1.Allgemeines
Astronomischer Name: Corona Borealis
Rektaszension: 15 16 04 bis 16 25 07
Deklination: +25° 32′ 17″ bis +39° 42′ 42″
Beobachtungszeit Mitteleuropa: Frühjahr
Fläche: 178,710

Die Nördliche Krone (lateinisch Corona Borealis) ist ein kleines, aber auffälliges Sternbild am Nordhimmel, das sich zwischen den markanten Konstellationen Bärenhüter und Herkules befindet. Ihre Sterne bilden einen erkennbaren Halbkreis, der seit der Antike als Krone interpretiert wird. In der griechischen Mythologie stellt sie die Krone der Ariadne dar, der Tochter von König Minos von Kreta. Ariadne half dem Helden Theseus, den Minotaurus zu besiegen, indem sie ihm ein Wollknäuel gab, mit dem er den Weg aus dem Labyrinth fand. Nachdem Theseus sie auf der Insel Naxos zurückgelassen hatte, wurde sie von Dionysos getröstet und zur Gemahlin genommen. Als Geschenk für die Hochzeit wurde ihre Krone in den Himmel versetzt, wo sie seitdem als Sternbild strahlt
.
In anderen Kulturen hatte die Konstellation unterschiedliche Bedeutungen: Die Araber sahen darin die zerbrochene Schüssel eines Bettlers, die Chinesen eine Geldkette und die Kelten ein sich schnell drehendes Rad oder ein Schloss. Das Sternbild gehört zu den 48 Konstellationen, die bereits vom griechisch-römischen Astronomen Claudius Ptolemäus im 2. Jahrhundert n. Chr. beschrieben wurden.
Für Beobachter in Deutschland ist die Nördliche Krone in den Monaten April bis August am Abendhimmel besonders gut sichtbar. Sie liegt auf der nördlichen Hemisphäre und kann von den meisten bewohnten Regionen der Erde aus gesehen werden.
2. Sterne
Veränderliche: Zu den bekanntesten veränderlichen Sternen gehören R Coronae Borealis und T Coronae Borealis. R Coronae Borealis ist der Prototyp der nach ihm benannten Klasse von veränderlichen Sternen. Er ist ein Gelber Überriese, der in unregelmäßigen Abständen seine Helligkeit drastisch verringert, manchmal über Monate oder Jahre hinweg. Dieser Helligkeitsabfall wird durch das Ausstoßen von Rußwolken aus Kohlenstoff verursacht, die den Stern vorübergehend verdunkeln. T Coronae Borealis, auch „Flammenstern“ genannt, ist eine wiederkehrende Nova, die etwa alle 80 Jahre einen plötzlichen, dramatischen Helligkeitsanstieg erlebt. Dieses System besteht aus einem Roten Riesen und einem Weißen Zwerg, der Materie von seinem Begleiter absaugt, was schließlich zu einer thermonuklearen Explosion auf seiner Oberfläche führt.
Doppelsterne: Einige der Sterne in der Nördlichen Krone sind auch als Doppelsterne bekannt. Der hellste Stern des Sternbildes, Alphecca (auch Gemma genannt), ist ein bedeckungsveränderliches Doppelsternsystem, bei dem zwei Sterne einander so umkreisen, dass sie sich aus unserer Perspektive periodisch verdecken und so die Helligkeit des Systems leicht variiert. Auch Epsilon Coronae Borealis ist ein Mehrfachsternsystem, das aus einem Roten Riesen und einem Orangefarbenen Zwerg besteht, die einander in einer riesigen Entfernung umkreisen.
Zu den anderen interessanten Sternen zählt auch Sigma Coronae Borealis, das ein Mehrfachsternsystem ist, das aus mindestens drei Sternen besteht. Es ist ein aktives System, dessen enge Umlaufbahn die Sterne dazu zwingt, sich schnell zu drehen, was zu starker magnetischer Aktivität führt. Das Sternbild beherbergt auch ausgedehnte Galaxienhaufen wie Abell 2065 und Abell 2142, die jedoch nur mit großen Teleskopen sichtbar sind.
