1. Allgemeines


Astronomischer Name: Coma Berenices

Rektaszension: 11 58 25 bis 13 36 07

Deklination: +13° 18′ 14″ bis +33° 18′ 27″

Beobachtungszeit Mitteleuropa: Frühjahr

Fläche: 386,475 deg²


Das Sternbild Haar der Berenike, lateinisch Coma Berenices, ist ein faszinierendes, wenn auch oft übersehenes Sternbild am nördlichen Himmel. Es liegt eingebettet zwischen den prominenteren Konstellationen Löwe im Westen und Bärenhüter im Osten und ist besonders im Frühling gut zu beobachten. Trotz seiner relativen Unscheinbarkeit beherbergt es einige interessante astronomische Objekte und eine reiche mythologische Geschichte.


Der Ursprung des Namens "Haar der Berenike" ist einzigartig, da es eines der wenigen Sternbilder ist, das nach einer historischen Figur und nicht nach einer mythologischen Gestalt benannt wurde. Die Geschichte reicht zurück ins 3. Jahrhundert v. Chr. zu Königin Berenike II. von Ägypten, der Gemahlin von Ptolemaios III. Euergetes.


Der Legende nach versprach Berenike, ihr wunderschönes langes Haar der Göttin Aphrodite zu opfern, sollte ihr Mann sicher und siegreich von einem Feldzug zurückkehren. Als Ptolemaios tatsächlich unversehrt zurückkehrte, erfüllte Berenike ihr Gelübde und legte ihre Haare im Tempel der Aphrodite nieder. Am nächsten Morgen jedoch waren die Haare verschwunden. Um den zornigen König und die verzweifelte Königin zu besänftigen, erklärte der Hofastronom Konon von Samos, dass die Götter so erfreut über Berenikes Opfer gewesen seien, dass sie ihr Haar an den Himmel versetzt und dort als Sternbild platziert hätten.


Tatsächlich wurde dieses Sternbild erst relativ spät in der westlichen Astronomie offiziell anerkannt. Vor Konon wurden die Sterne, die heute das Haar der Berenike bilden, oft als Teil des Löwen oder des Bärenhüters betrachtet. Es war Konon, der diesem Bereich des Himmels eine eigene Identität verlieh, die später von Ptolemäus in seinem Almagest aufgegriffen und popularisiert wurde.


Das Haar der Berenike ist ein eher lichtschwaches Sternbild und besteht hauptsächlich aus Sternen der 4. und 5. Größenklasse, was es in lichtverschmutzten Gebieten schwierig macht, es ohne Hilfsmittel zu erkennen. Am besten ist es in einer dunklen, klaren Nacht zu sehen. Man findet es, indem man eine Linie zwischen den hellen Sternen Arktur im Bärenhüter und Denebola im Löwen zieht – das Haar der Berenike liegt ungefähr in der Mitte dieser Linie.


2. Sterne


Das Sternbild Haar der Berenike (Coma Berenices) mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken, da es keine Sterne erster oder zweiter Größenklasse beherbergt. Doch bei genauerer Betrachtung offenbart dieses Himmelsareal eine faszinierende Vielfalt an Sternen – von den lockeren Ansammlungen des namensgebenden Sternhaufens bis hin zu interessanten Doppelsternen, veränderlichen Sternen und anderen himmlischen Besonderheiten.


Doppelsterne:  Alpha Comae Berenices (α Com) ist mit einer scheinbaren Helligkeit von etwa 4,3 mag der hellste Stern im Sternbild. Es handelt sich um ein Doppelsternsystem, das aus zwei fast identischen F5V-Hauptreihensternen besteht. Die beiden Komponenten sind sehr eng beieinander und nur mit größeren Teleskopen oder unter sehr guten Bedingungen als Einzelsterne zu trennen. Abgesehen von Alpha Comae beherbergt das Haar der Berenike weitere interessante Mehrfachsternsysteme, die für Amateurastronomen mit Teleskopen lohnende Beobachtungsziele darstellen. Dazu gehören 17 Comae Berenices, ein System aus zwei Sternen der Helligkeiten 5,3 mag und 6,6 mag, die in größerem Abstand voneinander stehen und daher relativ leicht zu trennen sind, sowie 35 Comae Berenices, ein weiteres Doppelsternsystem mit Komponenten der Helligkeiten 5,0 mag und 7,0 mag. 24 Comae Berenices ist interessant, da seine Hauptkomponente ein veränderlicher Stern ist.


