bekanntesten und imposantesten Sternbilder am nördlichen Sternenhimmel. Seine markante Form, die an einen liegenden Löwen erinnert, macht es leicht identifizierbar und hat ihm eine reiche Geschichte und Mythologie eingebracht.
Der Löwe ist eines der ältesten Sternbilder, das bereits von den alten Mesopotamiern, Persern, Babyloniern, Griechen und Römern identifiziert wurde. In der griechischen Mythologie ist der Löwe (Leo) untrennbar mit der ersten der zwölf Aufgaben des Herkules verbunden. Herkules musste den Nemeischen Löwen töten, ein unbezwingbares, von der Göttin Hera in die Welt gesetztes Monster mit einer undurchdringlichen Haut. Herkules besiegte das Tier schließlich, indem er es erwürgte, und zog ihm mit seinen eigenen Krallen die Haut ab, die er fortan als Umhang trug. Zeus, der Vater des Herkules, soll den Löwen als Erinnerung an diese Heldentat am Himmel platziert haben.
In vielen alten Kulturen galt der Löwe als Symbol für Macht, Stärke und Königtum. Bei den Ägyptern war der Löwe mit der Sommersonnenwende verbunden, da die Sonne zu dieser Zeit im Sternbild des Löwen stand. Die Nilflut, die für die Fruchtbarkeit des Landes essenziell war, begann zu dieser Zeit und wurde oft mit dem Löwen in Verbindung gebracht.
Früher hatte das Sternbild Löwe eine große Bedeutung für die Navigation und Landwirtschaft. Die genaue Position der Sonne im Tierkreiszeichen Löwe war ein wichtiger Indikator für den Beginn des Sommers und somit für die Aussaat und Ernte. Auch in der Astrologie spielt das Tierkreiszeichen Löwe eine zentrale Rolle, und Menschen, die zwischen dem 23. Juli und dem 23. August geboren sind, gelten als „Löwen“ und sollen die Eigenschaften ihres Sternzeichens teilen: Mut, Stärke und Führungsqualitäten.
Heute ist die Bedeutung des Sternbildes weniger auf Navigation oder Landwirtschaft bezogen, sondern vielmehr auf die moderne Astronomie. Das Sternbild ist ein reiches Forschungsgebiet für Astronomen. Es beherbergt nicht nur zahlreiche Galaxien und Galaxienhaufen, sondern auch einige wichtige astronomische Ereignisse. Der Löwe dient als wichtiger Orientierungspunkt am Himmel und hilft Hobby-Astronomen dabei, andere Himmelskörper und Sternbilder zu finden.
Das Sternbild Löwe ist in Deutschland sehr gut sichtbar, da es zu den prominentesten Konstellationen der nördlichen Hemisphäre gehört. Es ist ein Frühlingssternbild und am besten im Frühjahr, von März bis Juni, zu beobachten. Zu dieser Zeit steht es am höchsten am Himmel und ist am frühen Abend leicht zu finden. Die markanteste Form des Löwen, die als „Sichel“ oder „Fragezeichen“ bekannte Asterismus, bildet den Kopf und die Mähne des Löwen. Der hellste Stern, Regulus, bildet das Herz des Löwen und ist der unterste Stern dieses Fragezeichens. Mit seiner Helligkeit von etwa 1,35 mag ist er leicht zu erkennen und dient als guter Ausgangspunkt, um die anderen Sterne des Sternbildes zu finden.
2. Sterne
Doppelsterne; Der Löwe beherbergt einige bemerkenswerte Doppelsternsysteme, die für Hobbyastronomen besonders reizvoll sind. Eines der bekanntesten ist Algieba (Gamma Leonis). Dieses System besteht aus zwei leuchtkräftigen Riesensternen, die sich gegenseitig umkreisen. Die beiden Sterne sind nur etwa 4 Bogensekunden voneinander entfernt und haben eine gold-gelbe Farbe, was einen schönen visuellen Kontrast ergibt. In einem kleinen Teleskop sind die beiden Komponenten gut voneinander zu trennen und bieten einen beeindruckenden Anblick. Ein weiteres Mehrfachsternsystem ist Zosma (Delta Leonis). Zwar ist Zosma primär ein Einzelstern, aber in seiner Nähe befindet sich ein schwacher Begleitstern, der ihm den Anschein eines Doppelsterns verleiht.
