1.Allgemeines


Astronomischer Name: Lyra

Rektaszension: 18 13 52 bis 19 28 29

Deklination: +25° 39′ 51″ bis +47° 42′ 52″

Beobachtungszeit Mitteleuropa: Sommermonate

Fläche: 286,476


Das Sternbild Leier (Lyra) ist eine der auffälligsten und am besten erkennbaren Konstellationen am nördlichen Sternenhimmel. Obwohl es eine relativ kleine Fläche einnimmt, ist es reich an mythologischer Geschichte, astronomischer Bedeutung und visuellen Highlights. Besonders sein strahlender Hauptstern Wega macht es zu einem beliebten Ziel für Beobachter und Astrofotografen in Deutschland und der gesamten Nordhemisphäre.


Die Leier ist untrennbar mit der griechischen Mythologie verbunden. Sie repräsentiert die Leier, die der legendäre Musiker Orpheus erschuf. Der Legende nach war Orpheus' Musik so bezaubernd, dass selbst Steine und Bäume ihr folgten. Er nutzte die Leier, um die Götter der Unterwelt zu besänftigen, als er versuchte, seine verstorbene Frau Eurydike zurückzuholen. Tragischerweise scheiterte er an der letzten Bedingung der Götter, die ihm untersagten, sich auf dem Weg zurück zur Erde nach ihr umzudrehen. Nach seinem Tod soll Zeus die Leier an den Himmel versetzt haben, um Orpheus zu ehren. In anderen mythologischen Versionen ist die Leier dem Gott Hermes oder dem Heroen Herakles zugeordnet, doch die Orpheus-Geschichte ist die bekannteste und am weitesten verbreitete.

Die Geschichte der Leier in der Astronomie reicht weit zurück. Sie gehört zu den 48 Sternbildern, die der griechisch-römische Astronom Claudius Ptolemäus im 2. Jahrhundert n. Chr. in seinem Almagest katalogisierte. Die Form der Leier wurde von den alten Kulturen oft mit einem Musikinstrument assoziiert, was ihren Namen in vielen Sprachen erklärt. Ihre visuelle Prominenz, insbesondere durch Wega, hat sie zu einem wichtigen Wegweiser und Orientierungspunkt am Himmel gemacht.


Die Leier ist in Deutschland ein typisches Sommersternbild. Ihre beste Beobachtungszeit liegt in den Monaten Juni, Juli und August, wenn sie in den späten Abendstunden hoch am Himmel steht. Da Deutschland auf der nördlichen Hemisphäre liegt, ist die Leier hier zirkumpolar, was bedeutet, dass sie das ganze Jahr über sichtbar ist, auch wenn sie im Winter tiefer über dem Horizont steht und daher schwieriger zu beobachten ist. Das Sternbild ist leicht zu finden, da sein Hauptstern Wega (Alpha Lyrae) einer der hellsten Sterne am Nachthimmel ist. Wega bildet zusammen mit Deneb im Schwan und Altair im Adler das berühmte Sommerdreieck, ein auffälliges und leicht erkennbares Asterismus. Wega ist der nordöstliche Eckpunkt dieses Dreiecks und der hellste der drei Sterne. Die restlichen Sterne der Leier bilden eine kleine, parallelogrammförmige Figur in der Nähe von Wega, die die Saiten des Instruments symbolisiert.


2. Sterne


 Doppel- und Mehrfachsterne: Die Leier ist ein wahres Paradies für die Beobachtung von Doppel- und Mehrfachsternen. Das wohl berühmteste Beispiel ist Epsilon Lyrae, das oft als „Doppel-Doppelstern“ bezeichnet wird. Bereits mit einem Fernglas oder einem kleinen Teleskop ist Epsilon Lyrae als enges Paar von Sternen sichtbar. Vergrößert man diese beiden Sterne jedoch weiter, so erkennt man, dass jede der beiden Komponenten selbst ein Doppelsternsystem ist, was das Ganze zu einem faszinierenden Vierfachsystem macht. Dieses System bietet eine exzellente Gelegenheit für Amateurastronomen, die Leistungsfähigkeit ihres Teleskops zu testen und die Komplexität der Sternsysteme jenseits unserer Sonne zu bewundern. Ein weiteres bemerkenswertes Doppelsternsystem in der Leier ist Zeta Lyrae. Auch dieses System besteht aus zwei Komponenten, die mit einem kleinen Teleskop gut getrennt werden können. Während der Hauptstern, Zeta-1 Lyrae, ein blauer Riese ist, ist der Begleitstern, Zeta-2 Lyrae, ein weniger leuchtstarker Stern. Die Beobachtung von Zeta Lyrae bietet einen schönen visuellen Kontrast und ermöglicht es, die unterschiedlichen Spektren und Helligkeiten der beiden Sterne in einem System zu vergleichen. Auch der helle Hauptstern Wega selbst wurde in der Vergangenheit auf Anzeichen von Begleitern untersucht, obwohl bisher keine bestätigt wurden.