Die hellsten Sterne
Name | Magnitude | Position (RA/DE) | Spektralklasse | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
α CrB (Alphecca) | 2,23 | 15h 34m 41s / +26° 42' 53" | A0 V | Bedeckungsveränderlicher |
β CrB (Nusakan) | 3,66 | 15h 27m 49s / +29° 06' 19" | F0 p | Spektroskopischer Doppelstern |
γ CrB | 3,81 | 15h 37m 08s / +26° 17' 46" | A1 V | Weißer Hauptreihenstern |
δ CrB | 4,14 | 15h 49m 36s / +26° 04' 06" | M3 III | Roter Riese |
ε CrB | 4,14 | 15h 57m 35s / +26° 52' 41" | K0 II | Heller oranger Riese |
ζ CrB | 4,21 | 15h 39m 42s / +36° 38' 09" | G1 V | Gelber Hauptreihenstern |
θ CrB | 4,14 | 15h 51m 30s / +36° 31' 04" | B6 V | Bläulich-weißer Hauptreihenstern |
κ CrB | 4,79 | 15h 51m 14s / +35° 39' 27" | K1 IVb | Oranger Unterriese |
Kurzbiografien
Alphecca (Alpha Coronae Borealis): Alphecca, auch bekannt als Gemma, ist der hellste Stern in der Nördlichen Krone. Er ist ein Doppelsternsystem, das aus einem bläulich-weißen Hauptstern und einem gelben Begleitstern besteht. Die beiden Himmelskörper umkreisen sich in einer exzentrischen Bahn alle 17,36 Tage, was dazu führt, dass sich ihre Helligkeit leicht verändert. Die Bezeichnung Alphecca leitet sich vom arabischen Ausdruck „der Gebrochene“ ab, in Anspielung auf die halbkreisartige Form des Sternbildes. Der Stern befindet sich etwa 75 Lichtjahre von der Erde entfernt und ist mit einer scheinbaren Helligkeit von 2,2 mag ein markantes Objekt am Nachthimmel.
Nusakan (Beta Coronae Borealis): Nusakan ist der zweithellste Stern in der Nördlichen Krone und bildet zusammen mit Alphecca das östliche Ende des Halbkreises. Dieser Stern ist ebenfalls ein Doppelsternsystem, dessen Hauptkomponente ein bläulich-weißer Riese ist. Der Name Nusakan stammt aus dem Arabischen und bedeutet so viel wie „die beiden Schlangen“. Seine scheinbare Helligkeit beträgt etwa 3,65 mag. Nusakan ist ein spektroskopischer Doppelstern, was bedeutet, dass sich seine Doppelnatur nicht visuell, sondern nur durch Spektralanalyse nachweisen lässt.
Epsilon Coronae Borealis: Epsilon Coronae Borealis ist ein Roter Riesenstern, der sich etwa 230 Lichtjahre von uns entfernt befindet. Er ist etwa 40 % massereicher als unsere Sonne, aber hat sich auf das 20-fache ihres Durchmessers ausgedehnt. Epsilon Coronae Borealis wird von einem kleinen orangenen Zwergstern umkreist, wobei eine vollständige Umrundung des Hauptsterns etwa 900 Jahre dauert. Zudem wurde bei ihm ein Planet entdeckt, der etwa die siebenfache Masse des Jupiters hat.
R Coronae Borealis: R Coronae Borealis ist ein äußerst ungewöhnlicher Stern, der als Prototyp einer Klasse von veränderlichen Sternen gilt. Er ist ein alter, wasserstoffarmer Gelber Überriese. In unregelmäßigen Abständen verblasst er plötzlich und wird so schwach, dass er mit bloßem Auge kaum noch sichtbar ist. Dieses Phänomen tritt auf, wenn der Stern große Mengen an Kohlenstoffpartikeln in den Weltraum schleudert, die sich zu einer Art Rußwolke verdichten und ihn vorübergehend verdecken.
T Coronae Borealis: T Coronae Borealis, auch bekannt als "der Flammenstern", ist eine wiederkehrende Nova, ein faszinierendes Doppelsternsystem, das aus einem Roten Riesen und einem Weißen Zwerg besteht. Der Weiße Zwerg zieht Wasserstoff von seinem Begleiter an, bis sich genug Material angesammelt hat, um eine thermonukleare Explosion auszulösen. T CrB ist eine der wenigen Novae, die aufgrund ihrer Helligkeitsausbrüche von der Erde aus mit bloßem Auge sichtbar sind.
Sigma Coronae Borealis: Sigma Coronae Borealis ist ein komplexes Mehrfachsternsystem, das etwa 74 Lichtjahre von uns entfernt ist. Es besteht aus zwei eng miteinander verbundenen sonnenähnlichen Sternen und einem weiteren Begleiter. Die beiden Hauptsterne umkreisen sich sehr schnell, was zu einer hohen magnetischen Aktivität führt, die es zu einem wichtigen Forschungsobjekt macht.
