1.Allgemeines
Astronomischer Name: Ursa Major
Rektaszension: 08 08 31 bis 14 29 00
Deklination: +28° 18′ 14″ bis +73° 08′ 18″
Beobachtungszeit Mitteleuropa: zirkumpolar
Fläche: 1279,660

Die auffällige Form des Großen Bären, die oft als Wagen oder Pflug interpretiert wird, hat in verschiedenen Kulturen weltweit eine Fülle von Mythen inspiriert. Eine der bekanntesten Erzählungen stammt aus der griechischen Mythologie: Kalisto, eine Nymphe und Gefährtin der Göttin Artemis, wurde von Zeus verführt. Um sie vor dem Zorn Heras, Zeus' eifersüchtiger Gattin, zu schützen (oder sie aus Rache zu bestrafen, je nach Version), verwandelte Zeus Kalisto in eine Bärin. Später, um sie vor einem tragischen Ende durch ihren eigenen Sohn Arkas zu bewahren, versetzte er sie und ihren Sohn als den Großen und Kleinen Bären an den Himmel. In anderen Kulturen wurde das Sternbild als Pflug, Elch, Ochse oder sogar als Leichnam interpretiert.
Historisch diente der Große Bär den Seefahrern und Reisenden als unverzichtbarer Wegweiser. Insbesondere der Polarstern (Polaris), der am Ende der Deichsel des Kleinen Bären liegt, aber durch die prominenten Sterne des Großen Bären leicht zu finden ist, markiert den wahren Norden. Diese Fähigkeit, die Himmelsrichtung zu bestimmen, war von unschätzbarem Wert für die Navigation über Land und See, lange bevor moderne Instrumente zur Verfügung standen.
Abgesehen von seiner Rolle als Wegweiser zum Polarstern beherbergt der Große Bär auch einige interessante astronomische Objekte. Der Stern Mizar in der Deichsel des Wagens ist ein bekanntes Doppelsternsystem, das bereits mit bloßem Auge als schwacher Begleiter (Alkor) erkennbar ist – ein klassischer Test für die Sehschärfe. Mit einem Fernglas oder Teleskop lassen sich in dieser Region auch Galaxien wie die hellen Spiralgalaxien Messier 81 (Bodes Galaxie) und Messier 82 (Zigarrengalaxie) beobachten, die Teil einer nahegelegenen Galaxiengruppe sind.
In der modernen Astronomie spielt der Große Bär nach wie vor eine Rolle als Orientierungspunkt, aber auch als Forschungsfeld. Die Bewegung seiner Sterne, die sich langsam aber stetig verändern, ermöglicht es Astronomen, die Dynamik unserer Galaxie zu untersuchen. Einige der Sterne im Großen Bären gehören zu einer sogenannten "Bewegungsgruppe", die sich gemeinsam durch den Raum bewegt, was auf einen gemeinsamen Ursprung hindeutet.
In Deutschland ist der Große Bär ein allgegenwärtiges Sternbild am Nachthimmel. Da er zirkumpolar ist, kann er das ganze Jahr über beobachtet werden, wobei seine Position am Himmel je nach Jahreszeit variiert. Im Frühling steht der Wagen hoch am Himmel und ist besonders gut sichtbar. Im Herbst hingegen scheint er tiefer am Horizont zu "schweben".
2. Sterne
Doppel- und Mehrfachsternsysteme: Das wohl berühmteste Paar ist Mizar (Zeta Ursae Majoris) und sein schwächerer Begleiter Alcor (80 Ursae Majoris), die sich im Griff des Großen Wagens befinden. Dieses optische Doppelsternsystem wurde in der Antike oft als Sehtest verwendet. Mizar selbst ist ein Doppelstern, der bereits mit kleinen Teleskopen in seine Komponenten aufgelöst werden kann. Tatsächlich ist Mizar ein Mehrfachsternsystem. Dubhe (Alpha Ursae Majoris) ist ebenfalls ein Doppelsternsystem und Xi Ursae Majoris (Alula Australis) ist ein Weiterer.