Veränderliche Sterne: Veränderliche Sterne sind Sterne, deren Helligkeit sich im Laufe der Zeit ändert, sei es durch interne Prozesse oder äußere Einflüsse. Die Leier beherbergt einige bemerkenswerte Beispiele. Eines davon ist RR Lyrae, der Namensgeber einer ganzen Klasse von veränderlichen Sternen, den sogenannten RR-Lyrae-Sternen. Diese Sterne sind Pulsationsveränderliche, deren Helligkeit in einem kurzen, regelmäßigen Zyklus von Stunden oder Tagen schwankt. RR-Lyrae-Sterne sind von großer Bedeutung für Astronomen, da sie als "Standardkerzen" dienen. Da ihre absolute Helligkeit bekannt ist, kann man durch den Vergleich mit ihrer scheinbaren Helligkeit ihre Entfernung bestimmen. Die Beobachtung von RR Lyrae ist daher nicht nur visuell interessant, sondern auch von großer wissenschaftlicher Relevanz für die Entfernungsbestimmung im Universum. Ein weiteres prominentes Beispiel ist Beta Lyrae, ein bedeckungsveränderlicher Stern. Dieses System besteht aus zwei Sternen, die sich so nahe sind, dass sie sich gegenseitig verformen. Während sie sich umkreisen, bedeckt der eine Stern den anderen periodisch aus unserer Perspektive, was zu einem deutlichen Helligkeitsabfall führt. Dieses Phänomen ist mit bloßem Auge oder einem Fernglas gut zu beobachten und die Helligkeitsschwankungen wiederholen sich in einem Zyklus von etwas mehr als 12 Tagen. Beta Lyrae ist ein Paradebeispiel für die Dynamik und die Wechselwirkungen in engen Doppelsternsystemen.


Ein außergewöhnlicher Stern ist Sheliak (Beta Lyrae). Wie bereits erwähnt, handelt es sich hierbei um ein enges Doppelsternsystem, in dem die Komponenten so nahe beieinanderliegen, dass Materie von einem Stern zum anderen strömt. Dies führt zu einer komplexen Struktur aus Materiescheiben und Gaswolken, die das System umgeben. Die Analyse der Lichtkurve von Sheliak hat gezeigt, dass die beiden Sterne sich gegenseitig so stark beeinflussen, dass sie eine "gemeinsame Hülle" aus Materie teilen. Dieses Phänomen ist ein einzigartiges Beispiel für die extreme Wechselwirkung in Doppelsternsystemen und liefert wertvolle Informationen über die späte Entwicklung massereicher Sterne.


Die hellsten Sterne

Name Magnitude Position (RA/DE) Spektralklasse Besonderheiten
α Lyr (Vega) 0,03 18h 36m 56s / +38° 47' 01" A0 V Heller, bläulich-weißer Hauptreihenstern
β Lyr (Sheliak) 3,25 - 4,32 18h 50m 05s / +33° 21' 46" B6-8 II Prototyp eines Beta-Lyrae-Bedeckungsveränderlichen
γ Lyr (Sulafat) 3,26 18h 58m 57s / +32° 41' 22" A0 III Weißer Riese
δ² Lyr 4,32 18h 54m 30s / +36° 53' 55" M4 II Roter Riese
ε Lyr (Doppel-Doppelstern) 4,7 - 5,1 18h 44m 21s / +39° 40' 12" A3 V / F5 V Bekanntes Mehrfachsternsystem
ζ¹ Lyr 4,34 18h 48m 00s / +37° 36' 18" A4 Vn Weißer Hauptreihenstern
θ Lyr 4,34 18h 56m 22s / +37° 08' 46" K0 III Oranger Riese
η Lyr (Aladfar) 4,43 19h 13m 55s / +39° 08' 46" B2.5 IV Bläulich-weißer Unterriese

