1.Allgemeines


Astronomischer Name: Bootes

Rektaszension: 13 35 49 bis 15 49 28

Deklination: +7° 21′ 38″ bis +55° 02′ 42″

Beobachtungszeit Mitteleuropa: November – September

Fläche: 906,831 


Das Sternbild Bärenhüter, bekannt unter seinem lateinischen Namen Bootes, ist eine markante Figur am nördlichen Sternenhimmel, die seit Jahrtausenden die menschliche Vorstellungskraft beflügelt. Seine Präsenz, dominiert vom leuchtenden Stern Arktur, macht es zu einem der auffälligsten Himmelsbilder und einem wichtigen Orientierungspunkt für Himmelsbeobachter in unseren Breiten.


Die Bezeichnung "Bärenhüter" leitet sich vom griechischen Arktur, dem hellsten Stern des Bootes, ab, dessen Name "Bärenwächter" oder "Bärenhüter" bedeutet. Dies rührt daher, dass Arktur dem Großen Bären (Ursa Major) am Himmel zu folgen scheint. Die Gestalt des Bootes selbst wurde in verschiedenen Kulturen unterschiedlich interpretiert. In der griechischen Mythologie gibt es mehrere Erzählungen, die mit Bootes in Verbindung gebracht werden. Eine der bekanntesten besagt, dass Bootes der mythische Arkas ist, der Sohn des Zeus und der Kallisto. Kallisto wurde von Hera in eine Bärin verwandelt, und als Arkas sie später im Wald jagen wollte, wurden beide von Zeus an den Himmel versetzt, um einer Tragödie zu entgehen – Kallisto als Großer Bär (Ursa Major) und Arkas als ihr ewiger Wächter, der Bärenhüter. Eine andere Geschichte identifiziert Bootes mit Ikarios, dem Athener Winzer, dem Dionysos die Kunst des Weinbaus lehrte. Als Ikarios seinen Wein den Hirten gab, diese sich betranken und ihn für einen Giftmörder hielten, erschlugen sie ihn. Dionysos versetzte ihn dann als Sternbild an den Himmel. Diese Vielfalt der Mythen unterstreicht die tiefe kulturelle Bedeutung, die das Sternbild über die Jahrhunderte hinweg besaß.


Das Sternbild wird wie etwa in der Software Stellarium, auch als Rinderhirte bezeichnet. Diese Bezeichnung ist ebenfalls historisch korrekt, da der lateinische Name "Bootes" vom altgriechischen "boōtēs" abstammt, was "Ochsentreiber" oder "der mit Stieren pflügt" bedeutet – eine Anspielung auf die bäuerliche oder hirtenbezogene Rolle, die das Sternbild in antiken Kulturen innehatte.


Die Geschichte der Beobachtung des Bärenhüters reicht Tausende von Jahren zurück. Schon die alten Ägypter kannten und interpretierten dieses Sternbild. Die Babylonier sahen darin wahrscheinlich einen Bauern oder einen Hirten. Bei den Griechen wurde die bereits erwähnte Mythologie entwickelt, die Bootes eng mit dem Großen Bären verband. Im Mittelalter und in der Neuzeit wurde das Sternbild weiterhin kartiert und erforscht. Die Entwicklung von Teleskopen ermöglichte es den Astronomen, nicht nur die Positionen der Sterne genauer zu bestimmen, sondern auch ihre Eigenschaften wie Helligkeit und Farbe zu untersuchen. Arktur war einer der ersten Sterne, dessen Eigenbewegung entdeckt wurde, was ein Beweis dafür war, dass Sterne nicht fest am Himmelsgewölbe verankert sind, sondern sich bewegen. Für Beobachter in Deutschland ist der Bärenhüter ein zirkumpolares Sternbild, was bedeutet, dass er von den meisten Orten in Deutschland aus das ganze Jahr über zumindest teilweise sichtbar ist und nicht untergeht. Seine beste Beobachtungszeit ist jedoch im Frühling und Sommer.


2. Sterne


Angeführt von einem der hellsten Himmelskörper am Nachthimmel, bietet Bootes eine faszinierende Mischung aus Einzelsternen, Doppelsternen und anderen bemerkenswerten Himmelsobjekten, die sowohl für Anfänger als auch für erfahrene Astronomen interessant sind.