Zu den Doppelsternen gehören auch: Talitha (Iota Ursae Majoris), Megrez (Delta Ursae Majoris), Muscida (Omicron Ursae Majoris), Theta Ursae Majoris, Alula Borealis (Nu Ursae Majoris), Alkaphrah (Kappa Ursae Majoris), 23 Ursae Majoris und Upsilon Ursae Majoris.
Veränderliche Sterne: Alioth (Epsilon Ursae Majoris) ist nicht nur der hellste Stern des Sternbildes, sondern auch der hellste der sogenannten chemisch eigenartigen Ap-Sterne. Diese Sterne weisen ungewöhnliche Häufigkeiten chemischer Elemente auf, die sich mit der Rotation des Sterns zu ändern scheinen.
W Ursae Majoris ist der Prototyp einer Klasse von Kontaktdoppelsternen, bei denen sich die beiden Komponenten so nahe sind, dass sie Materie austauschen. Seine Helligkeit schwankt zwischen 7,75 und 8,48 mag. Zusätzlich zu diesen spezifischen Beispielen sind auch Dubhe, Alkaid, Mizar, Merak, Phecda, Megrez, Tania Australis (Mu Ursae Majoris), Talitha (Iota Ursae Majoris), Theta Ursae Majoris, Alkaphrah (Kappa Ursae Majoris), 23 Ursae Majoris, Taiyangshou (Chi Ursae Majoris), Upsilon Ursae Majoris und Alcor als veränderliche Sterne gelistet.
Eine der faszinierendsten modernen Entdeckungen ist die Ursa-Major-Bewegungsgruppe. Fünf der sieben Sterne des Großen Wagens – Alioth, Merak, Phecda, Megrez und Mizar – sind nicht nur zufällig von der Erde aus gesehen ausgerichtet, sondern bilden einen echten offenen Sternhaufen. Diese Sterne bewegen sich gemeinsam durch den Raum und sind wahrscheinlich vor etwa 300 Millionen Jahren am selben Ort entstanden. Dies ist eine bedeutende Erkenntnis, da die meisten Sterne in Sternbildern keine physische Verbindung zueinander haben, sondern nur aus unserer Perspektive nahe beieinander erscheinen.
Die hellsten Sterne
Name | Magnitude | Position (RA/DE) | Spektralklasse | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
ε UMa (Alioth) | 1,76 | 12h 54m 02s / +55° 57' 35" | A0p CrEuSi | Veränderlicher Stern, Teil des Großen Wagens |
α UMa (Dubhe) | 1,79 | 11h 03m 44s / +61° 45' 04" | K0 III | Doppelstern, Teil des Großen Wagens |
η UMa (Alkaid) | 1,85 | 13h 47m 32s / +49° 18' 48" | B3 V | Blauer Hauptreihenstern, Teil des Großen Wagens |
ζ UMa (Mizar) | 2,05 | 13h 23m 56s / +54° 55' 31" | A1 V | Optischer und spektroskopischer Mehrfachstern, Teil des Großen Wagens |
β UMa (Merak) | 2,37 | 11h 01m 50s / +56° 22' 57" | A1 V | Teil des Großen Wagens |
γ UMa (Phecda) | 2,41 | 11h 53m 49s / +53° 41' 41" | A0 Ve | Teil des Großen Wagens |
δ UMa (Megrez) | 3,32 | 12h 15m 25s / +57° 01' 57" | A3 V | Teil des Großen Wagens |
ψ UMa | 3 | 11h 18m 28s / +54° 00' 07" | K0 III | Oranger Riese |
Kurzporträts
Dubhe (α Ursae Majoris): Dubhe ist der hellste Stern im Sternbild Großer Bär und markiert die obere rechte Ecke des "Wagenkastens". Dieser orangefarbene Riesenstern ist etwa 124 Lichtjahre von der Erde entfernt und gehört zu einem Mehrfachsternsystem. Tatsächlich ist Dubhe A der Hauptstern, begleitet von einem lichtschwächeren Begleiter, Dubhe B, der ein weißer Hauptreihenstern ist. Seine scheinbare Helligkeit beträgt etwa 1,79 mag, was ihn gut sichtbar macht. Dubhe spielt eine wichtige Rolle bei der Auffindung des Polarsterns, da eine Linie durch Dubhe und Merak direkt auf Polaris zeigt. Seine Größe und Leuchtkraft machen ihn zu einem faszinierenden Objekt für Astronomen.
