1.Allgemeines
Astronomischer Name: Hercules
Rektaszension: 15 48 30 bis 18 57 50
Deklination: +3° 40′ 25″ bis +51° 19′ 27″
Beobachtungszeit Mitteleuropa: Frühjahr, Sommer
Fläche: 1225,148

Das Sternbild Herkules, lateinisch "Hercules", gehört zu den größten und ältesten Konstellationen am nördlichen Sternenhimmel. Obwohl es flächenmäßig das fünftgrößte Sternbild ist, sind seine Sterne relativ lichtschwach, weshalb es nicht zu den auffälligsten Erscheinungen am Himmel zählt. Dennoch ist der Herkules reich an Geschichte, Mythologie und astronomischen Schätzen, die ihn zu einem lohnenden Beobachtungsobjekt machen.
Die Geschichte des Sternbildes ist untrennbar mit der griechischen Mythologie verbunden. Es ist die Himmelsdarstellung des Helden Herakles (bei den Römern: Herkules), dem Sohn des Göttervaters Zeus und der sterblichen Alkmene. Aus Eifersucht und Wut über die Untreue ihres Mannes belegte die Göttermutter Hera Herakles mit Wahnsinn. In diesem Zustand tötete der Held seine Familie. Um seine Schuld zu sühnen, musste er zwölf unlösbar erscheinende Aufgaben für König Eurystheus ausführen. Die meisten dieser "zwölf Arbeiten des Herkules" sind auch am Himmel verewigt: Er bezwang den Nemeischen Löwen (Sternbild Löwe), kämpfte gegen die vielköpfige Hydra (Sternbild Wasserschlange) und holte den Höllenhund Zerberus (ein mittlerweile veraltetes Sternbild, das einst zwischen Herkules und Schwan lag). In der Darstellung am Himmel kniet der Herkules und triumphiert, indem er mit einem Fuß auf dem Kopf des Drachen (Sternbild Drache) steht. Dies symbolisiert seinen Sieg über die Ungeheuer, die er bezwungen hat.
Die astronomische Bedeutung des Sternbilds Herkules liegt weniger in seinen Einzelsternen als in den faszinierenden Deep-Sky-Objekten, die es beherbergt. Obwohl nur wenige Sterne heller als die dritte Größenklasse sind, bietet der Herkules für Amateurastronomen eine Fülle an Beobachtungsmöglichkeiten.
Für Beobachter in Deutschland ist das Sternbild Herkules ein klassisches Sommersternbild. Es ist am besten in den Monaten Juni bis September sichtbar, wenn es in den Abendstunden hoch am Himmel steht. Da es keine besonders hellen Sterne enthält, ist es ratsam, einen Ort mit wenig Lichtverschmutzung aufzusuchen.
Man findet den Herkules relativ einfach am Himmel, indem man nach dem markanten Sommerdreieck sucht (Vega in der Leier, Deneb im Schwan, Altair im Adler). Er befindet sich zwischen der Leier und dem Sternbild Nördliche Krone. Im Zentrum des Herkules findet sich ein charakteristisches, schiefes Viereck, das oft als "Schlussstein" bezeichnet wird und den Rumpf des Helden darstellt.
2. Sterne
Doppel- und Mehrfachsterne: Eine der bemerkenswertesten Eigenschaften des Herkules ist die Häufigkeit von Doppel- und Mehrfachsternsystemen. Diese Systeme, in denen zwei oder mehr Sterne gravitativ aneinander gebunden sind und sich umeinander bewegen, sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch wissenschaftlich wertvoll.