Veränderliche: Das Haar der Berenike ist auch die Heimat einiger veränderlicher Sterne, deren Helligkeit sich im Laufe der Zeit ändert. FS Comae Berenices ist ein halb-regelmäßiger veränderlicher Riese des Typs M0III. Diese Sterne zeigen in unregelmäßigen Abständen Helligkeitsschwankungen und gehören zu den älteren Sternen, die sich in fortgeschrittenen Entwicklungsstadien befinden. R Comae Berenices ist ein Myra-Typ-Veränderlicher, ein pulsierender Riese mit sehr ausgeprägten Helligkeitsschwankungen über Perioden von Hunderten von Tagen. Diese Sterne sind typischerweise rote Riesen, die kurz vor dem Ende ihres Lebenszyklus stehen. 


Die hellsten Sterne im Sternbild

Name Magnitude Position (RA/DE) Spektralklasse Besonderheiten
β Com 4,23 13h 11m 52s / +27° 52' 34" G0 V Gelber Hauptreihenstern
α Com (Diadem) 4,29 13h 10m 10s / +17° 31' 45" F5 V Gelb-weißer Hauptreihenstern
γ Com 4,35 12h 59m 58s / +28° 16' 07" K1 III Oranger Riese
11 Com 4,72 12h 29m 00s / +17° 47' 35" G8 III Gelber Riese mit Exoplanet
36 Com 4,76 13h 14m 58s / +17° 24' 34" K0 III Oranger Riese
12 Com 4,78 12h 30m 17s / +25° 50' 46" A2 V Weißer Hauptreihenstern
21 Com 4,91 12h 34m 33s / +24° 34' 01" F8 V Gelb-weißer Hauptreihenstern
13 Com 5,17 12h 30m 53s / +27° 25' 51" G0 V Gelber Hauptreihenstern

Alpha Comae Berenices (α Com): Dieser Stern ist mit einer scheinbaren Helligkeit von etwa 4,3 mag der hellste im Sternbild Haar der Berenike und repräsentiert einen der Höhepunkte der legendären Haarlocke der Königin. Es handelt sich um ein Doppelsternsystem, dessen Komponenten fast identische mit F5V-Hauptreihensterne sind. Ihre enge Umlaufbahn macht es zu einer Herausforderung, sie optisch zu trennen, selbst mit größeren Teleskopen. Das System vollendet einen gemeinsamen Umlauf etwa alle 25,8 Jahre. Alpha Comae ist ein hervorragendes Beispiel für die häufig vorkommenden Doppelsterne in unserer Galaxie und bietet Einblicke in die Dynamik solcher Systeme.


Beta Comae Berenices (β Com): Mit einer scheinbaren Helligkeit von ungefähr 4,26 mag steht Beta Comae dem hellsten Stern des Sternbilds in nichts nach. Dieser Stern ist besonders interessant, da er ein G0V-Hauptreihenstern ist, der unserer eigenen Sonne in vielen Aspekten sehr ähnelt. Er weist eine vergleichbare Masse, Temperatur und Leuchtkraft auf, was ihn zu einem wertvollen Studienobjekt für Astronomen macht, die mehr über die Evolution von sonnenähnlichen Sternen erfahren möchten. Beta Comae befindet sich derzeit im stabilen Zustand der Wasserstoffverbrennung in seinem Kern, genau wie unsere Sonne. Seine Ähnlichkeit bietet die Möglichkeit, Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung unserer Heimatsonne zu ziehen.


Gamma Comae Berenices (γ Com): Als dritthellster Stern des Haar der Berenike leuchtet Gamma Comae mit einer scheinbaren Helligkeit von rund 4,35 mag. Im Gegensatz zu den Hauptreihensternen Alpha und Beta Comae ist Gamma Comae ein K1III-Riesenstern. Dies bedeutet, dass er das Stadium der Wasserstoffverbrennung in seinem Kern bereits abgeschlossen hat und sich infolgedessen stark aufgebläht hat. Er ist deutlich größer und leuchtkräftiger als unsere Sonne, obwohl seine Oberflächentemperatur kühler ist, was ihm seine rötliche Farbe verleiht. Gamma Comae bietet einen Blick in ein fortgeschrittenes Stadium der Sternentwicklung, das unserer Sonne in einigen Milliarden Jahren bevorsteht.