Veränderliche: Im Löwen gibt es auch eine Reihe von veränderlichen Sternen, deren Helligkeit mit der Zeit schwankt. Einer der bekanntesten ist R Leonis, ein veränderlicher Stern vom Typ Mira. R Leonis ist ein Roter Riese im Spätstadium seiner Entwicklung. Seine Helligkeit schwankt in einem Zeitraum von etwa 313 Tagen drastisch zwischen 4,4 mag und 11,3 mag, was ihn zu einem interessanten Ziel für Beobachter macht, die die Helligkeitsschwankungen über Wochen und Monate verfolgen. Auch RX Leonis ist ein veränderlicher Stern, der zur Klasse der halbregelmäßigen Veränderlichen gehört. Solche Sterne haben zwar eine gewisse Periodizität, aber ihre Helligkeitsschwankungen sind weniger vorhersehbar als bei Mira-Sternen.
Andere Sterne: Neben den Doppelsternen und Veränderlichen gibt es im Löwen noch weitere auffällige Sterne. Der bekannteste ist Regulus (Alpha Leonis), der hellste Stern im Sternbild. Mit seiner scheinbaren Helligkeit von etwa 1,35 mag ist Regulus ein heißer, blauer Hauptreihenstern. Er ist das Herz des Löwen und befindet sich am Ende der bekannten "Sichel"-Formation, die den Kopf und die Mähne des Löwen bildet. Ein weiterer wichtiger Stern ist Denebola (Beta Leonis), der den Schwanz des Löwen markiert. Denebola ist ein blauer Hauptreihenstern mit einer Helligkeit von 2,14 mag und ist etwa 36 Lichtjahre von uns entfernt. Er ist bekannt für seine schnelle Rotation, die dazu führt, dass er an den Polen abgeflacht ist. Schließlich gibt es noch Algieba (Gamma Leonis), der sich im Herzen der Sichel befindet. Neben seiner Eigenschaft als Doppelsternsystem ist Algieba auch ein wichtiger Stern für die Orientierung am Himmel.
Die hellsten Sterne
Name | Magnitude | Position (RA/DE) | Spektralklasse | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
α Leo (Regulus) | 1,35 | 10h 08m 22s / +11° 58' 02" | B7 V | Mehrfachsternsystem |
β Leo (Denebola) | 2,14 | 11h 49m 03s / +14° 34' 19" | A3 V | Weißer Hauptreihenstern |
γ¹ Leo (Algieba) | 2,61 | 10h 19m 58s / +19° 50' 30" | K3 III + G7 III | Doppelstern |
δ Leo (Zosma) | 2,56 | 11h 14m 07s / +20° 31' 26" | A4 V | Weißer Hauptreihenstern |
ε Leo (Ras Elased Australis) | 2,97 | 10h 20m 08s / +23° 46' 27" | G0 II | Heller gelber Riese |
θ Leo (Chort) | 3,33 | 11h 18m 55s / +15° 25' 47" | A2 V | Weißer Hauptreihenstern |
ζ Leo (Adhafera) | 3,44 | 10h 16m 41s / +23° 25' 02" | F0 III | Weiß-gelber Riese |
μ Leo (Rasalas) | 3,88 | 09h 52m 46s / +26° 00' 26" | K3 III | Oranger Riese |
Kurzbiografien
Regulus (Alpha Leonis): Regulus ist der hellste Stern im Löwen und das Herz der mythologischen Bestie. Er ist ein heißer, bläulich-weißer Hauptreihenstern mit einer Helligkeit von etwa 1,35 mag. Regulus ist eigentlich ein Mehrfachsternsystem, bestehend aus einem hellen Hauptstern und einem schwächeren Begleitpaar, das aus einem Stern der Spektralklasse K2V und einem Weißen Zwerg besteht. Der Hauptstern dreht sich extrem schnell um seine Achse, was dazu führt, dass er an seinen Polen abgeflacht und am Äquator verbreitert ist. Regulus befindet sich in einer Entfernung von rund 79 Lichtjahren von der Erde.