Merak (β Ursae Majoris): Merak ist der zweite der beiden Zeigersterne, die auf den Polarstern weisen, und bildet die untere rechte Ecke des Wagenkastens. Dieser blaue Unterriese befindet sich in einer Entfernung von etwa 79 Lichtjahren zu uns und besitzt eine scheinbare Helligkeit von 2,37 mag. Seine Oberflächentemperatur ist mit rund 9.000 Kelvin deutlich höher als die unserer Sonne. Merak ist ein relativ junger Stern, der sich noch in der Phase der Wasserstofffusion befindet. Seine hohe Leuchtkraft ist ein Indikator für seine Masse und seinen Entwicklungszustand. Die stabile Position in der Konstellation macht ihn zu einem verlässlichen Orientierungspunkt am Nachthimmel.
Phecda (γ Ursae Majoris): Phecda ist ein Stern, der die untere linke Ecke des Wagenkastens bildet und etwa 84 Lichtjahre von uns entfernt ist. Dieser weiße Hauptreihenstern hat eine scheinbare Helligkeit von etwa 2,44 mag. Phecda gehört zu der sogenannten Ursa-Major-Assoziation, einer Gruppe von Sternen, die sich gemeinsam durch den Weltraum bewegen und vermutlich einen gemeinsamen Ursprung haben. Seine Oberflächentemperatur wird auf über 9.000 Kelvin geschätzt. Obwohl er nicht so prominent ist wie Dubhe oder Alioth, ist Phecda dennoch ein wichtiger Bestandteil der charakteristischen Wagenform des Großen Bären. Er dient als visueller Bezugspunkt für die Ausdehnung des Sternbildes.
Megrez (δ Ursae Majoris): Megrez ist der am wenigsten helle Stern im Wagenkasten des Großen Bären und befindet sich an der Verbindung von Deichsel und Kasten. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 3,32 mag ist er immer noch gut mit bloßem Auge sichtbar, wenn auch weniger auffällig als seine Nachbarn. Dieser weiße Hauptreihenstern ist ungefähr 81 Lichtjahre von der Erde entfernt. Wie Phecda gehört auch Megrez zur Ursa-Major-Assoziation, was seine gemeinsame Bewegung mit anderen prominenten Sternen des Sternbildes erklärt. Seine Position ist entscheidend für die Wahrnehmung der Deichsel des Wagens. Megrez ist ein Beispiel für die Vielfalt der Sterne innerhalb einer einzigen Konstellation.
Alioth (ε Ursae Majoris): Alioth ist der hellste Stern in der Deichsel des Großen Bären und insgesamt der dritthellste Stern im gesamten Sternbild. Er liegt etwa 82 Lichtjahre entfernt und besitzt eine beeindruckende scheinbare Helligkeit von 1,77 mag. Alioth ist ein A0p-Stern, was bedeutet, dass er ein chemisch pekuliärer Stern ist, dessen Spektrum ungewöhnliche Mengen bestimmter Metalle aufweist. Dies deutet auf Prozesse in seiner Atmosphäre hin, die diese Elemente an die Oberfläche transportieren. Er ist auch ein veränderlicher Stern vom Typ Alpha² Canum Venaticorum, was bedeutet, dass seine Helligkeit leicht variiert. Alioth ist ein faszinierendes Forschungsobjekt für Astronomen, die sich mit Sternatmosphären beschäftigen.