Ein herausragendes Beispiel ist Rasalgethi (Alpha Herculis), der hellste Stern in der Himmelsdarstellung des Kopfes von Herkules. Rasalgethi ist ein visuell beeindruckender Doppelstern, der schon mit einem kleinen Teleskop in seine beiden Komponenten getrennt werden kann. Der Hauptstern ist ein orangeroter Überriese, einer der größten bekannten Sterne überhaupt. Sein Begleiter ist ein bläulicher Stern, der ihn in einem weiten Abstand umkreist. Der starke Farbkontrast zwischen den beiden Sternen macht Rasalgethi zu einem der schönsten Doppelsterne am Nachthimmel. Ein weiteres interessantes System ist Ras Algethi (Epsilon Herculis), das ebenfalls ein Mehrfachsternsystem ist. Es besteht aus mindestens drei Komponenten, die jedoch schwieriger aufzulösen sind als bei Alpha Herculis. Diese Systeme bieten Astronomen die Möglichkeit, Masse, Leuchtkraft und Entwicklung von Sternen zu bestimmen, indem sie die Bewegung der Komponenten umeinander studieren.
Veränderliche Sterne: Das Sternbild Herkules ist auch die Heimat einiger bemerkenswerter veränderlicher Sterne. Dies sind Sterne, deren Helligkeit aus verschiedenen Gründen schwankt. Einer der bekanntesten ist Müller (Delta Herculis). Dieser Stern ist ein sogenannter Delta-Scuti-Veränderlicher, ein pulsierender Stern, dessen Helligkeit sich innerhalb weniger Stunden leicht ändert. Diese Art von Sternen hilft Astronomen, die innere Struktur von Sternen zu verstehen, da die Schwingungen Aufschluss über Dichte und Zusammensetzung geben können. Ein anderes faszinierendes Beispiel ist FG Herculis, ein bedeckungsveränderlicher Stern. Bei diesem System umkreisen sich zwei Sterne, und wenn der eine Stern den anderen verdeckt, nimmt die gesamte Helligkeit des Systems ab. Solche Sterne sind besonders nützlich, um die genauen Abmessungen und Umlaufbahnen der beteiligten Himmelskörper zu bestimmen. Obwohl FG Herculis relativ lichtschwach ist, ist er ein wertvolles Studienobjekt für die Astrophysik.
Die hellsten Sterne
Name | Magnitude | Position (RA/DE) | Spektralklasse | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
β Her (Kornephoros) | 2,78 | 17h 14m 39s / +27° 57' 29" | G8 IIIa | Heller gelber Riese |
ζ Her (Rutilicus) | 2,81 | 16h 41m 24s / +31° 36' 09" | G0 III-IV | Doppelstern |
δ Her (Sarin) | 3,14 | 17h 15m 02s / +24° 50' 23" | A3 IV | Weißer Unterriese |
π Her | 3,16 | 16h 31m 08s / +36° 48' 33" | K3 II | Heller oranger Riese |
μ Her | 3,42 | 17h 46m 28s / +27° 43' 16" | G5 IV | Gelber Unterriese mit Exoplanet |
ι Her | 3,85 | 16h 07m 06s / +46° 01' 06" | B3 IV | Blauer Unterriese |
ο Her | 3,84 | 16h 33m 15s / +23° 05' 24" | K5 II | Heller oranger Riese |
ε Her | 3,92 | 16h 59m 26s / +27° 41' 37" | A0 V | Weißer Hauptreihenstern |
Kurzbiografien
Rasalgethi (Alpha Herculis): Rasalgethi, auch als Alpha Herculis bekannt, ist der prominenteste Stern im Sternbild Herkules und markiert den Kopf des mythologischen Helden. Mit bloßem Auge erscheint er als ein einzelner, leuchtend oranger Stern. In Wahrheit handelt es sich jedoch um ein faszinierendes Mehrfachsternsystem, das aus mindestens drei Komponenten besteht. Der Hauptstern ist ein roter Riesenstern, der zu den größten bekannten Sternen zählt und sich dem Ende seines Lebens nähert. Sein Farbkontrast zu den kleineren, bläulichen Begleitsternen, die ihn umkreisen, macht Rasalgethi zu einem der schönsten Doppelsterne am Nachthimmel, besonders wenn er durch ein Teleskop betrachtet wird. Obwohl er in der Antike als der hellste Stern im Herkules galt, trägt er heute nur noch das Alpha in seinem Namen, da andere Sterne heller erscheinen.