Doppelsterne: Der Bärenhüter beherbergt eine Reihe interessanter Doppel- und Mehrfachsternsysteme, die eine genauere Betrachtung lohnen. Eines der wohl bekanntesten ist Izar (ε Bootis), oft liebevoll als "die Schönste" (vom lateinischen "pulcherrima") bezeichnet. Izar präsentiert sich als prächtiges Doppelsternsystem, das sich selbst mit kleineren Teleskopen gut in seine Komponenten auflösen lässt. Es setzt sich aus einem leuchtenden orangefarbenen Riesen und einem kleineren, bläulich-grünen Hauptreihenstern zusammen. Dieser auffällige Farbkontrast macht Izar zu einem besonders beliebten Ziel für Amateurastronomen. Ein weiteres interessantes System im Bärenhüter ist Muphrid (η Bootis). Obwohl er für das bloße Auge als Einzelstern erscheint, handelt es sich bei Muphrid tatsächlich um einen spektroskopischen Doppelstern. Dies bedeutet, dass die beiden Komponenten so eng beieinander liegen, dass sie nicht direkt visuell getrennt werden können, sondern ihre getrennte Existenz nur durch die Analyse ihres Lichts – genauer gesagt, durch Verschiebungen in ihren Spektrallinien – erkannt wird. Nicht weniger faszinierend ist Alkalurops (μ Bootis), dessen Name "Hirtenstab" oder "Keule des Hirten" bedeutet. Alkalurops ist ein komplexes Mehrfachsternsystem, das aus mehreren Komponenten besteht. Einige dieser Komponenten sind selbst mit größeren Teleskopen nur schwer oder gar nicht optisch aufzulösen und erfordern spektroskopische Methoden. Die komplexen Konstellationen innerhalb dieses Systems bieten fortgeschrittenen Beobachtern eine spannende Herausforderung. Schließlich gibt es noch Delta Bootis, ein weiteres bemerkenswertes Doppelsternsystem. Bei Delta Bootis handelt es sich um ein physisches Doppelsternsystem, was bedeutet, dass sich die beiden Komponenten tatsächlich gravitativ umeinander bewegen und somit einander physisch verbunden sind. Mit einem geeigneten Amateurteleskop können die beiden Sterne dieses Systems visuell voneinander getrennt und beobachtet werden.

 

Veränderliche Sterne: Neben den Doppelsternen, wie dem wunderschönen Izar (ε Bootis), Muphrid (η Bootis) oder Alkalurops (μ Bootis), finden sich im Bärenhüter auch einige veränderliche Sterne. Deren Helligkeit schwankt über einen bestimmten Zeitraum. Diese Schwankungen können verschiedene Ursachen haben, wie zum Beispiel Pulsationen im Sterninneren, Eruptionen auf der Oberfläche oder die Bedeckung durch einen Begleiter in einem engen Doppelsternsystem.


Zu den bemerkenswerten veränderlichen Sternen im Bärenhüter gehört beispielsweise W Bootis, ein langperiodisch veränderlicher Stern vom Mira-Typ, dessen Helligkeit sich über viele Monate hinweg deutlich ändert und der für Amateurastronomen ein lohnendes Beobachtungsobjekt darstellt. Ein weiteres Beispiel ist R Bootis, ebenfalls ein veränderlicher Stern vom Mira-Typ, der durch seine regelmäßigen, aber ausgeprägten Helligkeitswechsel auffällt. Auch V Bootis zeigt unregelmäßige Schwankungen und ist ein interessantes Studienobjekt für Veränderungen auf seiner Oberfläche. Die Beobachtung dieser Veränderungen kann Aufschluss über die physikalischen Prozesse in den Sternen geben, von ihrer inneren Struktur bis hin zu den dynamischen Ereignissen, die ihre Leuchtkraft beeinflussen.