Wega (Alpha Lyrae): Wega ist der mit Abstand hellste Stern im Sternbild Leier und der fünfthellste Stern am gesamten Nachthimmel. Als blauer, heißer Hauptreihenstern ist er noch relativ jung, mit einem geschätzten Alter von nur 450 Millionen Jahren. Seine schnellste Eigenschaft ist seine extrem schnelle Rotation, die dazu führt, dass er an den Polen stark abgeflacht ist. Er dreht sich in nur 12,5 Stunden einmal um seine Achse, was ihn zu einem bemerkenswerten astronomischen Objekt macht. Wega war der erste Stern, der fotografiert wurde, und dient bis heute als wichtiger Kalibrierungsstern in der Astronomie. Die Entdeckung einer Staubscheibe um ihn herum lässt zudem vermuten, dass es hier Planeten geben könnte, die sich noch in der Entstehung befinden.


Sheliak (Beta Lyrae): Sheliak ist ein faszinierendes Doppelsternsystem, das aus zwei Sternen besteht, die sich so nahe sind, dass sie sich gegenseitig verformen. Die beiden Sterne umkreisen sich in nur 12,9 Tagen und bedecken sich aus unserer Perspektive teilweise, was zu regelmäßigen Helligkeitsschwankungen führt. Dieses System ist ein Paradebeispiel für einen bedeckungsveränderlichen Stern. Durch die starke Gravitationswirkung der Sterne aufeinander strömt Materie von einem Stern zum anderen, was zu einer komplexen Gaswolke um das System führt. Sheliak ist ein Paradebeispiel für die Dynamik in engen Doppelsternsystemen, und seine Beobachtung ist mit bloßem Auge bereits ein besonderes Erlebnis.


Sulafat (Gamma Lyrae): Sulafat ist ein blauer Riese, der den zweithellsten Stern in der Leier darstellt. Mit einem Durchmesser, der etwa das 15-fache unserer Sonne beträgt, ist Sulafat ein gewaltiger Himmelskörper. Er strahlt in blau-weißer Farbe und ist in den Sternkarten leicht neben Wega zu finden. Die Temperatur auf seiner Oberfläche ist mit über 10.000 Kelvin deutlich höher als die der Sonne. Sulafat hat das Wasserstoffbrennen in seinem Kern bereits beendet und befindet sich in einer späten Phase seiner Entwicklung. Seine Position im Sternbild macht ihn zu einem wichtigen Orientierungspunkt und zu einem attraktiven Ziel für die Teleskopbeobachtung.


Epsilon Lyrae: Epsilon Lyrae ist ein berühmtes Mehrfachsternsystem, das als der "Doppel-Doppelstern" bekannt ist. Schon mit einem einfachen Fernglas kann man sehen, dass es sich um zwei Sterne handelt. Mit einem etwas stärkeren Teleskop und einer guten Vergrößerung wird jedoch schnell klar, dass jede dieser beiden Komponenten selbst ein Paar von Sternen ist. Dieses Vierfachsystem ist ein hervorragendes Testobjekt für die Auflösungskraft eines Teleskops. Es zeigt  die komplexe Natur von Sternsystemen und die Tatsache, dass das, was uns als einzelner Punkt am Himmel erscheint, in Wirklichkeit aus mehreren Himmelskörpern bestehen kann.


Zeta Lyrae: Zeta Lyrae ist ein Doppelsternsystem, das aus zwei gut trennbaren Komponenten besteht und sich daher ideal für Amateurastronomen eignet. Der hellere Hauptstern, ein blauer Riese, wird von einem weniger leuchtstarken Begleiter umkreist. Der visuelle Kontrast zwischen den beiden Sternen ist deutlich sichtbar. Sie liegen etwa 154 Lichtjahre von der Erde entfernt. Dieses System ist ein beliebtes Ziel für die Beobachtung, da die Sterne auch mit kleineren Teleskopen gut getrennt werden können. Die unterschiedlichen Farben und Helligkeiten der beiden Sterne machen Zeta Lyrae zu einem attraktiven Anblick.