Mizar (ζ Ursae Majoris): Mizar ist der mittlere Stern der Deichsel des Großen Bären und einer der bekanntesten Doppelsterne am Himmel, selbst wenn man nur ein kleines Teleskop besitzt. Schon mit bloßem Auge ist unter guten Bedingungen sein Begleiter Alkor sichtbar, was diese beiden Sterne zu einem berühmten "Augentest" macht. Mizar selbst ist ein spektroskopischer Doppelstern, dessen Komponenten sich so nahe sind, dass sie nur spektroskopisch getrennt werden können. Das System ist etwa 83 Lichtjahre entfernt und hat eine scheinbare Helligkeit von 2,23 mag. Mizar ist somit ein Mehrfachsternsystem, das aus mindestens vier Komponenten besteht, was seine Erforschung besonders reizvoll macht.
Alkaid (η Ursae Majoris): Alkaid ist der letzte Stern an der Spitze der Deichsel des Großen Bären und bildet somit das Ende des "Griffs" des Wagens. Dieser heiße blaue Hauptreihenstern ist etwa 101 Lichtjahre von uns entfernt und strahlt mit einer scheinbaren Helligkeit von 1,86 mag. Im Gegensatz zu vielen anderen hellen Sternen im Großen Bären gehört Alkaid nicht zur Ursa-Major-Assoziation. Das bedeutet, dass er sich unabhängig von den anderen Hauptsternen des Wagens durch den Raum bewegt. Seine junge Natur und hohe Oberflächentemperatur von über 20.000 Kelvin machen ihn zu einem sehr leuchtkräftigen Stern. Alkaid ist ein schöner Abschluss der Deichsel und ein markantes Merkmal am Nachthimmel.
Muscida ($\ο$ Ursae Majoris): Muscida ist ein Stern, der sich am Kopf des Großen Bären befindet, obwohl er nicht Teil des prominenten Wagenkastens ist. Dieser gelb-orangefarbene Riese ist etwa 180 Lichtjahre von der Erde entfernt und hat eine scheinbare Helligkeit von 3,36 mag. Muscida ist ein weiterer Stern, der nicht zur Ursa-Major-Assoziation gehört und somit eine unabhängige Bewegung aufweist. Seine Position im Sternbild hilft, die vollständige Figur des Bären zu erkennen, auch wenn der Wagen der bekannteste Teil ist. Die Beobachtung von Muscida erweitert das Verständnis des gesamten Sternbildes über den "Wagen" hinaus. Seine Größe und Farbe lassen auf ein fortgeschrittenes Alter schließen.
Phecda | Megrez | Alioth | Alkaid | Muscida | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Rektaszension | 11h 53m 49,847s | 12h 15m 25,561s | 12h 54m 1,750s | 13h 47m 32,438s | 08h 30m 15,870s | |||||
Deklination | +53 41' 41,14" | +57 1' 57,42" | +55 57' 35,36" | +49 18' 47,76" | +60 43' 05,41" | |||||
Magnitude | 2,43 | 3,32 | 1,77 | 1,86 | 3,35 | |||||
abs. Helligkeit | ? | -0,21 | -0,6 | -0,4 | ||||||
Spektralklasse | A0 Ve | A2 Vn | A1 III-IVp kB9 | B3 V | ? | |||||
Entfernung | 83 | 80,5 | 82,6 | 103 | 180 | |||||
Masse/M | 2,9 | 2,1 | 2,8 | 6,1 | ? | |||||
Leuchtkraft/L | 65 | 25 | 137 | 463 | ? | |||||
Temperatur/K | 9520 | 8600 | 9550 | 15700 | ? | |||||
Alter | 320 Mio | 490 Mio | ? | 10 Mio. | ? | |||||
Metallizitaet | -0,44 | -0,03 | 0 | -0,14 | ? |
3. Deep-Sky-Objekte

Das Sternbild Großer Bär, bekannt durch seine markante Wagenform, ist nicht nur Heimat für helle und leicht auffindbare Sterne, sondern birgt auch eine Fülle faszinierender Deep-Sky-Objekte (DSOs). Diese Objekte jenseits unseres Sonnensystems bieten sowohl visuellen Beobachtern als auch Astrofotografen reiche Möglichkeiten, das Universums zu erkunden.