Kornephoros (Beta Herculis): Kornephoros, oder Beta Herculis, ist der zweithellste Stern im Herkules und bildet die Schulter des Helden. Sein Name leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet "Keulenträger", eine Anspielung auf die Keule, die Herkules in der Mythologie mit sich führte. Dieser Stern ist ein gelblicher Riese, der deutlich größer und leuchtkräftiger ist als unsere Sonne. Er hat die Hauptreihe der Sternentwicklung bereits verlassen und bläht sich zu einem Riesen auf. Kornephoros ist ein wichtiges Ziel für die Astrometrie, die Wissenschaft der Positionsbestimmung von Himmelskörpern. Er dient als Referenzpunkt für die Vermessung und Kartierung von Sternen in der näheren Umgebung, was seine Bedeutung über seine bloße Helligkeit hinaus unterstreicht.
Sarin (Delta Herculis): Sarin, auch bekannt als Delta Herculis, ist ein weiteres interessantes Mitglied des Sternbildes. Er befindet sich an der Schulter des Helden, in unmittelbarer Nähe zu Kornephoros. Sarin ist ein heißer, bläulicher Stern der Spektralklasse A, der deutlich massereicher und leuchtkräftiger ist als unsere Sonne. Seine Helligkeit schwankt leicht, was ihn als einen veränderlichen Stern klassifiziert. Diese Pulsationen geben den Astronomen wichtige Hinweise auf die inneren physikalischen Prozesse, die in Sternen dieser Art ablaufen. Sarin ist zudem Teil eines Mehrfachsternsystems, was seine wissenschaftliche Bedeutung noch weiter erhöht.
Pi Herculis: Pi Herculis ist ein Stern, der am Knie der knienden Figur von Herkules liegt und mit bloßem Auge gut sichtbar ist. Er ist ein oranger Riesenstern, der die Hauptreihe bereits verlassen hat und sich in einer späten Phase seiner Sternentwicklung befindet. Aufgrund seiner Nähe zur Erde und seiner Helligkeit wurde er in der Vergangenheit als Navigationsstern verwendet. In der Astronomie wird Pi Herculis oft als ein Beispiel für die Entwicklung von Sternen mittlerer Masse herangezogen, die ihre Wasserstoffvorräte im Kern verbraucht haben und sich nun aufblähen. Er stellt somit ein wichtiges Forschungsobjekt für die Erforschung der stellaren Evolution dar.
Ras Algethi (Epsilon Herculis): Der Stern Epsilon Herculis, auch unter seinem arabischen Namen Ras Algethi bekannt (nicht zu verwechseln mit Alpha Herculis), ist ein weiteres Mehrfachsternsystem im Herkules. Mit bloßem Auge erscheint er als ein einziger, weißlicher Stern. Doch Teleskope offenbaren, dass er aus mindestens zwei Komponenten besteht, die sich in einer engen Umlaufbahn umeinander bewegen. Der Hauptstern ist ein Stern der Spektralklasse A, während sein Begleiter ein etwas kleinerer Stern ist. Die genaue Erforschung der Umlaufbahn und der Massen dieser Sterne ermöglicht es, die physikalischen Gesetzmäßigkeiten von Gravitation und Sternenentwicklung zu testen.
