Das Sternbild Orion
1. Allgemeines
Astronomischer Name: Cepheus
Rektaszension: 20 01 56 bis 09 03 20
Deklination: +53° 21′ 12″ bis +88° 41′ 46″
Beobachtungszeit Mitteleuropa: zirkumpolar
Hellster Stern: Alderamin 2,45
Fläche: 587,787 deg²

Das Sternbild Kepheus (lateinisch: Cepheus) ist eine unauffällige, aber faszinierende Konstellation am nördlichen Sternenhimmel. Benannt nach dem mythischen König Kepheus von Äthiopien, dem Gatten der Kassiopeia und Vater der Andromeda, ist es tief in der griechischen Mythologie verwurzelt und ein integraler Bestandteil der königlichen Familie am Himmel. Für Beobachter auf der Nordhalbkugel ist Kepheus ein zirkumpolares Sternbild, was bedeutet, dass es das ganze Jahr über am Himmel sichtbar ist und nie unter den Horizont sinkt.
Kepheus befindet sich relativ nah am Himmelsnordpol, angrenzend an die Sternbilder Kassiopeia, den Kleinen Bären und den Drachen. Seine Form wird oft als ein stilisiertes Haus mit spitzem Dach oder ein "Pentagon" beschrieben, wobei die Sterne Alpha, Beta, Gamma, Iota und Eta Cephei die markantesten Eckpunkte bilden. Obwohl seine Sterne nicht so hell leuchtend sind wie die des benachbarten Großen Wagens, ist Kepheus unter dunklem Himmel gut zu erkennen und dient oft als Orientierungshilfe auf dem Weg zum Polarstern.
Das Sternbild Kepheus ist untrennbar mit einem der bekanntesten und schönsten Zyklen der griechischen Mythologie verbunden: der Geschichte von Perseus und Andromeda. Kepheus selbst war der König von Äthiopien, einem Königreich, das oft als jenseits der bekannten Welt, im Osten, lokalisiert wurde. Seine Frau war die wunderschöne und eitle Königin Kassiopeia, und gemeinsam hatten sie eine ebenso schöne Tochter, die Prinzessin Andromeda. Der Ursprung des Unglücks, das Kepheus und sein Reich heimsuchte, lag in der maßlosen Überheblichkeit seiner Gemahlin Kassiopeia. Sie prahlte damit, dass ihre Schönheit – oder die ihrer Tochter Andromeda – die der Nereiden übertreffe, der Meeresnymphen, die Töchter des Meeresgottes Nereus. Einige Versionen der Sage besagen, sie habe sogar behauptet, schöner als die Meerjungfrauen selbst zu sein. Diese Prahlerei war eine schwere Beleidigung für die Nereiden und vor allem für den mächtigen Meeresgott Poseidon (oder in römischen Mythen Neptun), der sich ihrer annahm. Erzürnt über die Anmaßung Kassiopeias beschloss Poseidon, Kepheus' Reich zu bestrafen. Er sandte das furchtbare Meeresungeheuer Ketus (oder Ceto) aus, um die Küsten Äthiopiens zu verwüsten und das Land zu terrorisieren. Das Untier zerstörte Fischerboote, verschlang Menschen und Tiere und säte Angst und Verderben.
In seiner Verzweiflung suchte König Kepheus Rat beim Orakel des Ammon (oder einem anderen Orakel, je nach Version der Sage). Die Prophezeiung war grausam und unmissverständlich: Um den Zorn des Poseidon zu besänftigen und sein Reich vor der vollständigen Zerstörung zu retten, musste Kepheus das größte Opfer bringen – seine eigene Tochter, die schöne Prinzessin Andromeda. Sie sollte dem Meeresungeheuer Ketus als Sühneopfer dargebracht werden. Schweren Herzens, aber um sein Volk zu schützen, gehorchte Kepheus dem göttlichen Befehl. Andromeda wurde an einen Felsen an der Küste gekettet und dem unausweichlichen Schicksal überlassen, von Ketus verschlungen zu werden.