Die hellsten Sterne

Sternname Magnitude Position (RA/DE) Sterntyp Besonderheiten
Arktur (α Boo) -0,04 14h 15m 39s / +19° 10' 56" K1.5IIIpe Roter Riese, einer der hellsten Sterne am Nachthimmel
Izar (ε Boo) 2,35 14h 44m 59s / +27° 04' 27" K0II-III+A2V Doppelstern, farbenprächtige Optik
Seginus (γ Boo) 3,04 14h 32m 04s / +38° 18' 28" A7III Weißer Riese
δ Boo 3,48 15h 16m 30s / +33° 18' 54" G8III Roter Riese
μ Boo 4,31 15h 24m 03s / +37° 22' 36" F0V Dreifachsternsystem, Hauptreihenstern
ρ Boo 3,57 14h 39m 32s / +30° 22' 16" K3III Roter Riese
ζ Boo 3,78 14h 41m 08s / +13° 43' 42" A2V Doppelstern, Hauptreihenstern
θ Boo 4,04 14h 25m 12s / +51° 51' 06" BA9IV Unterriese

Kurzporträts


 Arktur (α Bootis): Arktur ist zweifellos der prominenteste Stern im Bärenhüter und der dritthellste Stern am gesamten Nachthimmel, übertroffen nur von Sirius und Canopus (südl.Hemisphäre). Er leuchtet mit einer markanten orange-roten Farbe, die leicht mit bloßem Auge zu erkennen ist und ihn zu einem beliebten Orientierungspunkt macht. Als Roter Riese ist Arktur weit größer und leuchtkräftiger als unsere Sonne, obwohl seine Oberflächentemperatur kühler ist. Er ist mit etwa 36,7 Lichtjahren Entfernung relativ nah zu unserem Sonnensystem und nähert sich uns sogar noch weiter an. Seine bemerkenswerte Eigenbewegung war einer der ersten Hinweise darauf, dass Sterne nicht fest am Himmelszelt verankert sind, sondern sich dynamisch durch den Raum bewegen.


Izar (ε Bootis): Izar, auch bekannt als Epsilon Bootis, trägt nicht umsonst den Beinamen "pulcherrima", die "Schönste". Dieses prächtige Doppelsternsystem ist ein wahres Juwel für Teleskopbeobachter, da seine beiden Komponenten bereits in kleineren Instrumenten gut zu trennen sind. Der hellere Hauptstern ist ein auffälliger orangefarbener Riese, während sein kleinerer Begleiter in einem subtilen bläulich-grünen Ton schimmert. Der starke Farbkontrast zwischen den beiden Sternen macht Izar zu einem ästhetisch ansprechenden Anblick am Nachthimmel.


Alkalurops (μ Bootis): Alkalurops, auch bekannt als My Bootis, ist ein Stern, dessen Name "Hirtenstab" oder "Keule des Hirten" bedeutet und seine Verbindung zur Mythologie des Bärenhüters unterstreicht. Dieses Sternsystem ist ein Mehrfachstern, der aus mehreren Komponenten besteht, von denen einige nur mit größeren Teleskopen oder durch fortgeschrittene spektroskopische Methoden aufgelöst werden können. Seine komplexen Konstellationen machen Alkalurops zu einer spannenden Herausforderung für erfahrene Beobachter, die sich den Feinheiten astronomischer Systeme widmen möchten. Die Wechselwirkungen innerhalb dieses Mehrfachsystems sind für die Forschung von großem Interesse.


Delta Bootis: Delta Bootis ist ein weiteres faszinierendes Doppelsternsystem im Bärenhüter, das sich von Alkalurops unterscheidet, da es sich um ein physisches Doppelsternsystem handelt. Das bedeutet, dass die beiden Sterne dieses Systems nicht nur zufällig am Himmel nahe beieinander erscheinen, sondern tatsächlich gravitativ aneinander gebunden sind und sich umeinander bewegen. Mit einem geeigneten Amateurteleskop können die beiden Komponenten dieses Systems visuell voneinander getrennt und als separate Punkte wahrgenommen werden. Die Beobachtung solcher physischen Doppelsterne ermöglicht Einblicke in die Dynamik und Entwicklung von Sternpaaren.


 Rho Bootis (ρ Bootis): Rho Bootis ist ein weiterer bemerkenswerter Stern im Bärenhüter, der als Weißer Zwergstern klassifiziert wird, obwohl er mit dem bloßen Auge nicht sichtbar ist. Diese Art von Sternen stellt das Endstadium der Entwicklung sonnenähnlicher Sterne dar, nachdem sie ihre äußeren Schichten abgestoßen haben. Obwohl seine scheinbare Helligkeit nicht beeindruckend ist, ist seine Existenz als Überrest eines einst aktiven Sterns von großem astrophysikalischem Interesse. Die Dichte und Zusammensetzung von Weißen Zwergen wie Rho Bootis geben Wissenschaftlern wichtige Einblicke in die späten Lebenszyklen und die stellare Evolution.