Ras Algethi | Pi Herculis | Sarin (Delta Herculis) | Rasalgethi (Alpha Herculis) | |||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Rektaszension | 17h 14m 39,01878s | 17 h 15m 02,83424s | 17h 15m 01,911s | 17h 14m 39,01878s | ||||
Deklination | +14 23' 24,5077" | +36 48' 32.9816" | +24 50' 21,13" | +14 23' 24,5077" | ||||
Magnitude | 3,06var | 3,15 | 3,12 | 3,06var | ||||
abs. Helligkeit | -2,15var | -2,1 | 1,3 | -2,15var | ||||
Spektralklasse | M5 Ib-II | K3 II | A3 IV | M5 Ib-II | ||||
Entfernung | ? | 367 | 75 | 360 | ||||
Masse/M | ? | 3,7+-0,2 | ? | 3,25 | ||||
Leuchtkraft/L | ? | 1,1 | ? | ? | ||||
Temperatur/K | 3280 | 4,2 | ? | 4900 +- 150 | ||||
Alter | 0,41 - 1,25 Mrd. | 220+-40 Mill. | ? | 0,41 - 1,25 Mrd. | ||||
? | 0,01+-0,1 | ? | ? |
3. Deep-Sky-Objekte

Im Sternbild des Herkules, einem der markantesten Sternbilder am nördlichen Nachthimmel, verbirgt sich eine Fülle von Deep-Sky-Objekten (DSOs), die sowohl für professionelle Astronomen als auch für Hobbyisten von großem Interesse sind. Diese Objekte, die jenseits unseres Sonnensystems liegen und nicht zu den Sternen oder Planeten gehören, offenbaren die komplexe und vielfältige Natur des Universums.
Die DSOs im Herkules umfassen hauptsächlich zwei Hauptkategorien: Kugelsternhaufen und Galaxien. Der bekannteste unter ihnen ist zweifellos Messier 13 (M13), der Große Herkules-Kugelsternhaufen. Kugelsternhaufen sind dichte Ansammlungen von Hunderttausenden oder sogar Millionen von Sternen, die durch ihre gegenseitige Gravitation eng aneinander gebunden sind. Sie sind einige der ältesten Objekte in der Galaxis und bieten einen Einblick in die frühe Geschichte der Milchstraße. M13 ist so hell, dass er bei guten Beobachtungsbedingungen bereits mit einem Fernglas als verschwommener Fleck sichtbar ist und in einem Teleskop eine funkelnde Kugel offenbart. Neben M13 gibt es im Herkules auch den kleineren, aber ebenfalls bemerkenswerten Kugelsternhaufen Messier 92 (M92). Obwohl er nicht ganz so massereich und hell ist wie M13, ist er dennoch ein lohnendes Ziel für Beobachtungen und beeindruckt durch seine dichte, kompakte Struktur.
Galaxien sind die andere große Gruppe von DSOs im Herkules. Während die meisten dieser Galaxien für kleinere Teleskope eher unscheinbar sind, gibt es doch einige, die für Hobbyastronomen zugänglich sind. Hierzu gehören die Galaxie NGC 6207, die in der Nähe von M13 liegt und eine interessante visuelle Ergänzung zum Kugelsternhaufen darstellt, sowie weitere, oft schwächere Galaxien, die in größeren Teleskopen als nebelartige Flecken erscheinen.
Die DSOs im Herkules sind nicht nur visuell ansprechend, sondern auch wichtige Forschungsobjekte. Kugelsternhaufen wie M13 sind aufgrund ihres hohen Alters und ihrer uniformen Sternpopulation ideal, um die Sternentwicklung zu studieren. Astronomen können die Helligkeit und die Farbe der Sterne in diesen Haufen messen, um Rückschlüsse auf ihr Alter, ihre Masse und ihre chemische Zusammensetzung zu ziehen. Diese Daten helfen dabei, Modelle der Sternentstehung und -entwicklung zu verfeinern und unser Verständnis der Galaxienbildung zu verbessern.
Die im Herkules sichtbaren Galaxien, auch wenn sie oft schwächer sind, bieten Einblicke in die extragalaktische Astronomie. Ihre Untersuchung hilft, die Verteilung von Galaxien im Universum zu kartieren, ihre Wechselwirkungen zu verstehen und die kosmische Expansion zu messen. Die Kombination aus der Nähe von M13 und der dahinterliegenden Galaxie NGC 6207 bietet beispielsweise eine seltene Gelegenheit, zwei so unterschiedliche kosmische Objekte in einem einzigen Gesichtsfeld zu beobachten, was wertvolle Daten über die interstellare Materie und die Dunkle Materie liefern kann.