FS Comae Berenices: Dieser Stern ist ein bemerkenswertes Beispiel für einen veränderlichen Stern im Haar der Berenike. Es handelt sich um einen halb-regelmäßigen veränderlichen Riesen des Typs M0III, dessen Helligkeit sich über unregelmäßige Perioden ändert. Diese Art von Sternen zeigt Schwankungen in der Leuchtkraft, die oft mit Pulsationen in ihrer ausgedehnten Atmosphäre zusammenhängen. Als Riese befindet sich FS Comae in einem späteren Stadium seiner stellaren Evolution. Die Beobachtung solcher Sterne hilft Astronomen, die physikalischen Prozesse zu verstehen, die die Instabilität und das Ende von Sternleben bestimmen.


R Comae Berenices: R Comae ist ein klassischer Myra-Typ-Veränderlicher und gehört zu den interessantesten veränderlichen Sternen in diesem Sternbild. Myra-Sterne sind rote Riesen, die für ihre sehr ausgeprägten und periodischen Helligkeitsschwankungen über Zeiträume von Hunderten von Tagen bekannt sind. Diese starken Pulsationen können die Helligkeit des Sterns um mehrere Größenklassen verändern, was ihn zu einem lohnenden Ziel für Amateurastronomen macht. R Comae steht kurz vor dem Ende seines Lebenszyklus und bietet daher wertvolle Einblicke in die Spätphasen der Sternentwicklung, bevor solche Sterne ihre äußeren Hüllen abstoßen und zu planetarischen Nebeln werden.


24 Comae Berenices: Dieses System ist nicht nur ein Doppelstern, sondern seine Hauptkomponente ist selbst ein interessanter veränderlicher Stern. Die hellere Komponente ist ein roter Riese vom Spektraltyp K2III, der ebenfalls unregelmäßige Helligkeitsschwankungen zeigt. Solche unregelmäßigen Veränderlichen sind oft Sterne in fortgeschrittenen Entwicklungsstadien, deren äußere Schichten instabil werden. Die Tatsache, dass es sich hierbei um ein Doppelsternsystem handelt, erlaubt es Astronomen zudem, die Wechselwirkungen zwischen zwei Sternen zu untersuchen, während sich einer davon in einer dynamischen Phase seines Lebens befindet. Dies bietet einzigartige Möglichkeiten, die Evolution von Doppelsternsystemen zu modellieren.

Alpha Comae Berenices Beta Comae Berenices 24 Comae Berenices FS Comae Berenices
Rektaszension 13h 09 m 59,285 13h 11m 52,39379s 12h 35 m 07.76130s 13h 30m 46,800s
Deklination +17 31' 46.04" +27 52' 41,4535" +18 22' 37.4133" +24 13' 57,781"
Magnitude 4,3 4,25 5,03 8,25
abs. Helligkeit ? ? 0,3 ?
Spektralklasse F5 V F9.5V K0II-III G4 III
Entfernung 60 29,7 380 733
Masse/M 1,2 1,15 ? ?
Leuchtkraft/L 1,7 1,35 ? ?
Temperatur/K 6300 5950 ? 5080
Alter ? ? ? ?

3. Deep-Sky-Objekte

Das Sternbild Haar der Berenike (Coma Berenices) mag auf den ersten Blick durch seine lichtschwachen Sterne und das Fehlen eines dominanten Sterns unauffällig erscheinen. Doch für Liebhaber der Deep-Sky-Beobachtung ist es ein wahres Paradies. Dieses Himmelsareal ist nicht nur die Heimat eines bekannten offenen Sternhaufens, sondern vor allem ein Tor zu den Weiten des Universums, da es den Kernbereich eines der größten und massereichsten bekannten Galaxienhaufen beherbergt: den Coma-Haufen. Darüber hinaus erstreckt sich der Rand des Virgo-Galaxienhaufens ebenfalls in dieses Sternbild, was zu einer außergewöhnlichen Dichte an Galaxien führt.