Upsilon Bootis (υ Bootis): Upsilon Bootis ist ein weiterer Mehrfachstern in diesem Sternbild, der die Komplexität der Sternensysteme im Universum verdeutlicht. Es handelt sich um ein optisches Doppelsternsystem, bei dem die beiden Komponenten am Himmel nur scheinbar nahe beieinander liegen, aber in Wirklichkeit nicht gravitativ miteinander verbunden sind. Dennoch bieten die beiden Sterne einen schönen Anblick durch ein Teleskop und ermöglichen Beobachtern, die unterschiedlichen Helligkeiten und möglichen Farbnuancen der einzelnen Komponenten zu erkennen. Ihre Untersuchung hilft Astronomen, die Verteilung von Sternen in unserer Galaxie zu kartieren und die Entfernungen zu bestimmen.


Pi Bootis (π Bootis): Pi Bootis ist ein interessanter Stern, der als schnell rotierender Hauptreihenstern vom Spektraltyp B klassifiziert wird. Solche Sterne sind oft heißer und massereicher als unsere Sonne und verbrauchen ihren Kernbrennstoff in einem vergleichsweise schnelleren Tempo. Seine Rotation kann dazu führen, dass er an den Polen abgeplattet und am Äquator ausgewölbt ist, obwohl dies für das bloße Auge nicht sichtbar ist. Die Untersuchung der Lichtkurve und des Spektrums von Pi Bootis ermöglicht es Astronomen, mehr über die internen Prozesse und die Entwicklung massereicher Sterne zu erfahren, die für die Anreicherung des Universums mit schwereren Elementen von entscheidender Bedeutung sind.

Arktur (? Bootis) Alkalurops (? Bootis) Rho Bootis Pi Bootis
Rektaszension 14h 15m 39,672s 15h 24m 29.431s 14 h 31 m 49,789 s 14 h 40 m 43,559 s
Deklination +19 10' 56,68" +37 22' 37.76" +30 22' 17.17" +16 25' 05.98"
Magnitude ? 4,18 3,59 4,49
abs. Helligkeit -0,3 ? 0,27 -0,39
Spektralklasse K2 IIIp F2 IV K4 III B9 IIIp
Entfernung 36 123 164 316
Masse/M ? 1,6 1,29 3,49
Leuchtkraft/L ? 8 129 214
Temperatur/K 4290 7000 4285 12000
Alter 4,6 Mrd ? 4,31+-1,17 Mrd. ?
Metallizitaet ? ? 0,19+-0,10 +0,18+-0,17

3. Deep-Sky-Objekte


Im Bärenhüter finden wir hauptsächlich zwei Arten von DSOs: Galaxien und Kugelsternhaufen. Das Sternbild ist Teil des Virgo-Haufens, einer Ansammlung von Galaxien, deren Ausläufer sich bis in den Bärenhüter erstrecken. Viele dieser Galaxien sind eher lichtschwach, aber dennoch mit Teleskopen sichtbar und eignen sich für die Astrofotografie. Ein Beispiel ist NGC 5466, ein eher lichtschwacher Kugelsternhaufen, der für erfahrene Beobachter und Astrofotografen eine Herausforderung darstellt. Zudem grenzt der Bärenhüter an das Sternbild Coma Berenices, das reich an Galaxien ist, und einige dieser Ausläufer erstrecken sich bis in den Bärenhüter.


Das prominenteste DSO im Bärenhüter ist jedoch der Kugelsternhaufen Messier 3 (M3). M3 ist ein prächtiger Kugelsternhaufen, der aus Hunderttausenden von Sternen besteht und bereits mit kleineren Teleskopen als nebliger Fleck erkennbar ist. Unter guten Bedingungen und mit größeren Instrumenten lassen sich einzelne Sterne in seinen Randbereichen auflösen. Für Astrofotografen ist M3 ein lohnendes Ziel, da seine hohe Sterndichte und sein brillantes Zentrum beeindruckende Bilder liefern.