Kurzbiografien
M13 - Der Große Herkules-Kugelsternhaufen M13 ist ein alter Kugelsternhaufen, der als einer der prächtigsten seiner Art am nördlichen Sternenhimmel gilt. Er ist eine dichte Ansammlung von mehreren hunderttausend Sternen, die sich in einem Durchmesser von etwa 145 Lichtjahren drängen. Die Sterne in M13 sind extrem alt und bilden eine Art kosmische Ureinwohnerpopulation unserer Galaxie. Obwohl er so weit entfernt ist, dass das Licht 22.200 Jahre braucht, um die Erde zu erreichen, ist M13 bei dunklem Himmel schon mit bloßem Auge als schwacher Fleck erkennbar. Durch ein Teleskop entfaltet sich seine wahre Schönheit als funkelnde Kugel, die am Rand in einzelne Sterne aufgelöst werden kann.
M92 - Der kompakte Kugelsternhaufen M92 ist ein weiterer Kugelsternhaufen im Herkules, der oft im Schatten seines berühmten Nachbarn M13 steht. Er ist fast 27.000 Lichtjahre von uns entfernt und mit einem geschätzten Alter von 13 Milliarden Jahren sogar noch älter als M13. Dieser Kugelsternhaufen zeichnet sich durch seine extrem kompakte und dichte Struktur aus. Durch ein Teleskop erscheint er kleiner und heller als M13, was seine enorme Sterndichte unterstreicht. Seine Sterne sind ein Fenster in die früheste Ära des Universums, da sie zu den ältesten Objekten unserer Milchstraße gehören. M92 bietet eine hervorragende Gelegenheit für Amateurastronomen, die Struktur und Zusammensetzung von Kugelsternhaufen zu vergleichen.
NGC 6207 - Die nahe gelegene Spiralgalaxie NGC 6207 ist eine Galaxie, die sich in unmittelbarer Nähe von M13 am Himmel befindet und eine faszinierende optische Paarung bildet. Obwohl sie in derselben Himmelsregion liegt, ist sie mit einer Entfernung von 30 Millionen Lichtjahren dramatisch weiter entfernt als der Kugelsternhaufen. Diese Spiralgalaxie erscheint in kleineren Teleskopen als ein kleiner, ovaler Lichtfleck, aber in größeren Instrumenten sind ihre spiralförmigen Strukturen erkennbar. Ihre visuelle Nähe zu M13 macht sie zu einem einzigartigen Beobachtungsziel, das zwei unterschiedliche kosmische Welten in einem einzigen Gesichtsfeld vereint. Die Untersuchung von NGC 6207 hilft Astronomen, die Verteilung von Galaxien im Universum und ihre Wechselwirkungen zu verstehen.
NGC 6210 - Der kleine, helle planetarische Nebel NGC 6210 ist ein kompakter und sehr heller planetarischer Nebel, der von Amateurastronomen auch als "Turtle Nebula" (Schildkrötennebel) bezeichnet wird. Er ist die Überreste eines sonnenähnlichen Sterns, der am Ende seines Lebenszyklus seine äußeren Hüllen abgestoßen hat. Diese Hüllen leuchten in den Farben der Gase, aus denen sie bestehen, und bilden eine faszinierende, blaugrüne Hülle um den Zentralstern. NGC 6210 ist mit 6.500 Lichtjahren Entfernung relativ nah und kann bereits in kleineren Teleskopen als markanter, blauer Fleck ausgemacht werden. Seine Erforschung gibt Aufschluss über das Ende des Lebens von Sternen und die Anreicherung des interstellaren Raums mit schweren Elementen.