Der Große Bär ist ein überraschend reiches Gebiet für verschiedenste Arten von DSOs. Zu den prominentesten Vertretern zählen hier Galaxien. Da das Sternbild von der galaktischen Ebene unserer Milchstraße wegblickt, ist die Sicht auf extragalaktische Systeme relativ unverstellt von interstellarem Staub und Gas unserer eigenen Galaxis. Man findet hier eine beeindruckende Anzahl von Spiralgalaxien, elliptischen Galaxien und sogar interagierende Galaxiengruppen.
Neben den Galaxien beherbergt der Große Bär auch einige planetarische Nebel, die die Überreste sterbender Sterne darstellen, sowie gelegentlich auch offene Sternhaufen, obwohl diese im Vergleich zu anderen Sternbildern, die entlang der Milchstraße liegen, weniger zahlreich sind. Die Artenvielfalt der DSOs im Großen Bären ist bemerkenswert und bietet eine breite Palette an Objekten für unterschiedliche Interessen und Ausrüstungen.
Eine der bekanntesten und beliebtesten Galaxiengruppen ist die M81-M82-Gruppe, bestehend aus der prächtigen Spiralgalaxie Messier 81 und der irregulären Starburst-Galaxie Messier 82. Beide sind bereits in kleineren Teleskopen als verschwommene Flecken sichtbar und mit Astrofotografie ein dankbares Motiv, das die unterschiedliche Morphologie der Galaxien eindrucksvoll zur Schau stellt. Weitere bekannte Galaxien sind Messier 101, die Feuerrad-Galaxie, eine der größten und am besten sichtbaren Spiralgalaxien am Nordhimmel, sowie Messier 108 und Messier 109.
Die Helligkeit der DSOs im Großen Bären variiert stark. Während Objekte wie M81 und M82 eine scheinbare Helligkeit von etwa 6,9 bzw. 8,4 mag aufweisen und somit relativ leicht zu finden und zu beobachten sind, sind viele andere Galaxien deutlich lichtschwächer. Die meisten der genannten Messier-Objekte sind mit typischen Amateur-Teleskopen (ab 8 Zoll Öffnung) unter dunklem Himmel gut zu erkennen, wenn auch oft nur als graue, diffuse Flecken ohne viele Details. Für die schwächeren NGC-Objekte oder die feinen Strukturen und Farben der Galaxien ist jedoch eine längere Belichtungszeit in der Astrofotografie unerlässlich.
Für Amateurfotografen bieten die DSOs im Großen Bären sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Die relativ hohe Helligkeit einiger Galaxien wie M81, M82 und M101 macht sie zu exzellenten Zielen für den Einstieg in die Galaxienfotografie. Sie ermöglichen es, mit moderaten Belichtungszeiten bereits beeindruckende Ergebnisse zu erzielen. Allerdings erfordert die Erfassung der feineren Spiralarme, dunklen Staubbahnen oder der schwächeren äußeren Regionen dieser Galaxien eine präzise Nachführung, eine dunkle Beobachtungsumgebung und die Summation vieler Einzelbilder. Auch die oft geringe Flächenhelligkeit der Galaxien, selbst bei einer hohen Gesamthelligkeit, stellt eine Herausforderung dar, da sich das Licht über eine größere Fläche verteilt und somit diffuser erscheint.