Kurzporträts


Im Sternbild Bärenhüter (Bootes) finden sich einige interessante Deep-Sky-Objekte (DSOs), die sich hervorragend für Beobachtungen und Astrofotografie eignen. Obwohl die Region nicht für eine Fülle von spektakulären Nebeln bekannt ist, beherbergt sie doch eine Reihe bemerkenswerter Galaxien und Sternhaufen, die die Aufmerksamkeit von Amateurastronomen auf sich ziehen.


Messier 3 (M3): M3 ist zweifellos der Star unter den DSOs im Bärenhüter. Dieser Kugelsternhaufen ist einer der hellsten und größten am Nordhimmel und wurde bereits 1764 von Charles Messier katalogisiert. Er befindet sich in einer Entfernung von etwa 33.900 Lichtjahren und enthält schätzungsweise eine halbe Million Sterne. Mit seiner scheinbaren Helligkeit von +6,2 mag ist er bereits mit einem Fernglas oder einem kleinen Teleskop als verschwommener Fleck sichtbar. Für Astrofotografen ist M3 ein lohnendes Ziel, da seine dichte Sternenkonzentration und die beeindruckende Symmetrie des Haufens atemberaubende Bilder ermöglichen. Die Beobachtung von M3 bei dunklem Himmel kann unter guten Bedingungen sogar dazu führen, einzelne Sterne in seinen äußeren Bereichen aufzulösen.


NGC 5466: NGC 5466 ist ein weiterer, aber deutlich weniger bekannter Kugelsternhaufen im Bärenhüter. Er ist deutlich diffuser und weniger zentralisiert als M3 und wird daher oft als "lockerer Kugelsternhaufen" bezeichnet. Mit einer scheinbaren Helligkeit von +9,2 mag ist er nur in größeren Teleskopen als schwacher, runder Nebelfleck zu erkennen. Seine lose Struktur und die Tatsache, dass er viele blaue Sterne enthält, machen ihn zu einem interessanten Untersuchungsobjekt für Astronomen. Für Amateurfotografen ist NGC 5466 eine anspruchsvolle, aber lohnende Herausforderung, die viel Belichtungszeit und eine präzise Nachführung erfordert. Im Gegensatz zu M3 erscheint er nicht als strahlendes, dichtes Objekt, sondern eher als ein subtiler Sternhaufen, der einen Blick auf seine einzigartige Struktur ermöglicht.


NGC 5676: NGC 5676 ist eine Spiralgalaxie, die wir fast von oben betrachten, was einen klaren Blick auf ihre Spiralarme und ihren Kern ermöglicht. Die Galaxie hat eine scheinbare Helligkeit von +11,7 mag und ist daher nur mit mittleren bis großen Teleskopen sichtbar. Sie liegt in einer Entfernung von etwa 95 Millionen Lichtjahren. Astrofotografen können versuchen, die schwachen Spiralarme und das zentrale Helligkeitsmaximum festzuhalten. NGC 5676 ist ein gutes Beispiel für eine Galaxie im Bärenhüter, die nicht Teil des Virgo-Galaxienhaufens ist, was sie zu einem interessanten Einzelgänger macht. Das Studium solcher isolierten Galaxien hilft Astronomen, die Entwicklung und Struktur von Galaxien besser zu verstehen.


NGC 5653: Die Spiralgalaxie NGC 5653 ist eine weitere lichtschwache Galaxie im Bärenhüter mit einer scheinbaren Helligkeit von +12,3 mag. Sie wird oft als Seyfert-Galaxie klassifiziert, was bedeutet, dass ihr Kern extrem hell ist und vermutet wird, dass er ein aktives supermassereiches Schwarzes Loch enthält. Diese Galaxie ist eine Herausforderung für die Astrofotografie und erfordert eine lange Belichtungszeit sowie einen dunklen Himmel, um überhaupt sichtbar zu werden. Für erfahrene Fotografen, die sich auf die Jagd nach schwächeren Objekten spezialisiert haben, kann die Erfassung des hellen Kerns und der diffusen Außenbereiche von NGC 5653 eine lohnende Aufgabe sein. Ihre Beobachtung erinnert uns daran, dass der Bärenhüter weit mehr als nur Sterne und einen Kugelsternhaufen zu bieten hat.