Denebola (Beta Leonis): Denebola markiert den Schwanz des Löwen und ist der zweithellste Stern im Sternbild. Sein Name leitet sich vom arabischen „Al Dhanab al Asad“ ab, was „Der Schwanz des Löwen“ bedeutet. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 2,14 mag ist er ein heißer, weißer Hauptreihenstern. Denebola ist auch ein Delta-Scuti-Veränderlicher, was bedeutet, dass seine Helligkeit in kurzen, unregelmäßigen Abständen schwankt. Er ist relativ jung und hat eine hohe Rotationsgeschwindigkeit, die ihn ebenfalls an den Polen abflacht.
Algieba (Gamma Leonis): Algieba ist ein Mehrfachsternsystem und ein optisch beeindruckender Doppelstern im Löwen. Sein Name bedeutet im Arabischen „Die Stirn“ und er befindet sich in der markanten Sichel, die den Kopf des Löwen bildet. Das System besteht aus zwei leuchtkräftigen Riesensternen, einem gelblichen und einem orangefarbenen. Sie umkreisen sich in einer Periode von etwa 510 Jahren. Algieba ist für Hobbyastronomen ein beliebtes Ziel, da die beiden Komponenten mit einem kleinen Teleskop gut getrennt werden können und einen schönen Farbkontrast bieten.
Zosma (Delta Leonis): Zosma ist ein weiterer wichtiger Stern im Löwen, der den Rücken des Tieres markiert. Sein Name kommt vom griechischen Wort für „Gürtel“. Er ist ein weißer Hauptreihenstern mit einer Helligkeit von 2,56 mag und liegt in einer Entfernung von rund 58 Lichtjahren. Zosma ist ein relativ heißer und junger Stern. Obwohl er visuell nicht als Doppelstern erscheint, gibt es Hinweise auf einen schwachen Begleiter.
Rasalas (Mu Leonis): Rasalas, auch als Ras Elased Australis bekannt, ist ein Riesenstern, der den südlichen Teil des Löwenkopfes bildet. Der Name leitet sich vom arabischen „ras al-asad“ ab, was „Kopf des Löwen“ bedeutet. Er ist ein gelb-oranger Riesenstern mit einer scheinbaren Helligkeit von 3,88 mag. Rasalas befindet sich im fortgeschrittenen Stadium seiner Entwicklung und hat seine Wasserstoffversorgung in seinem Kern bereits aufgebraucht. Er ist etwa 140 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Subra (Omicron Leonis): Subra ist ein blauer Riesenstern, der zur Spektralklasse A2Ib gehört. Sein Name stammt vom arabischen „Al Zubra“, was „Der Rücken“ bedeutet. Mit einer Helligkeit von 3,52 mag ist er ein markanter Stern im Körper des Löwen. Subra ist deutlich massereicher und leuchtkräftiger als unsere Sonne und hat einen deutlich größeren Durchmesser. Er ist etwa 170 Lichtjahre von der Erde entfernt und ist ein Beispiel für einen Stern, der die Hauptreihenphase bereits verlassen hat.
Al-Minliar al-Asad (Kappa Leonis): Al-Minliar al-Asad ist ein Doppelsternsystem, dessen Name vom arabischen Ausdruck für „Die Nase des Löwen“ stammt. Das System besteht aus einem orangefarbenen Riesenstern und einem Begleiter. Der Hauptstern hat eine scheinbare Helligkeit von 4,46 mag und ist etwa 260 Lichtjahre entfernt. Obwohl er kein sehr heller Stern ist, ist er für seine historische Benennung und seine Position in der markanten Löwen-Sichel bekannt.
