Betelgeuse
  
Bayer-Bezeichnung: α Orionis
Sternbild: Orion
Spektralklasse: M1–2 Ia–Iab
Rektaszension: 05h 55m 10,305s
Deklination: +07° 24′ 25,430″
Scheinbare Helligkeit: +0,3 - +0,6m
Entfernung: 550
Masse: 16,5–19
Temperatur: 3600 K
Leuchtkraft: 55.000
Durchmesser: --
Metallizität: --
  
Betelgeuse, offiziell bekannt als Alpha Orionis, ist einer der markantesten und bekanntesten Sterne am Nachthimmel. Er bildet die leuchtend rote Schulter des Jägers Orion und gehört zu den größten Sternen, die wir kennen: Er ist ein Roter Überriese, der im Endstadium seines stellarischen Lebenszyklus angelangt ist. Seine Farbe, ein tiefes Orangerot, ist ein deutliches Zeichen für seine relativ niedrige Oberflächentemperatur, die im Bereich von etwa 3.300 Kelvin liegt. Diese Färbung steht im auffälligen Kontrast zum bläulich-weißen Rigel, dem Fußstern des Orion, der ein heißer Überriese ist.
Die wahre Dimension von Betelgeuse ist kaum vorstellbar. Mit einem Durchmesser, der etwa dem 700- bis 1000-fachen der Sonne entspricht, würde Betelgeuse, stünde er im Zentrum unseres Sonnensystems, alle inneren Planeten – Merkur, Venus, Erde und Mars – verschlingen. Seine Atmosphäre würde sich sogar bis über die Umlaufbahn des Jupiters hinaus erstrecken. Trotz seiner enormen Größe und einer Masse, die etwa dem 15- bis 20-fachen unserer Sonne entspricht, ist seine Dichte extrem gering, da er sich bereits stark aufgebläht hat.
Betelgeuse befindet sich in einer Entfernung von etwa 550 bis 640 Lichtjahren von der Erde. Dies ist relativ nah in astronomischen Maßstäben und erklärt, warum er trotz seiner Entfernung so hell am Himmel leuchtet. Die enorme Energieabstrahlung und Helligkeit von Betelgeuse machen ihn zu einem der hellsten Sterne im gesamten Spektrum und einem der wenigen Sterne, deren Oberflächendetails mithilfe moderner Teleskop-Interferometrie aufgelöst werden können.
Das Besondere an Betelgeuse ist jedoch seine Unbeständigkeit. Als Roter Überriese pulsiert er und durchläuft komplexe Helligkeitszyklen, was zu unregelmäßigen Schwankungen seiner Leuchtkraft führt. Die dramatischste dieser Schwankungen ereignete sich Ende 2019 bis Anfang 2020, als Betelgeuse auf etwa zwei Drittel seiner normalen Helligkeit abfiel. Dieses sogenannte "Great Dimming" ("Große Abdimmen") führte bei Astronomen und der Öffentlichkeit zu Spekulationen, dass der Stern unmittelbar vor einer Supernova-Explosion stehen könnte. Spätere Beobachtungen ergaben jedoch, dass die Verdunkelung höchstwahrscheinlich auf eine gewaltige Eruption zurückzuführen war, bei der eine große Wolke aus Plasma und Staub aus seiner Oberfläche ausgestoßen wurde. Diese Staubwolke verdeckte vorübergehend einen Teil des Sternenlichts und ließ ihn von der Erde aus schwächer erscheinen.
  
Trotz der Entwarnung nach der Verdunkelung ist die Supernova-Frage bei Betelgeuse keine Frage des Ob, sondern des Wann. Er hat fast seinen gesamten Kernbrennstoff verbraucht und ist in der Endphase seines Lebens. Astronomen erwarten, dass Betelgeuse irgendwann in den nächsten 100.000 Jahren in einer kataklysmischen Kernkollaps-Supernova explodieren wird. Wenn dies geschieht, wird das Ereignis ein kosmisches Spektakel: Die Supernova wäre voraussichtlich so hell, dass sie tagelang am Tageshimmel sichtbar wäre und für einige Wochen sogar heller leuchten könnte als der Vollmond. Aufgrund der Entfernung des Sterns besteht für die Erde jedoch keine Gefahr durch die bei der Explosion freigesetzte Gammastrahlung. Betelgeuse bleibt somit ein faszinierendes Forschungsobjekt und eine ständige Erinnerung an die Dynamik und das feurige Ende der massereichsten Sterne im Universum.
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