Im Gegensatz zu den meisten anderen Sternbildern, die oft mit einzelnen spektakulären Nebeln oder Sternhaufen glänzen, zeichnet sich das Haar der Berenike durch eine Fülle von Galaxien aus. Es ist ein idealer Ort, um die Vielfalt extragalaktischer Objekte zu erkunden – von Spiralgalaxien mit ausgeprägten Armen bis hin zu elliptischen Galaxien, die wie diffuse Lichtflecken erscheinen. Die hier sichtbaren Galaxien sind in Entfernungen von Dutzenden bis Hunderten von Millionen Lichtjahren angesiedelt, was uns einen Blick weit zurück in die kosmische Geschichte ermöglicht.


Die Konzentration von Galaxien im Haar der Berenike ist ein direktes Ergebnis seiner Lage im Raum. Wir blicken hier in eine Region, in der sich riesige Ansammlungen von Materie – die Galaxienhaufen – gebildet haben. Der Coma-Haufen ist ein gigantisches System, das Tausende von Galaxien enthält und zu den größten Gravitationsstrukturen im Universum gehört.  Er ist ein exzellentes Labor, um Galaxienentwicklung und die Wechselwirkungen zwischen Galaxien  zu studieren. Für Beobachter mit einem Teleskop bieten sich unzählige Möglichkeiten, die verschiedenen Formen und Größen dieser fernen Inseln des Universums zu entdecken.

Kurzbeschreibungen



Messier 100 (M100) Rektaszension: 12h 22m 54.9s, Deklination: +15° 49′ 20″: M100 ist eine beeindruckende Spiralgalaxie, die sich im Coma-Virgo-Galaxienhaufen präsentiert. Sie ist eine der hellsten und größten Galaxien in diesem Haufen und fasziniert Astronomen seit ihrer Entdeckung. Ihre Spiralarme sind reich an jungen, blauen Sternen und leuchtenden Wasserstoffregionen, die auf eine aktive Sternentstehung hindeuten. Im Zentrum der Galaxie befindet sich ein supermassives Schwarzes Loch, dessen Einfluss die Dynamik der umliegenden Materie maßgeblich prägt. Für Beobachter mit Teleskopen mittlerer Größe erscheint M100 als ein helles, ovales Nebelchen, dessen Spiralarme unter guten Bedingungen erkennbar werden.


Messier 85 (M85) Rektaszension: 12h 25m 24.0s, Deklination: +18° 11′ 28″: M85 ist eine linsenförmige Galaxie und ebenfalls ein prominentes Mitglied des Coma-Virgo-Galaxienhaufens. Sie zeigt eine relativ glatte, elliptische Form mit wenig Anzeichen von Spiralarmen, was typisch für diesen Galaxientyp ist. Obwohl sie nicht so spektakulär erscheint wie einige ihrer spiralförmigen Nachbarn, ist M85 ein interessantes Studienobjekt für die Galaxienentwicklung. Ihre Sternpopulation besteht hauptsächlich aus älteren, rötlicheren Sternen, was auf eine geringe oder eingestellte Sternentstehungsrate hindeutet. Die Galaxie interagiert gravitativ mit anderen Mitgliedern des Haufens, was möglicherweise ihre Form beeinflusst hat. M85 ist relativ hell und kann bereits mit kleineren Teleskopen beobachtet werden, wo sie als diffuser Fleck erscheint.


Messier 99 (M99) Rektaszension: 12h 18m 49.6s, Deklination: +14° 24′ 59″: M99, auch als "Coma Pinwheel" bekannt, ist eine weitere schöne Spiralgalaxie im Coma-Virgo-Haufen, die sich durch ihre ungewöhnlich asymmetrischen Spiralarme auszeichnet. Diese asymmetrische Struktur wird wahrscheinlich durch gravitative Wechselwirkungen mit anderen Galaxien im Haufen verursacht. Die Galaxie ist reich an blauen Sternentstehungsregionen, die entlang ihrer Spiralarme leuchten und auf eine hohe Aktivität hinweisen. M99 ist ein großartiges Beispiel dafür, wie externe Einflüsse die Morphologie und Evolution von Galaxien prägen können. Für Teleskope mittlerer Größe ist sie ein lohnendes Ziel, da ihre Spiralstruktur unter dunklem Himmel angedeutet werden kann.