NGC 5248: Obwohl NGC 5248 am Rande des Bärenhüters liegt, zählt sie noch zu den bemerkenswerten Objekten in dieser Region. Sie ist eine beeindruckende Spiralgalaxie, die sich durch ihre weit geöffneten und komplexen Spiralarme auszeichnet. Mit einer scheinbaren Helligkeit von +10,1 mag ist sie relativ hell und kann bereits mit einem kleinen bis mittleren Teleskop als schwacher, nebliger Fleck wahrgenommen werden. Astrofotografen schätzen NGC 5248 wegen ihrer fotogenen Struktur, da sie eine Vielzahl von Details wie H-II-Regionen (Sternentstehungsgebiete) und Staubbahnen in den Spiralarmen aufweist. Die Galaxie gehört zu den helleren DSOs in der Region und ist ein dankbares Ziel für alle, die eine Galaxie mit klar erkennbarer Struktur fotografieren möchten.


NGC 5557: NGC 5557 ist eine elliptische Galaxie mit einer scheinbaren Helligkeit von +11,0 mag, die sich durch ihr glattes, strukturloses Erscheinungsbild auszeichnet. Im Gegensatz zu den Spiralgalaxien mit ihren Armen und Staubstreifen, ist NGC 5557 eine Ansammlung von alten Sternen, die in einer elliptischen Form angeordnet sind. Diese Galaxie ist ein gutes Beispiel für die Vielfalt der Galaxientypen, die im Bärenhüter zu finden sind. Für Astrofotografen bietet sie eine andere Art der Herausforderung: Anstatt feine Details in Spiralarmen einzufangen, geht es hier darum, den sanften Helligkeitsabfall vom Kern zum Rand der Galaxie festzuhalten. Mit ihrer Entfernung von über 100 Millionen Lichtjahren blicken wir bei ihrer Beobachtung weit in die kosmische Vergangenheit.


NGC 5641: NGC 5641 ist eine weitere Spiralgalaxie im Bärenhüter, die mit einer scheinbaren Helligkeit von +12,1 mag eher lichtschwach ist. Sie ist für Amateure eine echte Herausforderung und erfordert ein leistungsstarkes Teleskop und eine sorgfältige Vorbereitung. Sie erscheint als schwacher, länglicher Fleck im Okular, und ihre Struktur ist nur in Langzeitbelichtungen sichtbar. Die Galaxie ist ein gutes Beispiel für die vielen lichtschwachen, aber faszinierenden Objekte, die das Sternbild Bärenhüter zu bieten hat. Die Entdeckung und Fotografie solcher DSOs ist oft eine besondere Befriedigung für den Amateurastronomen. NGC 5641 demonstriert, dass man im Bärenhüter auch mit Objekten jenseits der prominentesten Ziele viel entdecken kann, wenn man die nötige Geduld und Ausrüstung mitbringt.

Name Magnitude Position (RA/DE) Art Besonderheiten
NGC 5466 9,1 14h 05m 27s / +28° 32' 04" Kugelsternhaufen Sehr lockerer Kugelsternhaufen
NGC 5248 10,2 13h 37m 32s / +08° 53' 06" Galaxie Spiralgalaxie mit schwachen Armen
NGC 5557 11,3 14h 18m 25s / +36° 29' 38" Galaxie Elliptische Galaxie
NGC 5694 10,2 14h 39m 36s / -26° 32' 16" Kugelsternhaufen Sehr alter Kugelsternhaufen
NGC 5676 11,2 14h 32m 46s / +49° 27' 23" Galaxie Spiralgalaxie
NGC 5746 10,1 14h 44m 56s / +01° 57' 17" Galaxie Edge-on Spiralgalaxie
NGC 5824 10,1 15h 03m 58s / -33° 04' 02" Kugelsternhaufen Sehr dichter Kugelsternhaufen
NGC 5886 12 15h 13m 44s / +41° 12' 44" Galaxie Elliptische Galaxie
NGC 5962 11,3 15h 36m 31s / +16° 36' 28" Galaxie Spiralgalaxie
NGC 5966 12,2 15h 34m 32s / +39° 46' 11" Galaxie Elliptische Galaxie