Kurzporträts
Messier 81 (M81) – Bodes Galaxie: M81, auch bekannt als Bodes Galaxie, ist eine prächtige Spiralgalaxie, die etwa 12 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Sie ist eine der hellsten und am besten untersuchten Galaxien am Nordhimmel, was sie zu einem beliebten Ziel für Amateurastronomen macht. Ihre gut definierten Spiralarme, die einen hellen Kern umgeben, sind selbst in kleineren Teleskopen unter dunklem Himmel erkennbar. M81 bildet zusammen mit M82 eine physikalisch gebundene Galaxiengruppe und zeigt Anzeichen von Wechselwirkungen, die ihre Struktur beeinflusst haben. Für Astrofotografen ist sie ein dankbares Objekt, das mit moderaten Belichtungszeiten bereits beeindruckende Details offenbart. Ihre scheinbare Helligkeit von etwa 6,9 mag macht sie zu einem relativ leicht zu findenden DSO.
Messier 82 (M82) – Zigarrengalaxie: Direkt neben M81 befindet sich die Zigarrengalaxie, Messier 82, eine irreguläre Starburst-Galaxie, die durch intensive Sternentstehungsprozesse gekennzeichnet ist. Die Wechselwirkung mit der größeren M81 hat in M82 eine explosionsartige Geburt neuer Sterne ausgelöst, was zu einer hohen Leuchtkraft und einer ungewöhnlichen, länglichen Form führt. Gas und Staub werden aus ihrer Ebene herausgeschleudert, was auf Infrarotbildern besonders eindrucksvoll sichtbar ist. M82 ist ebenfalls etwa 12 Millionen Lichtjahre entfernt und hat eine scheinbare Helligkeit von etwa 8,4 mag. Ihre einzigartige Morphologie und die dynamischen Prozesse in ihrem Inneren machen sie zu einem faszinierenden Studienobjekt für Astronomen und einem reizvollen Motiv für Astrofotografen.
Messier 101 (M101) – Feuerrad-Galaxie: Die Feuerrad-Galaxie, Messier 101, ist eine riesige, wunderschöne Spiralgalaxie, die etwa 21 Millionen Lichtjahre entfernt ist und sich fast frontal zu uns präsentiert. Sie ist bekannt für ihre ausgeprägten und asymmetrischen Spiralarme, die mit Regionen intensiver Sternentstehung gesprenkelt sind. Obwohl sie eine beeindruckende Ausdehnung am Himmel hat, ist ihre Flächenhelligkeit relativ gering, was sie zu einer Herausforderung für visuelle Beobachter macht, insbesondere unter lichtverschmutztem Himmel. Für Astrofotografen ist M101 jedoch ein begehrtes Ziel, da längere Belichtungszeiten die feinen Details ihrer Struktur und die rosa leuchtenden H-II-Regionen offenbaren. Mit einer scheinbaren Helligkeit von etwa 7,9 mag ist sie ein lohnendes, aber anspruchsvolles Objekt.
Messier 108 (M108) – Surfbrett-Galaxie: Messier 108 ist eine Balkenspiralgalaxie, die uns fast von der Kante aus erscheint und daher auch den Spitznamen "Surfbrett-Galaxie" trägt. Sie ist etwa 28 Millionen Lichtjahre entfernt und zeichnet sich durch ihre unregelmäßige Form und das Fehlen eines ausgeprägten Kerns aus. Die Galaxie ist reich an dunklen Staubbahnen und Knoten von Sternentstehung, die in gut belichteten Aufnahmen sichtbar werden. Ihre scheinbare Helligkeit von etwa 10,0 mag macht sie zu einem Objekt, das ein größeres Teleskop oder längere Belichtungszeiten für die Astrofotografie erfordert. M108 ist ein gutes Beispiel für eine Galaxie, die aufgrund ihrer Ausrichtung eine einzigartige Perspektive bietet und interessante Einblicke in ihre innere Struktur ermöglicht.