Gerade in diesem Augenblick des höchsten Dramas flog der Held Perseus des Weges. Er kam frisch von seiner Heldentat, der Tötung der Gorgo Medusa, und trug deren abgeschlagenes Haupt bei sich, das die Macht hatte, jeden, der es ansah, zu Stein zu verwandeln. Perseus erblickte die gekettete Andromeda, war sofort von ihrer Schönheit gefangen und erfuhr von ihrem schrecklichen Schicksal. Er bot Kepheus an, das Mädchen zu retten, unter der Bedingung, dass er sie zur Frau nehmen dürfe. Kepheus, überglücklich über die Aussicht auf Rettung für seine Tochter und sein Reich, stimmte sofort zu. Im folgenden Kampf besiegte Perseus das Meeresungeheuer Ketus, indem er es mit dem Haupt der Medusa zu Stein verwandelte. Andromeda war gerettet, und Perseus forderte seinen Lohn ein.
Nach der Rettung kam es zur Hochzeit zwischen Perseus und Andromeda. Doch auch hier gab es Komplikationen: Phineus, Andromedas Onkel und ehemaliger Verlobter, versuchte, die Hochzeit zu verhindern. Perseus musste erneut zum Medusenhaupt greifen, um die Widersacher zu besiegen. Nach diesen Ereignissen kehrte Perseus mit Andromeda in seine Heimat Argos zurück.
Die Götter, beeindruckt von der Rolle der Familie in diesem epischen Drama, oder um die Erinnerung an ihre Geschichte zu bewahren, setzten Kepheus und seine Familie als Sternbilder an den Himmel:
Kepheus selbst ist als König am nördlichen Himmel zu finden.
Kassiopeia sitzt ihm gegenüber, oft als "W" oder "M" erkennbar, manchmal dargestellt, wie sie sich in ihrem Thron spiegelt, was an ihre Eitelkeit erinnert.
Andromeda liegt neben ihnen, oft als gekettete Prinzessin dargestellt.
Perseus, der Held, steht daneben, oft mit dem Schwert erhoben.
Und sogar Ketus, das Meeresungeheuer, wurde als Sternbild in den südlicheren Breiten platziert.
So ist Kepheus nicht nur ein astronomischer Ort, sondern auch ein ewiges Denkmal für eine der tiefgründigsten und lehreichsten Geschichten der griechischen Mythologie – eine Geschichte über Opfer, Heldentum und göttliches Eingreifen, die seit Jahrtausenden am Firmament verewigt ist.
2. Sterne
Das Sternbild Kepheus, oft als „der König“ am Nordhimmel bezeichnet, ist auf den ersten Blick vielleicht nicht so auffällig wie der Große Wagen oder Orion. Doch bei genauerer Betrachtung und mit den richtigen Instrumenten offenbart es eine erstaunliche Vielfalt an Sternen, die von Doppelsternen über pulsierende Riesen bis hin zu extremen Überriesen reichen. Diese himmlischen Körper bieten Astronomen wertvolle Einblicke in die Sternentwicklung, die Messung kosmischer Entfernungen und die Vielfalt stellarer Systeme.
Doppel- und Mehrfachsterne: In Kepheus finden sich zahlreiche Doppelsterne, bei denen zwei Sterne gravitativ miteinander gebunden sind und sich um einen gemeinsamen Schwerpunkt bewegen. Ein prominentes Beispiel ist Gamma Cephei (Errai), ein bemerkenswertes Doppelsternsystem. Sein Hauptstern ist ein Unterriese, der von einem Roten Zwerg umkreist wird. Das System ist von besonderem Interesse, da es Hinweise auf einen Exoplaneten aufweist, der den Hauptstern umkreist. Solche Systeme sind nicht nur optisch reizvoll, sondern auch wissenschaftlich wertvoll für das Verständnis der Sternentstehung in Mehrfachsystemen und der Planetenbildung in binären Umgebungen.
Veränderliche Sterne: Kepheus ist berühmt für seine veränderlichen Sterne, insbesondere die Cepheiden. Der Prototyp dieser wichtigen Klasse ist Delta Cephei. Cepheiden sind gelbliche Überriesen, deren Helligkeit in regelmäßigen Zyklen pulsiert. Diese Pulsationen entstehen durch komplexe physikalische Prozesse im Inneren des Sterns. Was sie so unschätzbar wertvoll macht, ist ihre Periode-Leuchtkraft-Beziehung: Je länger die Periode ihrer Helligkeitsschwankungen, desto heller ist ihre Leuchtkraft. Diese präzise Beziehung macht Cepheiden zu den wohl wichtigsten "Standardkerzen" im Universum, mit denen Astronomen Entfernungen zu weit entfernten Galaxien bestimmen können. Sie waren entscheidend für die Entdeckung der Expansion des Universums und die genaue Vermessung des Kosmos.