4. Besonderheiten


In den letzten Jahrzehnten hat die Suche nach Exoplaneten die Astronomie revolutioniert, und der Bärenhüter spielt dabei eine wichtige Rolle. Mehrere Sterne im Sternbild sind als Heimat von Planeten jenseits unseres Sonnensystems bekannt. Ein herausragendes Beispiel ist Tau Bootis, ein F-Klasse-Stern, der nur etwa 51 Lichtjahre von uns entfernt ist. Um ihn kreist der Exoplanet Tau Bootis b, ein sogenannter "heißer Jupiter". Dieser Gasriese ist massereicher als Jupiter und umkreist seinen Stern in nur etwas mehr als drei Tagen, was ihn zu einem der ersten entdeckten Exoplaneten seiner Art machte. Diese Entdeckung war bahnbrechend, weil sie die Vielfalt der Planetensysteme aufzeigte und das Verständnis der Planetenentstehung erweiterte.


Zusätzlich zu Tau Bootis b, der als einer der ersten entdeckten Exoplaneten gilt, beherbergt der Bärenhüter noch weitere faszinierende Planetensysteme. Ein solches System ist HD 128311, ein K0V-Stern, der kleiner und kühler als unsere Sonne ist. Um diesen Stern kreisen mindestens zwei Gasriesen, HD 128311 b und HD 128311 c, die beide durch die Radialgeschwindigkeitsmethode entdeckt wurden. Der innere Planet, HD 128311 b, ist massereicher als Jupiter und benötigt für einen Umlauf um seinen Stern etwa 449 Tage, was fast der Umlaufzeit der Erde entspricht, obwohl er weiter entfernt ist. Der äußere Planet, HD 128311 c, hat eine noch größere Masse und umrundet seinen Stern in etwa 919 Tagen, was ihn zu einem guten Beispiel für ein Multi-Planeten-System in dieser Himmelsregion macht. Ein weiteres interessantes Ziel ist der Stern HD 131496, ein gelber Unterriese in etwa 432 Lichtjahren Entfernung. Um diesen Stern kreist der Gasriese HD 131496 b, der fast die doppelte Masse des Jupiters besitzt. Er umrundet seinen Stern in einer elliptischen Bahn mit einer Umlaufzeit von fast 883 Tagen, was ihn zu einem sogenannten „kalten Jupiter“ macht, da er sich weiter von seinem Stern entfernt befindet als die meisten anderen bekannten Exoplaneten. Die Entdeckung dieses Planeten war bemerkenswert, da er ein Beispiel für die Vielfalt der Planetensysteme ist, die sich um Sterne entwickeln, die größer und heißer als unsere Sonne sind. Seine Erforschung hilft den Astronomen, die Entstehung und Entwicklung von Gasriesen in unterschiedlichen Sternsystemen besser zu verstehen.


Aus dem Sternbild Bärenhüter scheinen auch einige Meteorströme zu stammen. Der bekannteste dieser Ströme sind die Juni-Bootiden, die ihren Höhepunkt um den 27. Juni erreichen. Obwohl die Juni-Bootiden in der Regel ein eher schwacher Meteorstrom sind, gab es in der Vergangenheit spektakuläre Ausbrüche, bei denen die Zahl der Meteore pro Stunde deutlich anstieg. Diese Ausbrüche wurden auf die Interaktion der Erde mit den Staubspuren des Kometen 7P/Pons-Winnecke zurückgeführt, der der Mutterkörper dieses Meteorstroms ist. Die Unvorhersehbarkeit der Juni-Bootiden macht sie zu einem spannenden Ereignis für Meteorbeobachter, die hoffen, Zeugen eines seltenen Ausbruchs zu werden.


Im Jahr 1999 wurde der Bootes-Supervoid entdeckt, eine riesige, nahezu leere Region im Weltall, die sich im Bereich des Bärenhüters befindet. Diese Leere erstreckt sich über Hunderte von Millionen Lichtjahren und enthält nur sehr wenige Galaxien. Die Existenz solcher Leerräume in der kosmischen Struktur ist ein wichtiges Puzzlestück für die Kosmologie und die Forschung über die großräumige Verteilung von Galaxien.


5. Bilder