R Leonis: R Leonis ist ein berühmter veränderlicher Stern vom Typ Mira und ein faszinierendes Ziel für Hobbyastronomen. Es handelt sich um einen alten Roten Riesen im späten Stadium seiner Entwicklung. Seine Helligkeit schwankt in einem Zeitraum von etwa 313 Tagen drastisch zwischen 4,4 und 11,3 mag, was ihn zu einem der am stärksten veränderlichen Sterne am Himmel macht. Diese Schwankungen werden durch die pulsierende äußere Hülle des Sterns verursacht. Beobachter können die Helligkeitsveränderungen von R Leonis über Wochen hinweg verfolgen und so einen Einblick in die späten Phasen der Sternentwicklung erhalten.
Denebola (Beta Leonis) | Regulus (Alpha Leonis) | Algieba (Gamma Leonis) | Zosma (Delta Leonis) | Rasalas (Mu Leonis) | ||||||
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Rektaszension | 11h 49m 03,578s | 0h 08m 22,31 | 10h 19m 58.351s | 11h 14m 06,5s | 09h 52m 45,8s | |||||
Deklination | +14 34' 19,42" | +11 58' 01,95" | 19 50' 29.347'' | +20 31' 25" | ||||||
Magnitude | 2,14 | 1,36 | 2,28 | 2,54 bis 2,57 | 3,88 | |||||
abs. Helligkeit | 1,93 | -0,57 | -0,7 | 1,3 | 0,83 | |||||
Spektralklasse | A3 V | B7 V | K1 III | A4 V | K3 | |||||
Entfernung | 35,8 | 79 | 126 | 58 | 133 | |||||
Masse/M | ? | 3,4 | 1,6 | 2,2 | 1,5 | |||||
Leuchtkraft/L | 15 | 150 | 180 | 23 | 53 | |||||
Temperatur/K | 9000 | 12500 | 4500 | 8350 | 4,519 | |||||
Alter | ? | 250 Mio | ? | 600 bis 750 Mio. | ? | |||||
Metallizitaet | ? | ? | ? | ? | 0,27+-0,03 |
3. Deep-Sky-Objekte

Das Sternbild Löwe (Leo), eine der prominentesten und am leichtesten erkennbaren Konstellationen, ist nicht nur Heimat des berühmten Meteorstroms der Leoniden, sondern auch ein reiches Gebiet für Amateurastronomen, die sich für Deep-Sky-Objekte interessieren. Obwohl es keine hellen, auffälligen Gasnebel oder offenen Sternhaufen wie im Orion gibt, beherbergt der Löwe eine Fülle an Galaxien. Dies macht das Sternbild zu einem Paradebeispiel für die Erforschung des extragalaktischen Raums. Die Objekte sind aufgrund ihrer Entfernung und vergleichsweise geringen Helligkeit oft anspruchsvoller zu beobachten als Objekte innerhalb unserer Milchstraße, aber mit der richtigen Ausrüstung und einem dunklen Himmel lohnen sich die Mühen.
Die meisten der im Löwen sichtbaren DSOs sind Galaxien. Man findet hier eine Mischung aus Spiral-, Elliptischen und Linsengalaxien. Die bemerkenswerteste Ansammlung ist das Leo-Triplett (M65, M66 und NGC 3628), eine Gruppe von drei interagierenden Galaxien. Solche Galaxiengruppen sind im Löwen häufig anzutreffen. Eine weitere bekannte Gruppe ist das Leo-I-Galaxiencluster, ein Teil des Virgo-Superclusters, zu dem auch unsere Lokale Gruppe gehört. Die Galaxien im Löwen sind aufgrund ihrer Distanz oft nur als schwache, neblige Flecken sichtbar. Für die Beobachtung ist ein Teleskop mit einer Öffnung von mindestens 8 Zoll empfehlenswert, um Strukturen wie Spiralarme oder Dunkelwolken in den helleren Objekten zu erkennen.
Historisch gesehen wurden diese Galaxien lange Zeit als „Spiralnebel“ bezeichnet, da man ihre wahre Natur außerhalb der Milchstraße nicht kannte. Erst in den 1920er Jahren bestätigte Edwin Hubble, dass es sich um eigenständige „Inseluniversen“ handelt. Die Beobachtung dieser Objekte hat also eine große wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung. Für den Amateurastronomen heute sind sie ein faszinierendes Fenster in die Weiten des Kosmos und bieten die Möglichkeit, das Universum auf einer viel größeren Skala zu betrachten als nur innerhalb unserer eigenen Galaxie.