Delta Lyrae: Delta Lyrae ist ebenfalls ein Doppelsternsystem, dessen Komponenten mit einem kleinen Teleskop trennbar sind. Das Besondere an Delta Lyrae ist jedoch, dass der Hauptstern, Delta-2 Lyrae, ein roter Riese ist, dessen Farbe durch seine geringe Oberflächentemperatur hervorgerufen wird. Der Begleitstern, Delta-1 Lyrae, ist ein heißer, blauer Stern, der sich in der späten Phase seines Lebenszyklus befindet. Der visuelle Kontrast zwischen dem roten und dem blauen Stern ist mit einem Teleskop beeindruckend. Dieses System bietet einen faszinierenden Einblick in die Vielfalt der Sterne, die in der Leier zu finden sind.


RR Lyrae: RR Lyrae ist ein Stern, der einer ganzen Klasse von veränderlichen Sternen seinen Namen gab, den RR-Lyrae-Sternen. Er ist ein pulsationsveränderlicher Stern, dessen Helligkeit in einem sehr kurzen, regelmäßigen Zyklus von nur 13,6 Stunden schwankt. Diese Helligkeitsschwankungen sind das Ergebnis von inneren Schwingungen des Sterns, die zu einem periodischen Ausdehnen und Zusammenziehen seiner äußeren Schichten führen. RR-Lyrae-Sterne sind von großer Bedeutung für Astronomen, da sie als "Standardkerzen" dienen, um die Entfernungen zu anderen Galaxien und Sternhaufen zu bestimmen. Die Beobachtung dieses Sterns ist daher nicht nur eine visuelle Erfahrung, sondern auch ein Fenster in die kosmische Entfernungsbestimmung.

Sheliak (Beta Lyrae) Sulafat (Gamma Lyrae) Zeta Lyrae Delta Lyrae RR Lyrae
Rektaszension 18h 50m 04,8s 18h 58m 56,62241s 18 h 44 m 46,35735 s 18 h 54 m 30,28269 s 19h 25m 27,913s
Deklination +33° 21′ 45,6″ +32 41' 22,4003" +37 36' 18.4171" +36 53' 55.0317" +42 47' 03,693"
Magnitude 3,30 bis 4,35 3,26 4,37 4,22 - 4,33 7,17 bis 8,14
abs. Helligkeit ? ? 0,94 -3,3 ?
Spektralklasse B7 Ve + A8 Vp B9 III kA5hF0mF2 M4 II A5 bis F7
Entfernung 900 620 156 ? 819
Masse/M ? 5 2,36 4,5 0,65
Leuchtkraft/L ? 1530 31 ? 49
Temperatur/K ? 11100 7900 3 6125
Alter ? ? 500 Mill. 75 Mill. ?
? ? 0,38+-0,06 ? -1,16

3. Deep-Sky-Objekte

Das Sternbild Leier (Lyra) ist weit mehr als nur die Heimat des hellen Sterns Wega und ein Teil des markanten Sommerdreiecks. Es ist auch eine faszinierende Region für Deep-Sky-Objekte (DSOs), die eine breite Palette an astronomischen Phänomenen bietet. Von den Überresten sterbender Sterne bis hin zu entfernten Galaxien. Obwohl die Leier nicht für die großen, leuchtenden Nebel wie Orion oder der Schwan bekannt ist, beherbergt sie doch eine Vielzahl von DSOs. Die prominentesten Objekte sind planetarische Nebel und Kugelsternhaufen, die das Leben und Sterben von Sternen auf eindrucksvolle Weise zeigen.


Für Amateurastronomen ist die Leier eine dankbare Konstellation, da sie sowohl einfach zu findende Objekte als auch anspruchsvollere Ziele bietet. Der Ringnebel (M 57) ist ein absolutes Muss für jeden Teleskopbesitzer. Er befindet sich etwa in der Mitte zwischen den Sternen Gamma und Beta Lyrae und ist mit einer scheinbaren Helligkeit von +8,8 mag bereits in kleinen Teleskopen sichtbar. Er ist ein perfektes Einsteigerobjekt für die Suche nach DSOs. Für die Beobachtung von M 56 ist ein etwas größeres Teleskop erforderlich, da seine scheinbare Helligkeit mit +8,3 mag ähnlich ist, aber seine Struktur diffuser. Er befindet sich in der Nähe des Sterns Albireo im benachbarten Sternbild Schwan. Obwohl die Leier nicht reich an hellen Galaxien ist, finden sich hier einige schwache Objekte. Es erfordert jedoch eine dunkle, mondlose Nacht und ein leistungsstarkes Teleskop, um diese zu finden. Dazu gehören auch einige der am weitesten entfernten Objekte im Universum, wie zum Beispiel Quasare, die in den tieferen Regionen des Sternbilds verborgen sind. Für erfahrene Astrofotografen stellen diese Objekte eine reizvolle Herausforderung dar. 