Messier 109 (M109): Messier 109 ist eine weitere Balkenspiralgalaxie im Großen Bären, die sich in der Nähe des Sterns Phecda befindet. Sie ist etwa 83 Millionen Lichtjahre entfernt und gehört zu den am weitesten entfernten Objekten im Messier-Katalog. Ihre scheinbare Helligkeit liegt bei etwa 10,6 mag, was sie zu einem anspruchsvolleren Ziel für visuelle Beobachter macht. In Fotografien zeigt M109 einen hellen Kern und schwache, ausgedehnte Spiralarme, die von dunklen Staubbahnen durchzogen sind. Die Galaxie ist ein Mitglied der Ursa-Major-Galaxiengruppe, zu der auch M108 gehört. Ihre Beobachtung und Fotografie erfordert Geduld und eine dunkle Umgebung, belohnt aber mit einem Blick in eine ferne Galaxie.
NGC 3077: NGC 3077 ist eine irreguläre Galaxie, die ebenfalls Teil der M81-Gruppe ist und etwa 12 Millionen Lichtjahre entfernt liegt. Obwohl sie nicht so hell oder prominent wie M81 oder M82 ist, ist sie ein interessantes Objekt für Astrofotografen. Ihre scheinbare Helligkeit beträgt etwa 10,1 mag. NGC 3077 zeigt Anzeichen von Wechselwirkungen mit ihren größeren Nachbarn, was zu einer verzerrten Form und Regionen mit Sternentstehung geführt hat. Sie besitzt einen hellen, kompakten Kern und eine diffuse äußere Hülle. Die Beobachtung von NGC 3077 ergänzt das Bild der dynamischen M81-Gruppe und liefert weitere Einblicke in die Evolution von Galaxien durch gravitative Wechselwirkungen.
NGC 3184: NGC 3184 ist eine wunderschöne Spiralgalaxie vom Typ Sc, die sich etwa 40 Millionen Lichtjahre entfernt im Großen Bären befindet. Sie ist bekannt für ihre symmetrischen, weit geöffneten Spiralarme, die mit zahlreichen H-II-Regionen (Gebiete aktiver Sternentstehung) gesprenkelt sind. Die Galaxie hat eine scheinbare Helligkeit von etwa 10,4 mag, was sie zu einem lohnenden, wenn auch etwas anspruchsvolleren Ziel für Amateurfotografen macht. Ihre nahezu frontale Ausrichtung zur Erde ermöglicht einen hervorragenden Blick auf ihre Spiralstruktur. Die Spiralgalaxie bietet mit ihren leuchtenden Sternentstehungsgebieten reizvolle Details für die Astrofotografie.
NGC 3628 – Hamburger-Galaxie: NGC 3628, auch bekannt als die Hamburger-Galaxie, ist eine Spiralgalaxie, die uns fast exakt von der Kante aus erscheint. Sie ist etwa 35 Millionen Lichtjahre entfernt und bildet zusammen mit M65 und M66 (im Sternbild Löwe) das berühmte Leo-Triplett, obwohl sie technisch gesehen im Großen Bären liegt. Ihr auffälligstes Merkmal ist ein dunkles Staubband, das sich quer durch die Galaxie zieht und ihr das Aussehen eines Hamburgers verleiht. Mit einer scheinbaren Helligkeit von etwa 10,2 mag ist sie ein beliebtes Ziel für Astrofotografen, die die feinen Staubstrukturen und den hellen Kern einfangen möchten. Die Hamburger-Galaxie ist ein beeindruckendes Beispiel für eine Kanten-Galaxie und bietet eine einzigartige Perspektive auf die Verteilung von Materie in Spiralgalaxien.