Alphecca (Alpha Coronae Borealis) | Nusakan (Beta Coronae Borealis | Epsilon Coronae Borealis | R Coronae Borealis | |||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Rektaszension | 15h 34m 41.417s | 15 h 27 m 49,7308 s | 15h 57m 35,25s | 15h 48m 34,415s | ||||
Deklination | 26 42' 51.463'' | +29 06' 20.530" | +26 52' 40,4" | +28 09' 24,298" | ||||
Magnitude | 2,21 - 2,32 | 3,65 - 3,72 | 4,15 | 5,71 bis 15,2 | ||||
abs. Helligkeit | 0,16 - 0,20 | ? | ? | ? | ||||
Spektralklasse | A0 V | A9SrEuCr | K2 IIIab | ? | ||||
Entfernung | 75 | 112 | 242 | 4300 | ||||
Masse/M | 2,58 | 1,71 | 1,37 | ? | ||||
Leuchtkraft/L | 74 | 25,3 | 162,9 | ? | ||||
Temperatur/K | 9700 +- 200 | 7980 | 4410 | ? | ||||
Alter | 400 Millionen | 530 +- 10 Millionen | 3,24 +- 1,81 Milliarden | ? | ||||
Metalliziteat | ? | ? | 0,20 -0,04 | ? |
3. Deep-Sky-Objekte

Die Nördliche Krone (Corona Borealis) ist ein kleines, aber markantes Sternbild, das eine Fülle an Deep-Sky-Objekten (DSO) beherbergt. Unter diesen Objekten finden sich Galaxien, Galaxienhaufen und Doppelsterne. Die meisten dieser DSO sind von Deutschland aus gut zu beobachten, vorausgesetzt, man hat Zugang zu einem Teleskop und befindet sich an einem dunklen Standort fernab von Stadtlichtern. Die besten Monate für die Beobachtung sind der späte Frühling und der Sommer, wenn das Sternbild hoch am Nachthimmel steht.
Die Sichtbarkeit der DSO hängt stark von ihrer Helligkeit (Größenklasse) ab. Während einige der helleren Galaxien auch in kleineren Teleskopen erkennbar sind, erfordern schwächere und entferntere Objekte größere Teleskopöffnungen, um Details wie Spiralstrukturen zu erkennen. Das Sternbild liegt zwischen den prominenten Sternbildern Herkules und Bärenhüter und ist leicht an seinem auffälligen, halbrunden Bogen aus Sternen zu erkennen.
Kurzbiografien
Abell 2061: Der Galaxienhaufen Abell 2061 ist Teil des Corona Borealis Galaxien-Superhaufens, einer der größten bekannten Strukturen im Universum. Er liegt in einer Entfernung von rund einer Milliarde Lichtjahren. Dieser Haufen besteht aus Tausenden von Galaxien, die durch ihre gegenseitige Gravitation aneinander gebunden sind. Die Untersuchung dieses Haufens ermöglicht es Astronomen, mehr über die großräumige Struktur des Universums und die Entwicklung von Galaxien zu erfahren. Innerhalb von Abell 2061 finden sich sowohl elliptische als auch Spiralgalaxien, von denen einige miteinander interagieren. Die Helligkeit des Haufens ist relativ schwach, weshalb er ein größeres Teleskop erfordert, um sichtbar zu sein.
Abell 2065: Ein weiteres herausragendes Objekt in der Nördlichen Krone ist der Galaxienhaufen Abell 2065. Er gehört ebenfalls zum Corona Borealis Superhaufen und ist bekannt für seine hohe Dichte an Galaxien. Der Haufen hat einen Durchmesser von etwa sechs Millionen Lichtjahren. Astronomen haben in diesem Haufen eine ungewöhnlich hohe Anzahl an kollidierenden und verschmelzenden Galaxien beobachtet. Die Gravitationskräfte innerhalb des Haufens formen und verformen die Galaxien kontinuierlich, was zu einer schnellen Evolution der Sternensysteme führt. Das Studium von Abell 2065 gibt Aufschluss über die Dynamik von Galaxienhaufen.
Galaxienhaufen Gal-15: Der Galaxienhaufen Gal-15 ist ein weiteres Mitglied des Corona Borealis Superhaufens, wenn auch weniger bekannt als Abell 2061 oder Abell 2065. Dieser Haufen enthält eine Vielzahl von Galaxien in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Seine Entfernung beträgt ebenfalls über eine Milliarde Lichtjahre. Innerhalb von Gal-15 gibt es mehrere Galaxien, die aktive Galaxienkerne (AGN) aufweisen. Die Untersuchung dieser AGNs hilft Wissenschaftlern, das Wachstum und die Entwicklung von supermassiven schwarzen Löchern zu verstehen. Aufgrund seiner Entfernung ist Gal-15 ein schwieriges Ziel für Amateurastronomen und erfordert professionelle Ausrüstung für detailliertere Beobachtungen.