Neben den klassischen Cepheiden gibt es in Kepheus auch andere Arten von veränderlichen Sternen. Dazu gehören Beta Cephei, der Prototyp der Beta-Cephei-Veränderlichen, die subtile, schnellere Pulsationen aufweisen, und halbregelmäßige oder unregelmäßige veränderliche Riesensterne, deren Helligkeit weniger vorhersagbar schwankt.
Riesen und Überriesen: Das Sternbild beherbergt auch einige wahre Giganten unter den Sternen. Mu Cephei (μ Cephei), bekannt als der Granatstern oder Herschels Granatstern, ist ein tiefroter Überriese und einer der größten bekannten Sterne in unserer Galaxis. Wenn er an der Stelle unserer Sonne wäre, würde er unser gesamtes inneres Sonnensystem verschlingen. Seine intensive rote Farbe und enorme Leuchtkraft sind typisch für Sterne am Ende ihres Lebenszyklus, die sich stark ausgedehnt haben. Auch Alpha Cephei (Alderamin) und Gamma Cephei (Errai) sind Unterriesen bzw. Riesen, die sich bereits von der Hauptreihe entfernt haben und einen fortgeschrittenen Entwicklungszustand repräsentieren.
Die Sterne des Kepheus bieten somit ein reiches Betätigungsfeld für Amateur- und Berufsastronomen gleichermaßen. Von der Entdeckung neuer Exoplaneten bis zur Verfeinerung unserer kosmischen Entfernungsskala – die Sterne dieses königlichen Sternbilds spielen eine zentrale Rolle in unserem Verständnis des Universums.
Hellsten Sterne im Kepheus
Name | Magnitude | Position (RA/DE) | Spektralklasse | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
α Cep (Alderamin) | 2,45 | 21h 18m 35s / +62° 35' 08" | A7 IV-V | Weißer Unterriese/Hauptreihenstern |
β Cep (Alfirk) | 3,23 | 21h 28m 35s / +70° 33' 39" | B2 IIIv | Prototyp eines Beta-Cephei-Veränderlichen |
γ Cep (Alrai) | 3,21 | 23h 39m 20s / +77° 37' 55" | K1 IV | Doppelstern mit Exoplanet |
δ Cep (Alrediph) | 3,48 - 4,37 | 22h 29m 58s / +58° 24' 55" | G2 Ib-II | Prototyp eines Cepheiden-Veränderlichen |
ε Cep | 4,18 | 21h 08m 53s / +57° 14' 51" | F0 IV | Gelb-weißer Unterriese |
ζ Cep | 3,39 | 22h 02m 28s / +58° 12' 05" | K1 Ib-II | Gelber Überriese |
η Cep | 3,41 | 20h 46m 17s / +61° 50' 33" | K0 IV | Oranger Unterriese |
ι Cep | 3,5 | 22h 55m 17s / +66° 12' 02" | B8 V | Bläulich-weißer Hauptreihenstern |
Einige Kurzporträts
Alderamin (Alpha Cephei): Dieser Stern ist der hellste im Kepheus und ein weißer Unterriese, der sich bereits von der Hauptreihe entfernt hat. Vor etwa 5.000 Jahren war er aufgrund der Erdpräzession der Polarstern. Seine Rotationsgeschwindigkeit ist bemerkenswert hoch, was zu einer Abplattung an den Polen führt. Er ist ein wichtiger Orientierungspunkt für Himmelsbeobachter im Norden.
Alfirk (Beta Cephei): Alfirk ist ein blauer Riese und der Prototyp der Beta-Cephei-Veränderlichen, einer Klasse von massereichen Sternen. Seine Helligkeit schwankt in Perioden von wenigen Stunden bis zu einem Tag minimal. Diese Pulsationen sind wichtige Studienobjekte für die Asteroseismologie, die das Innere von Sternen erforscht.
Errai (Gamma Cephei): Errai ist ein Doppelsternsystem, das aus einem gelb-orangen Unterriesen und einem Roten Zwerg besteht. Der Hauptstern wird von einem Exoplaneten umkreist, der zu den ersten extrasolaren Planeten zählt, die entdeckt wurden. Dieses System ist von großer Bedeutung für die Forschung an Planeten in Mehrfachsternsystemen.