Von Deutschland aus ist der Löwe von Ende Winter bis in den späten Frühling gut zu beobachten. Er steht dann hoch am südlichen Himmel. Die beste Sichtbarkeit ist von Februar bis Mai, wenn die Nächte noch lang und oft klar sind. Die geringe Helligkeit der Galaxien erfordert einen möglichst dunklen Beobachtungsplatz fernab von Stadtlichtern. Die Lichtverschmutzung (Bortle-Skala 1-4) ist der größte Feind bei der Beobachtung dieser Objekte. Mit einem Teleskop ab 6 Zoll lassen sich die helleren Objekte wie das Leo-Triplett schon gut finden, aber für die vielen schwächeren Galaxien im Leo-I-Galaxiencluster ist eine größere Öffnung von 8 Zoll oder mehr von Vorteil.
Kurzbiografien
M65: M65 ist eine prächtige Spiralgalaxie vom Typ Sa, die relativ eng gewickelte Spiralarme und einen großen, hellen Kern hat. Sie ist Teil des bekannten Leo-Tripletts und befindet sich etwa 35 Millionen Lichtjahre entfernt. Ihre Ausrichtung ist schräg zur Erde, sodass man sowohl ihren zentralen Kern als auch Ansätze der Spiralarme erkennen kann. Interessanterweise scheint M65 relativ wenig Staub und Gas für eine Spiralgalaxie zu enthalten, was sie von ihrer Nachbarin M66 unterscheidet. Ihre elliptische Form und die fehlenden Anzeichen einer kürzlichen Sternentstehung machen sie zu einem ruhigen Mitglied der Galaxiengruppe. In Teleskopen mittlerer Größe erscheint sie als länglicher, heller Fleck mit einem deutlich sichtbaren Kern.
M66: Als weiteres Mitglied des Leo-Tripletts ist M66 eine interessante Spiralgalaxie vom Typ Sb, die durch die Gezeitenkräfte ihrer Nachbarn deformiert wurde. Ihre Spiralarme sind ungleichmäßig und leicht verzerrt, was ihr ein dynamisches, fast schon „turbulentes“ Aussehen verleiht. Einer ihrer Spiralarme ist deutlich heller und länger als der andere. Diese asymmetrische Struktur ist das Ergebnis der Gravitationswechselwirkungen mit M65 und NGC 3628. M66 ist für Amateurastronomen ein sehr lohnendes Beobachtungsziel, da man mit einem Teleskop schon einige Details in ihrer Form erkennen kann. Sie ist heller und visuell beeindruckender als M65.
NGC 3628 (Hamburger Galaxie): NGC 3628, auch als Hamburger Galaxie bekannt, vervollständigt das berühmte Leo-Triplett und ist aufgrund ihrer ungewöhnlichen Ausrichtung zur Erde sehr markant. Sie ist eine Spiralgalaxie, die wir exakt von der Kante sehen, was ihr eine längliche, flache Form verleiht. Das markanteste Merkmal ist ein dunkles Staubband, das ihre zentrale Ebene durchzieht und die Galaxie in zwei Hälften teilt. Dieses Band ist der Grund für ihren Spitznamen und macht sie zu einem faszinierenden visuellen Ziel. Auch NGC 3628 zeigt Anzeichen von Gezeitenwechselwirkungen mit ihren Nachbarn, was sich in einem langen Gezeiten-„Schwanz“ aus Sternen und Gas zeigt, der jedoch nur auf Langzeitbelichtungen sichtbar ist.