R Coronae Borealis: R Coronae Borealis ist ein ganz besonderer veränderlicher Stern, der zur Klasse der sogenannten R CrB-Sterne gehört. Er ist ein extrem lichtstarker Stern, der unerwartet und ohne Vorwarnung seine Helligkeit stark reduziert. Dies geschieht, wenn der Stern Kohlenstoffruß in seine äußeren Atmosphärenschichten ausstößt, was seine Helligkeit stark verringert und ihn fast verschwinden lässt. Nach einer gewissen Zeit löst sich die Rußwolke auf und der Stern kehrt zu seiner normalen Helligkeit zurück. Wegen seiner extremen Helligkeitsabfälle ist R Coronae Borealis ein faszinierendes Objekt für professionelle und Amateurastronomen gleichermaßen.
T Coronae Borealis: T Coronae Borealis, auch bekannt als der "Blaze Star", ist ein wiederkehrender Nova. Bei einer Nova kommt es zu einem plötzlichen und dramatischen Helligkeitsanstieg des Sterns. T Coronae Borealis ist ein Doppelsternsystem, das aus einem Roten Riesen und einem Weißen Zwerg besteht. Der Weiße Zwerg zieht Materie von seinem Begleiter an, die sich auf seiner Oberfläche ansammelt. Wenn sich genug Materie angesammelt hat, kommt es zu einer thermonuklearen Explosion, die den Helligkeitsausbruch verursacht. Dieser Ausbruch wiederholt sich in einem relativ regelmäßigen Zyklus, was den Stern zu einem wichtigen Forschungsobjekt macht.
Corona Borealis Cluster: Der Corona Borealis Cluster ist ein riesiger Galaxien-Superhaufen, zu dem auch die Galaxienhaufen Abell 2061 und Abell 2065 gehören. Er ist eine der größten Strukturen, die wir im beobachtbaren Universum kennen. Diese gigantische Ansammlung von Galaxien, die sich über Millionen von Lichtjahren erstreckt, ist durch ihre Schwerkraft aneinander gebunden. Die Untersuchung des Superhaufens gibt uns Einblicke in die Entwicklung und Verteilung der Materie im Kosmos und die Entstehung von großen Strukturen. Der Corona Borealis Superhaufen ist ein Paradebeispiel für die großräumige Struktur des Universums, die von Filamente aus Galaxien und Galaxienhaufen dominiert wird, die riesige "Voids" oder Leerräume umschließen.
Name | Magnitude | Position (RA/DE) | Art | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
NGC 6207 | 11,6 | 16h 43m 04s / +51° 55' 09" | Spiralgalaxie | (Liegt an der Grenze zum Herkules, wird aber oft hier geführt) |
Abell 2065 | ~16 | 15h 22m 27s / +27° 42' 20" | Galaxienhaufen | Reichhaltiger Galaxienhaufen (sehr schwach) |
Abell 2125 | ~16 | 15h 39m 27s / +28° 00' 30" | Galaxienhaufen | Sehr massiver Galaxienhaufen (sehr schwach) |
Corona Borealis Superhaufen | - | ~15h 30m / +30° | Superhaufen | Große Ansammlung von Galaxienhaufen (sehr schwach) |
4. Besonderheiten
Die Nördliche Krone (Corona Borealis) ist nicht nur für ihre DSO bekannt, sondern auch für einige astronomische Besonderheiten. Eine dieser Besonderheiten ist der Meteorstrom der Corona-Borealis-Meteore, auch Corona-Borealis-Meteore genannt. Dieser schwache Meteorstrom ist nicht so bekannt wie die Perseiden oder Leoniden, aber gelegentlich können seine Meteore im Juni beobachtet werden. Der Radiant des Stroms, der Punkt am Himmel, von dem die Meteore auszufliegen scheinen, liegt in der Nähe des Sterns Epsilon Coronae Borealis.
Zusätzlich zu diesen Phänomenen birgt das Sternbild auch interessante Exoplaneten. So wurde beispielsweise um den Stern Epsilon Coronae Borealis ein Exoplanet mit dem Namen Epsilon Coronae Borealis b entdeckt. Dieser Gasriese ist deutlich massereicher als Jupiter und umkreist seinen Stern in einer relativ kurzen Umlaufzeit. Er gehört zu den wenigen Exoplaneten, die in einem Doppelsternsystem entdeckt wurden.
Ein weiteres bemerkenswertes Merkmal des Sternbilds ist der Stern R Coronae Borealis, der für seine spektakulären und unvorhersehbaren Helligkeitseinbrüche bekannt ist. Dieser seltsame Stern, der als "Kohlenstoff-Riese" klassifiziert wird, stößt periodisch Wolken aus Ruß aus, die ihn vorübergehend ausblenden. Dieses Verhalten ist ein einzigartiges astronomisches Phänomen.
5. Bilder
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