Delta Cephei: Als Namensgeber der Cepheiden ist Delta Cephei ein gelb-weißer Überriese, dessen Helligkeit sich sehr regelmäßig alle 5,36 Tage ändert. Diese präzise Pulsation macht ihn zu einer entscheidenden "Standardkerze" im Universum. Seine Messungen waren fundamental für die Bestimmung kosmischer Entfernungen und die Erkenntnis der Expansion des Universums.
Iota Cephei: Iota Cephei ist ein weiteres Doppelsternsystem im Kepheus, das aus einem gelb-weißen Hauptreihenstern und einem schwächeren Begleiter besteht. Es ist ein optisch interessantes Ziel für Amateurastronomen mit kleineren Teleskopen. Seine Komponenten umkreisen sich in einer langen Periode, was ihre gemeinsame Entstehung nahelegt.
Epsilon Cephei: Epsilon Cephei ist ein blauer Riese, der sich am Übergang zum Überriesen befindet. Er ist ein relativ junger Stern und leuchtet sehr hell, obwohl er von der Erde aus weniger auffällig erscheint als die hellsten Sterne des Sternbilds. Sein Spektrum liefert wichtige Informationen über die Entwicklung massereicher Sterne.
Alderamin | Alfirk | Errai | Delta Cephai | |||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Rektaszension | 21h 18m 34,77 | 21h 28m 39,57 | 23 39 20,910 | 22h 29m 10,27 | ||||
Deklination | +62 35' 08,06" | +70 33' 38,5" | +77 37' 56.51" | +58 24' 54,7" | ||||
Magnitude | 2,45 | 3,23 | 3,2 | 3,75 | ||||
abs. Helligkeit | ? | ? | 2,62 | 3,47 +-0,10 | ||||
Spektralklasse | A7 IV-V | B2 IIIeV | K1 IV | F5 Iab | ||||
Entfernung | 49 LJ | 700 LJ | 46 | 887 LJ | ||||
Masse/M | 1,9 | ? | 1,4 | 4,5 | ||||
Leuchtkraft/L | 18 | ? | ? | 2000 | ||||
Temperatur/K | 7600 | ? | ? | 5500-6800 | ||||
Alter | ? | ? | ? | ? |
3. Deep-Sky-Objekte

Die DSOs im Kepheus sind oft weniger berühmt als die im Orion oder Schwan, aber sie sind nicht minder beeindruckend. Sie umfassen eine Mischung aus Emissions- und Reflexionsnebeln, in denen Sterne geboren werden und ihr Licht das umgebende Gas zum Leuchten bringen oder vom Staub reflektiert wird. Diese Nebel sind oft von jungen, heißen Sternen durchsetzt, die die Regionen ionisieren und formen. Dunkelnebel, dichte Wolken aus Gas und Staub, die das Licht dahinter blockieren, sind ebenfalls charakteristisch für diese Region und schaffen faszinierende Silhouetten vor helleren Hintergründen.
Neben den Nebeln beherbergt Kepheus auch mehrere offene Sternhaufen. Diese Ansammlungen von Sternen, die sich aus derselben Molekülwolke gebildet haben und gravitativ lose aneinander gebunden sind, variieren stark in ihrem Alter. Von jungen, bläulich leuchtenden Haufen, die noch in ihre Geburtsnebel eingebettet sind, bis hin zu uralten Haufen, die die Schwerkraft der Galaxis über Jahrmilliarden hinweg überstanden haben, bieten sie Einblicke in die stellare Evolution und die Dynamik unserer Milchstraße. Viele dieser Objekte sind beliebte Ziele für Astrofotografen, da ihre oft komplexen Strukturen und Farben in Langzeitbelichtungen wunderschön zur Geltung kommen.
Kurzbeschreibungen
Der Irisnebel (NGC 7023): Dieser wunderschöne Reflexionsnebel verdankt seinen Namen der Ähnlichkeit mit einer aufblühenden Irisblüte auf Astrofotografien. Er ist etwa 1.300 Lichtjahre entfernt und wird vom Licht des eingebetteten jungen Sterns SAO 19158 beleuchtet. Das blaue Leuchten entsteht durch die Streuung des Sternenlichts an feinen Staubpartikeln. Der Irisnebel ist ein hervorragendes Beispiel für die Wechselwirkung zwischen jungem Sternenlicht und interstellarem Staub.