Name | Magnitude | Position (RA/DE) | Art | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
M81 (NGC 3031) | 6,9 | 09h 55m 33s / +69° 03' 55" | Spiralgalaxie | Bode-Galaxie |
M82 (NGC 3034) | 8,4 | 09h 55m 52s / +69° 40' 47" | Irreguläre Galaxie | Zigarren-Galaxie |
M97 (NGC 3587) | 9,9 | 11h 14m 48s / +55° 01' 08" | Planetarischer Nebel | Eulennebel |
M101 (NGC 5457) | 7,9 | 14h 03m 13s / +54° 20' 57" | Spiralgalaxie | Feuerradgalaxie |
M108 (NGC 3556) | 10 | 11h 11m 31s / +55° 40' 31" | Spiralgalaxie | |
M109 (NGC 3992) | 9,8 | 11h 57m 36s / +53° 22' 28" | Balken-Spiralgalaxie | |
NGC 3077 | 9,9 | 10h 03m 20s / +68° 44' 02" | Irreguläre Galaxie | Wechselwirkt mit M81 und M82 |
NGC 3184 | 9,8 | 10h 17m 50s / +41° 25' 27" | Spiralgalaxie | |
NGC 3729 | 11 | 11h 34m 39s / +53° 23' 25" | Spiralgalaxie | |
NGC 3953 | 10,8 | 11h 53m 49s / +52° 19' 36" | Balken-Spiralgalaxie | |
NGC 4088 | 11,2 | 12h 05m 34s / +50° 32' 27" | Spiralgalaxie | |
NGC 4102 | 10,9 | 12h 06m 11s / +52° 42' 39" | Spiralgalaxie | |
NGC 4236 | 10,1 | 12h 16m 42s / +69° 19' 06" | Balken-Spiralgalaxie | |
NGC 4605 | 10,8 | 12h 40m 23s / +61° 36' 32" | Balken-Spiralgalaxie | |
NGC 5322 | 10,4 | 13h 49m 15s / +60° 11' 25" | Elliptische Galaxie | |
NGC 5585 | 10,7 | 14h 19m 48s / +56° 48' 58" | Spiralgalaxie |
4. Besonderheiten
Eine der bemerkenswertesten Besonderheiten im Großen Bären ist der Ursa-Major-Bewegungshaufen (UMBC), auch bekannt als Collinder 285. Hierbei handelt es sich nicht um einen klassischen Sternhaufen im Sinne eines dicht gepackten Gebildes, sondern um eine lose Assoziation von Sternen, die sich gemeinsam durch den Weltraum bewegen und einen gemeinsamen Ursprung haben. Viele der hellen Sterne des Großen Bären, darunter Merak, Phecda, Megrez, Alioth und Mizar, gehören zu dieser Gruppe. Dies bedeutet, dass sie sich in derselben Region des Weltraums gebildet haben und sich seitdem gemeinsam durch die Galaxis bewegen. Auch außerhalb des Großen Bären finden sich Mitglieder dieses Bewegungshaufens, wie zum Beispiel Sirius, der hellste Stern am Nachthimmel, der als entfernter Verwandter gilt. Das Studium des UMBC ermöglicht es Astronomen, die Entstehung und Entwicklung von Sternengruppen besser zu verstehen und die Kinematik unserer Galaxis zu kartieren.
Obwohl die hellen Sterne des Großen Bären keine prominenten Exoplaneten beherbergen, gibt es im Bereich des Sternbildes einige Sterne, bei denen Exoplaneten entdeckt wurden. Ein Beispiel hierfür ist der Stern 47 Ursae Majoris, ein sonnenähnlicher Stern, um den mindestens drei Exoplaneten kreisen. Diese Entdeckungen sind von großer Bedeutung, da sie unser Verständnis von Planetensystemen außerhalb unseres eigenen erweitern und die Suche nach potenziell bewohnbaren Welten vorantreiben. Die Methodik der Exoplanetensuche, oft basierend auf der Radialgeschwindigkeitsmethode, hat in den letzten Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht und das Sternbild Großer Bär trägt mit seinen Entdeckungen dazu bei, die Vielfalt der Planeten jenseits unseres Sonnensystems zu illustrieren.
5. Bilder