NGC 6229 - Ein entfernter Kugelsternhaufen NGC 6229 ist ein Kugelsternhaufen, der viel weiter von uns entfernt ist als M13 und M92, nämlich rund 100.000 Lichtjahre. Aufgrund seiner immensen Entfernung und relativ geringen Helligkeit ist er ein anspruchsvolleres Ziel für Hobbyastronomen. Er erscheint in kleineren Teleskopen als ein sehr schwacher, nebliger Fleck, der kaum Details erkennen lässt. Größere Teleskope zeigen eine schwache, diffuse Hülle, die den dichten Kern umgibt. Die Sterne in NGC 6229 sind so weit entfernt, dass sie selbst in den besten Teleskopen nicht einzeln aufgelöst werden können. Seine Existenz zeugt von der weitreichenden Ausdehnung unserer Galaxie und den vielen verborgenen Schätzen, die im tiefen Weltraum auf ihre Entdeckung warten.
Abell 39 - Der riesige, schwache planetarische Nebel Abell 39 ist ein riesiger, kugelförmiger planetarischer Nebel, der zu den größten seiner Art zählt, aber auch zu den schwächsten. Seine visuelle Erscheinung ähnelt einer perfekten, durchscheinenden Blase am Himmel, die von einem zentralen Stern beleuchtet wird. Die extrem geringe Oberflächenhelligkeit des Nebels macht seine Beobachtung zu einer echten Herausforderung, die große Teleskope und sehr dunkle Himmel erfordert. Der Nebel ist 6.800 Lichtjahre entfernt und misst einen Durchmesser von etwa fünf Lichtjahren. Die Erforschung von Abell 39 hilft Wissenschaftlern, die physikalischen Prozesse in den äußeren Hüllen sterbender Sterne zu verstehen und die Verteilung der Materie im interstellaren Raum zu studieren.
Name | Magnitude | Position (RA/DE) | Art | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
M13 (NGC 6205) | 5,8 | 16h 41m 41s / +36° 27' 37" | Kugelsternhaufen | Herkuleshaufen |
M92 (NGC 6341) | 6,4 | 17h 17m 07s / +43° 08' 09" | Kugelsternhaufen | |
NGC 6210 | 12,3 | 16h 44m 29s / +23° 48' 00" | Planetarischer Nebel | Kleiner, heller PN |
NGC 6229 | 9,4 | 16h 46m 59s / +47° 31' 42" | Kugelsternhaufen | |
NGC 6309 | 11,5 | 17h 12m 59s / +12° 14' 34" | Planetarischer Nebel | Rechteckiger Nebel |
NGC 6369 | 11,4 | 17h 29m 21s / +27° 03' 43" | Planetarischer Nebel | Kleiner, ringförmiger PN |
NGC 6397 | 5,3 | 17h 40m 41s / -53° 40' 27" | Kugelsternhaufen | Einer der erdnächsten Kugelsternhaufen |
NGC 6356 | 8,2 | 17h 23m 36s / -03° 21' 32" | Kugelsternhaufen | |
NGC 6340 | 11,9 | 17h 10m 25s / +72° 18' 00" | Spiralgalaxie | |
NGC 6482 | 11,5 | 17h 51m 49s / +23° 04' 52" | Elliptische Galaxie | |
NGC 6058 | 12,9 | 16h 05m 18s / +40° 41' 32" | Planetarischer Nebel | Kleiner PN |
NGC 6207 | 11,6 | 16h 43m 04s / +51° 55' 09" | Spiralgalaxie | |
IC 4592 (Blauer Pferdekopfnebel) | Variabel | 16h 11m 18s / -19° 27' 00" | Reflexionsnebel | Sehr schwach, teilweise im Herkules |
4. Besonderheiten
Exoplaneten im Herkules: In den letzten Jahren hat die Entdeckung von Exoplaneten, also Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, eine revolutionäre Entwicklung in der Astronomie ausgelöst. Auch im Sternbild Herkules wurden bereits mehrere Exoplaneten-Systeme identifiziert, die unser Verständnis von der Planetenbildung erweitern. Ein bekanntes Beispiel ist das System um den Stern Gliese 625, einen roten Zwergstern, der in etwa 20 Lichtjahren Entfernung liegt. Um diesen Stern wurde ein Exoplanet entdeckt, der in der sogenannten habitablen Zone kreist. Das bedeutet, dass die Bedingungen auf seiner Oberfläche potenziell die Existenz von flüssigem Wasser und damit von Leben ermöglichen könnten. Solche Entdeckungen machen das Sternbild Herkules zu einem Hotspot der modernen Exoplanetenforschung und eröffnen spannende Fragen über die Verbreitung von Leben im Universum.