Der Elefantenrüsselnebel (IC 1396): IC 1396 ist ein riesiger Emissionsnebel, der sich über mehrere Grad am Himmel erstreckt und etwa 2.400 Lichtjahre entfernt ist. Innerhalb dieses ausgedehnten Komplexes befindet sich die markante dunkle Säule, die als Elefantenrüsselnebel (IC 1396A) bekannt ist. Diese Region ist ein aktives Sternentstehungsgebiet, in dem dichte Gas- und Staubknoten durch die Strahlung heißer, junger Sterne geformt und zum Leuchten angeregt werden. Es ist ein dynamisches Labor für die Untersuchung der Sternenbildung.
NGC 188: Dieser offene Sternhaufen ist eine bemerkenswerte Ausnahme unter seinen Artgenossen, denn mit einem geschätzten Alter von etwa 6 bis 7 Milliarden Jahren ist er einer der ältesten bekannten offenen Sternhaufen in unserer Milchstraße. Während die meisten offenen Sternhaufen sich im Laufe der Zeit durch die Gezeitenkräfte der Galaxis auflösen, hat NGC 188 standgehalten. Er ist ein wichtiges Forschungsobjekt, um die Entwicklung und Stabilität von Sternhaufen sowie die Geschichte der galaktischen Scheibe zu verstehen.
Sh2-171 (auch bekannt als Teil des Cedar Rapids Nebula oder NGC 7822): Sh2-171 ist ein ausgedehnter Emissionsnebel, der oft mit dem offenen Sternhaufen Berkeley 59 assoziiert ist. Der Komplex ist eine aktive Sternentstehungsregion, die durch die intensive Ultraviolettstrahlung der jungen, massereichen Sterne des Sternhaufens zum Leuchten gebracht wird. In Astrofotografien zeigt dieser Nebel oft eindrucksvolle, säulenartige Strukturen aus Gas und Staub, die an die "Säulen der Schöpfung" im Adlernebel erinnern. Er ist ein leuchtendes Beispiel für die zerstörerische und gleichzeitig schöpferische Kraft junger Sterne.
NGC 7380 (Der Zauberer-Nebel): Dieser Emissionsnebel umgibt den jungen offenen Sternhaufen NGC 7380 und wird wegen seiner komplexen, oft flügelförmigen Strukturen auch als "Zauberer-Nebel" bezeichnet. Er ist eine weitere aktive Sternentstehungsregion, in der junge, heiße Sterne entstehen und das umgebende Gas ionisieren. Die vom Sternhaufen ausgehende intensive Strahlung und Sternwinde formen die umgebenden Gas- und Staubwolken, was zu den einzigartigen Konturen des Nebels führt. Er ist ein beliebtes Motiv für Astrofotografen aufgrund seiner Details und Farben.
VdB 152 (Wolf's Cave Nebula): Dieser als "Wolf's Cave Nebula" bekannte Nebel ist ein faszinierender Reflexionsnebel und Dunkelwolkenkomplex. Er besteht aus dichten Staubwolken, die das Licht des dahinterliegenden Himmels blockieren, und einem bläulich leuchtenden Bereich, in dem das Licht eines eingebetteten jungen Sterns reflektiert wird. VdB 152 ist ein ästhetisch ansprechendes Objekt, das die komplexen Formen und Farben von interstellaren Gas- und Staubstrukturen eindrucksvoll zeigt.
Der Kometen-Globulus (CoKu Tau/4): Dieser kleine, dichte Dunkelnebel im Kepheus, auch bekannt als CoKu Tau/4, ist ein faszinierendes Beispiel für eine "Bollerform" oder einen "Globulus". Es handelt sich um eine isolierte, kompakte Wolke aus Gas und Staub, in der möglicherweise gerade ein junger Stern entsteht oder sich bereits gebildet hat. Diese Objekte sind oft Vorläufer von Sternen und können unter dem Einfluss von Sternwinden und Strahlung aus der Umgebung bizarre, kometenähnliche Formen annehmen. Der Kometen-Globulus bietet einen Einblick in die frühesten Stadien der Sternentstehung in einer relativ isolierten Umgebung.
NGC 7538: NGC 7538 ist ein aktives und sehr helles Sternentstehungsgebiet im Sternbild Kepheus, das etwa 9.000 Lichtjahre von uns entfernt ist. Es ist bekannt für seine Ansammlung von sehr jungen, massereichen Sternen, die in dichte Gas- und Staubwolken eingebettet sind. Innerhalb dieses Nebels wurden einige der massereichsten Protosterne in der Milchstraße entdeckt, die noch dabei sind, Materie anzusammeln. Die Region ist ein wichtiges Labor für Astrophysiker, um die Entstehungsprozesse von sehr massereichen Sternen und die Wechselwirkungen zwischen diesen Sternen und ihrer Geburtswolke zu untersuchen.