Messier 98 (M98) Rektaszension: 12h 13m 48.3s, Deklination: +14° 54′ 01″: M98 ist eine Spiralgalaxie, die sich durch ihre deutliche Neigung zu unserer Sichtlinie auszeichnet, was sie als langgestreckten, spindelförmigen Nebel erscheinen lässt. Sie ist ebenfalls Teil des Coma-Virgo-Galaxienhaufens, obwohl sie sich am Rande dieses riesigen Systems befindet. Ihre Spiralarme sind dicht gepackt und enthalten sowohl junge, blaue Sterne als auch ältere, rötlichere Populationen. Die Galaxie ist bekannt für ihre diffuse Erscheinung, was ihre Beobachtung mit kleineren Teleskopen zu einer kleinen Herausforderung macht. Trotzdem bietet M98 einen faszinierenden Einblick in die Vielfalt der Spiralgalaxien und ihre Orientierungen im Raum.


Messier 88 (M88) Rektaszension: 12h 31m 59.2s, Deklination: +14° 24′ 13″:  M88 ist eine Spiralgalaxie vom Typ Sa, die sich durch ihre eng gewickelten Spiralarme und einen prominenten zentralen Bulge auszeichnet. Sie ist ein herausragendes Mitglied des Virgo-Galaxienhaufens und liegt innerhalb des Sternbilds Haar der Berenike. Die Galaxie zeigt deutliche Hinweise auf aktive Sternentstehung in ihren Armen, die von blauen Sternhaufen gesprenkelt sind. Ihre relative Nähe zum Zentrum des Haufens deutet auf starke gravitative Einflüsse hin, die ihre Struktur geformt haben könnten. Mit Teleskopen mittlerer Größe ist M88 gut erkennbar und zeigt unter guten Bedingungen eine klare Spiralstruktur. Sie ist ein exzellentes Beispiel für eine gut entwickelte Spiralgalaxie.


Messier 91 (M91) Rektaszension: 12h 35m 26.4s, Deklination: +14° 29′ 47″: M91 ist eine Balkenspiralgalaxie, die erst später als eigenständiges Objekt identifiziert wurde, nachdem Charles Messier ursprünglich einen Fehler in seiner Katalogisierung gemacht hatte. Sie ist ein weiteres Mitglied des Virgo-Galaxienhaufens und gehört zu den weniger bekannten, aber dennoch interessanten Objekten in dieser Region. Ihre Struktur ist durch einen deutlichen zentralen Balken und schwach ausgeprägte Spiralarme gekennzeichnet. Wie viele Galaxien im Virgo-Haufen zeigt auch M91 Anzeichen von Wechselwirkungen mit ihrer Umgebung. Obwohl sie für kleinere Teleskope eher eine Herausforderung darstellt, kann sie von erfahrenen Beobachtern unter dunklem Himmel als schwacher, länglicher Nebel wahrgenommen werden.


Messier 58 (M58) Rektaszension: 12h 37m 43.6s, Deklination: +11° 49′ 04″: M58 ist eine weitere Spiralgalaxie im Virgo-Galaxienhaufen, die sich durch ihre relativ kompakte und helle Erscheinung auszeichnet. Sie wird als intermediäre Spiralgalaxie klassifiziert, was bedeutet, dass sie Merkmale sowohl von Balkenspiralgalaxien als auch von normalen Spiralgalaxien aufweist. Im Vergleich zu anderen Galaxien im Haufen ist M58 relativ isoliert, was möglicherweise zu ihrer gut definierten Spiralstruktur beigetragen hat. Die Galaxie ist reich an jungen Sternen und weist aktive Sternentstehungsregionen auf. Für Amateurastronomen ist M58 ein zugängliches Objekt, das bereits in kleineren Teleskopen als ovales Leuchten sichtbar wird.