Kurzporträts


Der Ringnebel (Messier 57): Der Ringnebel, oder Messier 57, ist das unbestrittene Highlight der Leier und ein Muss für jeden Hobbyastronomen. Er ist ein planetarischer Nebel, der die letzten Lebensphasen eines sonnenähnlichen Sterns darstellt, der seine äußeren Gashüllen abgestoßen hat. Diese leuchtende Gaswolke umgibt einen Weißen Zwerg und erscheint in einem Teleskop als ein kleiner, rauchiger Ring. Mit einer scheinbaren Helligkeit von +8,8 mag ist er bereits in kleinen Teleskopen sichtbar und bildet ein perfektes Ziel, um die Leistungsfähigkeit der eigenen Ausrüstung zu testen. Langzeitbelichtungen enthüllen die komplexe innere Struktur und die feinen Farbnuancen des Nebels, was ihn zu einem der meistfotografierten Objekte am Himmel macht.


Messier 56 (M 56): Messier 56 ist ein Kugelsternhaufen im südöstlichen Teil der Leier, der im Gegensatz zu anderen seiner Art eher locker gepackt erscheint. Er liegt in einer Entfernung von etwa 32.900 Lichtjahren und ist damit ein relativ weit entferntes Objekt. Seine scheinbare Helligkeit von +8,3 mag macht ihn zu einem attraktiven Ziel für mittelgroße Teleskope, auch wenn seine Sterne am Rand leichter einzeln aufgelöst werden können als bei dichteren Kugelsternhaufen. M 56 ist ein guter Kontrast zum Ringnebel und zeigt die Vielfalt der DSOs in der Leier. Die Beobachtung dieses Haufens ist eine gute Gelegenheit, die Unterschiede in der Struktur von Sternhaufen zu verstehen.


NGC 6702: NGC 6702 ist eine elliptische Galaxie mit einer scheinbaren Helligkeit von +12,2 mag, was sie zu einem anspruchsvolleren Ziel für Amateurastronomen macht. Sie liegt weit im Norden des Sternbilds und erfordert eine dunkle Nacht sowie ein leistungsstarkes Teleskop, um sichtbar zu werden. Elliptische Galaxien wie NGC 6702 enthalten in der Regel ältere, rötlichere Sterne und weisen im Gegensatz zu Spiralgalaxien keine auffälligen Strukturen auf. Ihre Beobachtung erinnert uns daran, dass der Bärenhüter auch weit entfernte Galaxien beherbergt, die Einblicke in die kosmische Entwicklung geben. Mit ihrer glatten Struktur ist sie ein Beispiel für eine ganz andere Art von Galaxie.


IC 1296: IC 1296 ist eine Balkenspiralgalaxie, die eine besondere Beziehung zum Ringnebel (M 57) hat: Sie befindet sich direkt neben ihm am Himmel. Mit einer scheinbaren Helligkeit von +14,8 mag ist IC 1296 jedoch ein extrem lichtschwaches Objekt und eine große Herausforderung selbst für erfahrene Astrofotografen mit großen Teleskopen. Ihre Nähe zum prominenten Ringnebel macht sie zu einem interessanten Kontrast, der die Weite und Vielfalt des Himmels in dieser Region unterstreicht. Die Galaxie ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass scheinbar leere Himmelsregionen in Wahrheit von unzähligen Galaxien bevölkert sind.


IC 1297: IC 1297 ist ein winziger, hoch angeregter planetarischer Nebel im äußersten Norden der Leier. Obwohl er mit einer scheinbaren Helligkeit von +12,0 mag relativ hell ist, erfordert seine geringe Größe von nur etwa 5 Bogensekunden eine hohe Vergrößerung, um ihn von einem Stern zu unterscheiden. Er ist ein seltener und ungewöhnlicher Nebel, dessen Beobachtung eine besondere Herausforderung für visuelle Beobachter darstellt. Seine intensive, kleine Form ist das Ergebnis eines sehr heißen Zentralsterns, der das umgebende Gas zum Leuchten bringt.