Name | Magnitude | Position (RA/DE) | Art | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
NGC 188 | 8,1 | 00h 48m 26s / +85° 15' 18" | Offener Sternhaufen | Einer der ältesten bekannten offenen Sternhaufen |
NGC 7380 (Zauberer-Nebel) | 7,2 | 22h 47m 00s / +58° 07' 00" | Emissionsnebel | Aktives Sternentstehungsgebiet |
NGC 7538 | 10,3 | 23h 13m 38s / +61° 30' 42" | Emissionsnebel | Enthält Protosterne |
NGC 7635 (Bubble-Nebel) | 11 | 23h 20m 48s / +61° 12' 06" | Emissionsnebel | Durch Sternwind geformte Blase |
NGC 7129 | 11,5 | 21h 46m 25s / +66° 05' 00" | Offener Sternhaufen mit Nebel | Reflexionsnebel um jungen Sternhaufen |
NGC 6946 (Feuerwerksgalaxie) | 9 | 20h 34m 52s / +60° 09' 14" | Spiralgalaxie | Mit hoher Sternentstehungsrate |
IC 1396 | Variabel | 21h 39m 00s / +57° 29' 00" | Emissionsnebel | Großer, diffuser Nebelkomplex |
Sharpless 155 (Höhlennebel) | Variabel | 22h 57m 00s / +62° 27' 00" | Emissionsnebel | Dunkle Bänder im Emissionsnebel |
Cr 463 | 7 | 22h 38m 00s / +57° 40' 00" | Offener Sternhaufen | Helle Sterne in einer lockeren Gruppe |
Trumpler 37 | 6 | 21h 57m 00s / +57° 23' 00" | Offener Sternhaufen | Enthält den blauen Überriesen Mu Cephei |
vdB 142 (Geisternebel) | Variabel | 20h 58m 20s / +67° 56' 00" | Reflexionsnebel | Schwacher, gespenstisch wirkender Nebel |
LBN 114.59+00.27 | Variabel | 23h 03m 00s / +60° 48' 00" | Dunkelnebel | Dunkelwolke vor Sternfeld |
4. Besonderheiten
Cepheiden-Veränderliche (allen voran Delta Cephei): Dies ist die herausragendste Besonderheit des Sternbilds. Delta Cephei ist der Prototyp der nach ihm benannten Cepheiden-Veränderlichen. Diese Sterne sind Superriesen, deren Helligkeit in einem sehr präzisen, regelmäßigen Rhythmus schwankt. Die entscheidende Eigenschaft ist die direkte Korrelation zwischen der Pulsationsperiode und ihrer intrinsischen Leuchtkraft. Dies macht sie zu unschätzbar wertvollen "Standardkerzen", mit denen Astronomen kosmische Entfernungen im Universum bestimmen können – von unserer Milchstraße bis zu weit entfernten Galaxien. Ohne die Cepheiden wäre unser Verständnis der Ausdehnung des Universums und seiner Geschichte viel begrenzter.
Beta Cephei als Prototyp von Pulsationsveränderlichen: Neben Delta Cephei ist auch Beta Cephei ein wichtiger veränderlicher Stern, der den Prototyp einer anderen Klasse von pulsierenden Sternen darstellt (Beta-Cephei-Veränderliche). Ihre Helligkeitsschwankungen sind subtiler und schneller, aber wissenschaftlich wertvoll für die Asteroseismologie, die das Innere von Sternen anhand ihrer Schwingungen erforscht.
Der Granatstern (μ Cephei): Dieser Stern ist ein roter Überriese und einer der größten bekannten Sterne in unserer Milchstraße. Seine tiefe, satte rote Farbe ist schon in kleinen Teleskopen beeindruckend und macht ihn zu einem der farbenprächtigsten Sterne am Himmel. Er ist ein extremes Beispiel für Sterne am Ende ihres Lebenszyklus, die sich zu enormen Größen ausgedehnt haben.
Exoplaneten-Gastgeber (Gamma Cephei): Gamma Cephei ist ein Doppelsternsystem, dessen Hauptstern von einem Exoplaneten umkreist wird. Dies macht es zu einem frühen Beispiel für ein Mehrfachsternsystem, das Planeten beherbergt, und trägt zur Erforschung der Vielfalt planetarer Systeme bei.
5. Bilder