NGC 4565 (Needle Galaxy) Rektaszension: 12h 36m 21.2s, Deklination: +25° 59′ 16″: Obwohl NGC 4565 streng genommen am Rande des Sternbilds Haar der Berenike liegt und oft dem Sternbild Jungfrau zugeordnet wird, ist sie aufgrund ihrer spektakulären Erscheinung eine Erwähnung wert. Diese majestätische Spiralgalaxie ist uns exakt von der Kante zugewandt, was ihr den Beinamen "Nadelgalaxie" eingebracht hat. Ihre markante dunkle Staubwolke, die sich wie ein Band durch die Galaxie zieht, ist besonders auffällig und zeugt von aktiver Sternentstehung in ihrer Scheibe. NGC 4565 ist bekannt für ihre extrem schmale und längliche Form, die sie zu einem beliebten Fotomotiv macht. Sie ist eine der hellsten Kanten-Galaxien am Nachthimmel und kann bereits mit kleineren Teleskopen als faszinierender, dünner Strich am Himmel beobachtet werden. Ihre Entfernung beträgt etwa 42 Millionen Lichtjahre.

Name Magnitude Position (RA/DE) Art Besonderheiten
M64 (NGC 4826) 8,5 12h 56m 43s / +21° 40' 58" Spiralgalaxie Black Eye Galaxy
M85 (NGC 4382) 9,1 12h 25m 24s / +18° 11' 27" Linsenförmige Galaxie
M88 (NGC 4501) 9,6 12h 31m 59s / +14° 25' 13" Spiralgalaxie
M91 (NGC 4548) 10,2 12h 35m 26s / +14° 29' 47" Balken-Spiralgalaxie
M98 (NGC 4192) 10,1 12h 13m 48s / +14° 54' 01" Spiralgalaxie
M99 (NGC 4254) 9,9 12h 18m 49s / +14° 25' 03" Spiralgalaxie
M100 (NGC 4321) 9,3 12h 22m 55s / +15° 49' 21" Spiralgalaxie
NGC 4274 11,3 12h 19m 51s / +29° 36' 28" Balken-Spiralgalaxie
NGC 4278 10,1 12h 20m 07s / +29° 17' 20" Elliptische Galaxie
NGC 4314 11,4 12h 22m 32s / +29° 53' 44" Balken-Spiralgalaxie
NGC 4494 9,8 12h 31m 16s / +25° 46' 31" Elliptische Galaxie
NGC 4559 10,4 12h 35m 57s / +27° 57' 35" Spiralgalaxie
NGC 4565 9,6 12h 36m 21s / +25° 59' 14" Spiralgalaxie Nadelgalaxie
NGC 4654 10,4 12h 43m 56s / +13° 07' 34" Spiralgalaxie
NGC 4725 9,3 12h 50m 27s / +25° 30' 03" Balken-Spiralgalaxie
NGC 4753 9,9 12h 52m 05s / +00° 55' 05" Linsenförmige Galaxie

4. Besonderheiten


 Coma-Bereniciden-Meteorstrom:  Dieser Meteorstrom ist zwar nicht so bekannt und aktiv wie die Perseiden oder Geminiden, doch bietet er im Bereich des späten Januars und frühen Februars die Chance, einige Sternschnuppen zu beobachten, deren Radiant im Sternbild liegt. Meteorströme entstehen, wenn die Erde auf ihrer Umlaufbahn die Trümmerwolke eines Kometen oder Asteroiden kreuzt, und die Coma-Bereniciden sind ein schönes Beispiel für diese kosmischen Begegnungen.


 Tor zu den Tiefen des Universums:  Das Sternbild beherbergt den Coma-Haufen (Abell 1656) und ist gleichzeitig der Vorhof zum noch größeren Virgo-Galaxienhaufen. Der Coma-Haufen ist eine der dichtesten Ansammlungen von Galaxien in unserer kosmischen Nachbarschaft und umfasst Tausende von Galaxien, die durch die Schwerkraft aneinander gebunden sind. Viele der zuvor beschriebenen Messier-Objekte wie M85, M98, M99 und M100 gehören zu diesem oder dem benachbarten Virgo-Haufen und zeigen die immense Vielfalt an Galaxienformen – von prächtigen Spiralgalaxien mit aktiver Sternentstehung bis hin zu alten, rötlichen elliptischen Galaxien. Diese Galaxienhaufen sind nicht nur ästhetisch beeindruckend, sondern auch entscheidend für das Verständnis der großräumigen Struktur des Universums und der Galaxienentwicklung, da die dichte Umgebung gravitative Wechselwirkungen und Galaxienverschmelzungen begünstigt.


5. Bilder