M95 M95 ist eine wunderschöne balkenspiralgalaxie, die durch einen markanten, hellen zentralen Balken und einen deutlichen Ring aus Spiralarmen gekennzeichnet ist. Sie ist Mitglied der M96-Galaxiengruppe und befindet sich etwa 38 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Ihre Spiralarme enthalten eine Fülle von Sternentstehungsgebieten und Gaswolken, was ihr ein sehr aktives Erscheinungsbild verleiht. Ihre klare Struktur und die relativ hohe Helligkeit machen sie zu einem beliebten Ziel für Amateurastronomen. In einem Teleskop erscheint sie als kreisförmiger Fleck mit einem hellen Kern, und bei guten Bedingungen kann man Ansätze der Balkenstruktur erkennen.
M96: M96 ist eine elliptische Spiralgalaxie und das hellste Mitglied der gleichnamigen M96-Galaxiengruppe. Sie hat einen sehr hellen, kompakten Kern und ist von relativ eng gewundenen Spiralarmen umgeben. Ihre Klassifizierung als "elliptische Spiralgalaxie" ist etwas ungewöhnlich, da sie Merkmale beider Galaxientypen aufweist. Im Gegensatz zu ihrer Nachbarin M95 scheint M96 weniger aktive Sternentstehung zu haben, was ihr ein glatteres, weniger strukturiertes Aussehen verleiht. Ihre Ausrichtung zur Erde ist fast frontal, was die Spiralstruktur gut sichtbar macht. Sie ist ein hervorragendes Objekt für die Beobachtung mit kleinen bis mittleren Teleskopen.
NGC 3607: NGC 3607 ist eine prominente elliptische Galaxie und das hellste Mitglied der gleichnamigen Galaxiengruppe, zu der auch NGC 3608 und NGC 3605 gehören. Sie hat eine sehr gleichmäßige, nahezu runde Form und zeigt kaum innere Strukturen, was typisch für diesen Galaxientyp ist. Elliptische Galaxien bestehen hauptsächlich aus älteren Sternen und haben kaum Gas und Staub für die Bildung neuer Sterne. Ihre Erscheinung ist daher sehr ruhig und homogen. Für Amateurastronomen erscheint NGC 3607 als ein heller, nebliger Fleck, der in der Nähe der anderen Mitglieder ihrer Gruppe leicht zu finden ist.
NGC 3608: NGC 3608 ist eine weitere elliptische Galaxie im Löwen, die ebenfalls zur NGC 3607-Gruppe gehört. Sie ist etwas kleiner und weniger hell als NGC 3607, aber dennoch ein gut sichtbares Ziel. Sie bildet mit ihrer Nachbarin ein visuell beeindruckendes Paar. Wie andere elliptische Galaxien besteht auch sie hauptsächlich aus alten, roten Sternen. Ihre Form ist sehr glatt und rund, ohne sichtbare Spiralarme oder Staubwolken.
NGC 3623 (M105): M105 ist eine elliptische Galaxie und ein weiteres prominentes Mitglied der M96-Gruppe. Sie hat eine sehr regelmäßige, fast perfekte elliptische Form und ist von einem Halo aus alten Sternen umgeben. Obwohl sie zur selben Gruppe wie M95 und M96 gehört, ist ihre Form grundlegend anders. In Teleskopen erscheint sie als ein heller, diffuser Fleck, der sehr gleichmäßig in der Helligkeit ist und zur Mitte hin deutlich zunimmt. Sie ist ein exzellentes Beispiel für eine typische elliptische Galaxie und bietet einen guten Vergleich zu den Spiralgalaxien in derselben Region des Himmels.