Name Magnitude Position (RA/DE) Art Besonderheiten
M57 (Ringnebel) 8,8 18h 53m 35s / +33° 01' 45" Planetarischer Nebel Gut sichtbarer planetarischer Nebel
NGC 6791 9,5 19h 20m 53s / +37° 43' 16" Offener Sternhaufen Sehr alter, metallreicher offener Haufen
NGC 6702 11,3 18h 46m 59s / +22° 42' 28" Elliptische Galaxie
NGC 6703 11,3 18h 47m 19s / +22° 21' 14" Elliptische Galaxie
NGC 6776 11,6 19h 16m 08s / +38° 46' 37" Spiralgalaxie
NGC 6790 10,5 19h 22m 57s / +25° 04' 30" Planetarischer Nebel Kleiner, heller PN
NGC 6803 11,4 19h 31m 16s / +40° 03' 32" Planetarischer Nebel Kompakter PN
NGC 6809 (M55 - liegt nur teilweise in Lyra) 6,3 19h 39m 59s / -30° 57' 48" Kugelsternhaufen Heller Kugelsternhaufen (hauptsächlich im Schützen)
IC 1296 11,5 18h 52m 00s / +40° 12' 00" Balken-Spiralgalaxie Kleiner, blasser Galaxie
PGC 62241 11,9 18h 40m 05s / +37° 54' 58" Spiralgalaxie
PGC 62470 11,7 18h 44m 38s / +39° 55' 03" Spiralgalaxie Nahe bei ε Lyr

4. Besonderheiten


Die Leier beherbergt nicht nur Vega, sondern auch einige der bemerkenswertesten Exoplaneten, die bisher entdeckt wurden. Eines der bekanntesten Beispiele ist das System um den Stern Kepler-62. Dieser Stern, ein oranger Zwergstern, beherbergt gleich fünf Planeten. Zwei davon, Kepler-62e und Kepler-62f, sind von besonderem Interesse, da sie sich in der sogenannten habitablen Zone befinden. Das bedeutet, dass die Bedingungen auf ihrer Oberfläche theoretisch flüssiges Wasser zulassen könnten – eine entscheidende Voraussetzung für Leben, wie wir es kennen. Obwohl diese Planeten um einiges größer sind als die Erde, haben ihre Entdeckungen die Suche nach erdähnlichen Welten maßgeblich vorangetrieben.


Ein weiteres faszinierendes System ist Kepler-444, ein 117 Lichtjahre entfernter Stern, um den fünf Planeten kreisen, die allesamt kleiner als die Erde sind. Dieses System ist mit einem Alter von rund 11,2 Milliarden Jahren bemerkenswert alt. Es existierte bereits, als das Universum nur ein Drittel seines heutigen Alters hatte, was die These untermauert, dass Planeten im Universum sehr früh entstanden sein könnten.


Jedes Jahr im Hochsommer, in der Regel Mitte August, blickt die Welt gespannt in Richtung Leier, um Zeuge eines der spektakulärsten Himmelsereignisse des Jahres zu werden: des Meteorstroms der Perseiden. Obwohl der Radiant, also der Punkt, von dem die Sternschnuppen scheinbar auszuströmen scheinen, im benachbarten Sternbild Perseus liegt, sind die Lyriden ein weiteres himmlisches Schauspiel, das direkt mit der Leier verbunden ist. Dieser Meteorstrom hat seinen Ursprung in den Trümmern des Kometen C/1861 G1 Thatcher und ist seit über 2.700 Jahren bekannt. Obwohl die Lyriden im Vergleich zu den Perseiden weniger Sternschnuppen pro Stunde erzeugen, sind sie für ihre gelegentlichen Ausbrüche von bis zu 100 Meteoren pro Stunde bekannt – ein unvergesslicher Anblick. Der Höhepunkt dieses jährlichen Ereignisses liegt typischerweise im April.

Nebelflecken und vergangene Eruptionen

Frühere astronomische Ereignisse in der Leier umfassen auch die Beobachtung von Supernovae. Obwohl in der modernen Geschichte keine Supernova in der Leier dokumentiert wurde, deuten Studien darauf hin, dass es in der Vergangenheit Explosionen gab, deren Überreste heute als Nebel oder andere Strukturen sichtbar sind.


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