HD 149026 b (auch Smertrios genannt) HD 149026 b ist ein Gasriese, der sich etwa 250 Lichtjahre von der Erde entfernt befindet. Er wird oft als "Hot Jupiter" bezeichnet, da er seinem Stern sehr nahe ist und ihn in nur 2,87 Tagen umkreist. Eine bemerkenswerte Eigenschaft dieses Exoplaneten ist seine ungewöhnlich hohe Dichte im Vergleich zu seiner Größe. Wissenschaftler gehen davon aus, dass er einen extrem massereichen Kern besitzt, der bis zu 80 Prozent seiner Gesamtmasse ausmachen könnte. Die Atmosphäre des Planeten ist extrem heiß, was ihn zu einem idealen Studienobjekt für die Erforschung der Atmosphären von Exoplaneten macht.
TrES-3b
TrES-3b ist ebenfalls ein Gasriese, der im Sternbild Herkules liegt und von der Erde aus in etwa 750 Lichtjahren Entfernung sichtbar ist. Dieser Planet ist ein weiteres Beispiel für einen "Hot Jupiter", der seinen Mutterstern in nur 1,3 Tagen umkreist – eine der kürzesten bekannten Umlaufzeiten. Aufgrund dieser extremen Nähe zu seinem Stern ist die Temperatur auf seiner Oberfläche enorm hoch. TrES-3b war einer der ersten Exoplaneten, der mit der Transitmethode entdeckt wurde, bei der Astronomen den geringfügigen Helligkeitsabfall des Sterns messen, wenn der Planet vor ihm vorbeizieht.
Meteorströme und Kometen: Herkules ist auch das Quellgebiet einiger weniger bekannter, aber dennoch interessanter Meteorströme. Der Tau-Herculiden-Meteorstrom, der im späten Frühjahr aktiv ist, ist mit dem periodischen Kometen 73P/Schwassmann-Wachmann verbunden. Obwohl dieser Strom in der Regel eher schwach ist, kam es in der Vergangenheit zu spektakulären Ausbrüchen, wenn die Erde eine dichtere Staubwolke des Kometen durchquerte. Im Jahr 2022 erlebte der Strom einen solchen Ausbruch, als eine große Anzahl an Meteoren pro Stunde sichtbar war, was die Astronomie-Community begeisterte. Solche Ereignisse verdeutlichen, wie die Himmelsmechanik und die Dynamik von Kometen zu unerwarteten und fesselnden Himmelserscheinungen führen können.
Historische und außergewöhnliche Ereignisse: Die Geschichte des Sternbilds Herkules ist reich an astronomischen Beobachtungen, die weit in die Vergangenheit zurückreichen. Eine der bemerkenswertesten historischen Beobachtungen betrifft den Supernova-Überrest SNR G65.2+5.7, der sich in den Grenzen des Sternbilds befindet. Diese Supernova wurde vermutlich von chinesischen Astronomen im Jahr 1181 n. Chr. als "Gaststern" dokumentiert, der für mehrere Monate am Himmel sichtbar war. Sie war ein beeindruckendes Ereignis am Nachthimmel und bietet heutigen Astronomen wichtige Einblicke in die späten Phasen der Sternentwicklung.
5. Bilder