Name | Magnitude | Position (RA/DE) | Art | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
M65 (NGC 3623) | 9,3 | 11h 18m 56s / +13° 05' 32" | Spiralgalaxie | Teil des Leo-Tripletts |
M66 (NGC 3627) | 8,9 | 11h 20m 15s / +12° 59' 30" | Spiralgalaxie | Teil des Leo-Tripletts |
M95 (NGC 3351) | 9,7 | 10h 43m 58s / +11° 42' 14" | Balken-Spiralgalaxie | Teil der M96-Gruppe |
M96 (NGC 3368) | 9,2 | 10h 46m 45s / +11° 49' 10" | Spiralgalaxie | Teil der M96-Gruppe |
M105 (NGC 3379) | 9,3 | 10h 47m 49s / +12° 34' 54" | Elliptische Galaxie | Teil der M96-Gruppe |
NGC 3628 (Hamburger Galaxie) | 10,2 | 11h 17m 40s / +13° 35' 31" | Spiralgalaxie | Teil des Leo-Tripletts, Edge-on |
NGC 3384 | 10 | 10h 48m 17s / +12° 37' 45" | Linsenförmige Galaxie | Teil der M96-Gruppe |
NGC 3593 | 10,9 | 11h 14m 27s / +12° 49' 03" | Spiralgalaxie | Mit gegenläufig rotierender Gasscheibe |
NGC 3489 | 10,2 | 11h 00m 18s / +13° 54' 04" | Linsenförmige Galaxie | |
NGC 3810 | 10,7 | 11h 40m 59s / +11° 28' 17" | Spiralgalaxie | |
NGC 3190 (Teil der Hickson 44 Gruppe) | 11,9 | 10h 18m 05s / +11° 13' 22" | Spiralgalaxie | Kompakte Galaxiengruppe |
NGC 3193 (Teil der Hickson 44 Gruppe) | 12 | 10h 18m 25s / +13° 04' 39" | Elliptische Galaxie | Kompakte Galaxiengruppe |
4. Besonderheiten
Meteorströme: Die wohl bekannteste Besonderheit im Sternbild Löwe ist der jährliche Leoniden-Meteorstrom. Dieser Strom ist bekannt für seine spektakulären Ausbrüche, die alle 33 Jahre auftreten können und dann Tausende von Sternschnuppen pro Stunde erzeugen. Normalerweise sind die Leoniden ein mittelstarker Strom mit einer Rate von 10 bis 15 Meteoren pro Stunde, aber sie sind historisch für ihre heftigen „Meteorstürme“ berüchtigt, zuletzt im Jahr 1966. Die Meteore stammen vom Kometen 55P/Tempel-Tuttle. Der Radiant, also der Punkt, von dem die Meteore scheinbar ausstrahlen, liegt direkt in der Sichel des Löwen, in der Nähe des Sterns Gamma Leonis (Algieba). Die beste Beobachtungszeit ist im November.
Exoplaneten und ferne Welten: Im Sternbild Löwe wurden mehrere Exoplaneten entdeckt. Eines der bekanntesten Systeme ist Wolf 359, ein Roter Zwerg, der mit einer Entfernung von nur 7,8 Lichtjahren einer der nächsten Nachbarn der Sonne ist. Im Jahr 2019 wurden zwei Exoplaneten um diesen Stern bestätigt. Ein weiteres interessantes System ist HD 102195, ein sonnenähnlicher Stern, um den ein „heißer Jupiter“ kreist, ein Gasriese, der sich sehr nah an seinem Stern befindet. Diese Entdeckungen tragen wesentlich dazu bei, unser Verständnis von der Vielfalt planetarer Systeme im Universum zu erweitern.
Astronomische Ereignisse und Besonderheiten: Der Löwe ist ein Hotspot für die extragalaktische Astronomie, da er fernab der staubigen Ebene unserer Milchstraße liegt und einen klaren Blick auf Tausende von fernen Galaxien ermöglicht. Die bekannteste Ansammlung ist das Leo-Triplett, eine Gruppe von drei interagierenden Galaxien (M65, M66 und NGC 3628), die sich gegenseitig mit ihrer Schwerkraft beeinflussen.
Eine weitere Besonderheit ist der Löwen-Ring, eine riesige Wolke aus Wasserstoff und Helium, die sich in einem Orbit um zwei Galaxien befindet. Die genaue Natur dieses Ringes ist noch nicht vollständig geklärt. Er könnte ein Überbleibsel von Galaxienkollisionen oder ein Urgas sein, das noch nie Sterne gebildet hat. Darüber hinaus ist der Löwe der Ort des Löwen-Galaxienhaufens (Abell 1367), der Hunderte von Galaxien enthält. Diese astronomischen Objekte machen den Löwen zu einem wichtigen Forschungsgebiet für die Erforschung der Galaxienentwicklung und der Struktur des Kosmos.
5. Bilder
