1.Allgemeines
Astronomischer Name: Gemini
Rektaszension: 06h 00m 30s bis 08h 07m 58s
Deklination: +9° 48′ 35″ bis +35° 23′ 26″
Beobachtungszeit Mitteleuropa: Winter
Fläche: 513,761

Das Sternbild Zwillinge (lateinisch: Gemini) ist eine der bekanntesten und markantesten Konstellationen am nördlichen Winterhimmel und spielt sowohl in der antiken Mythologie als auch in der modernen Astronomie eine wichtige Rolle. Es ist nicht nur ein Zeichen des Tierkreises, sondern auch ein interessantes Gebiet für Hobbyastronomen.
Die bekannteste und einflussreichste Mythologie, die mit dem Sternbild Zwillinge verbunden ist, stammt aus der griechischen Antike und dreht sich um die unzertrennlichen Dioskuren, Kastor (Castor) und Polydeukes (Pollux). Es gibt verschiedene Versionen ihrer Herkunft, doch die gängigste besagt, dass sie Söhne der Leda waren. Kastor war der sterbliche Sohn des spartanischen Königs Tyndareos, während Polydeukes der unsterbliche Sohn des Zeus war, der Leda in Gestalt eines Schwanes verführte.
Trotz ihrer unterschiedlichen Väter waren die beiden Brüder untrennbar miteinander verbunden und für ihre Tapferkeit, ihre Reitkünste und ihre brüderliche Liebe bekannt. Sie waren an zahlreichen Abenteuern beteiligt, darunter die Argonautenfahrt auf der Suche nach dem Goldenen Vlies und die Rettung ihrer Schwester Helena aus den Händen des Theseus. Als Kastor im Kampf fiel, war Polydeukes untröstlich. Er bat seinen Vater Zeus, ihm seine Unsterblichkeit zu nehmen, um mit seinem Bruder vereint zu sein. Gerührt von dieser tiefen Bruderliebe, erfüllte Zeus seinen Wunsch und versetzte beide Brüder als Sternbild an den Himmel, wo sie für immer zusammen leuchten sollten. Sie symbolisieren die Dualität, die Harmonie und die ewige Verbundenheit.
Schon in der Antike spielte das Sternbild Zwillinge eine wichtige Rolle in der Astronomie und Astrologie. Es ist eines der
zwölf Tierkreiszeichen und beherbergt die Sonne in der Zeit vom 21. Mai bis zum 21. Juni (astrologisch), beziehungsweise vom 21. Juni bis zum 20. Juli (astronomisch, aufgrund der Präzession der Erdachse). Die beiden hellsten Sterne des Sternbilds,
Castor (α Geminorum) und Pollux (β Geminorum), sind nicht nur namensgebend, sondern auch die prominentesten Leuchtpunkte. In der klassischen Astronomie dienten sie als wichtige Navigationspunkte und waren für die Bestimmung der Jahreszeiten von Bedeutung.
Für Beobachter in Deutschland ist das Sternbild Zwillinge ein prägendes Merkmal des Winterhimmels. Die Zwillinge sind am besten in den Monaten Dezember bis März zu sehen. Im Dezember gehen sie in den frühen Abendstunden im Osten auf und erreichen um Mitternacht ihre höchste Position am südlichen Himmel. Im März sind sie in den frühen Abendstunden hoch im Westen sichtbar. Die beiden hellen Sterne Castor und Pollux machen das Auffinden relativ einfach, denn sie bilden die Köpfe der Zwillinge. Man kann sie auch finden, indem man eine gedachte Linie von den drei Sternen des Oriongürtels (Alnitak, Alnilam, Mintaka) nach Nordosten verlängert. Die Zwillinge liegen dann nördlich des hellen Sterns Prokyon im Kleinen Hund und südöstlich der hellen Capella im Fuhrmann.
2. Sterne
Veränderliche-U Geminorum: Das Sternbild Zwillinge beherbergt eine Reihe interessanter veränderlicher Sterne. Ein besonders bemerkenswertes Beispiel ist U Geminorum, der Prototyp der nach ihm benannten U Geminorum-Sterne, einer Unterklasse der Zwergnovae. Diese Sterne zeigen unregelmäßige Ausbrüche, bei denen ihre Helligkeit innerhalb weniger Tage um mehrere Größenordnungen ansteigen kann. Bei U Geminorum-Sternen handelt es sich um enge Doppelsternsysteme, bei denen Materie von einem normalen Stern auf einen Weißen Zwerg überströmt und sich dort eine Akkretionsscheibe bildet. Die Ausbrüche entstehen, wenn sich in dieser Scheibe Instabilitäten entwickeln und schlagartig Materie auf den Weißen Zwerg fällt. Die Beobachtung solcher Ausbrüche erfordert Geduld und regelmäßige Überprüfung, belohnt aber mit einem dynamischen Einblick in stellare Katastrophen.
Ein weiterer auffälliger Stern in den Zwillingen ist Propus (Eta Geminorum). Dieser Stern ist ebenfalls von Interesse, da er ein Algol-Veränderlicher ist, ähnlich wie YY Geminorum. Propus zeigt periodische Helligkeitsabnahmen aufgrund einer gegenseitigen Bedeckung zweier Sterne in einem engen Doppelsternsystem. Die Beobachtung seiner Lichtkurve kann Aufschluss über die physikalischen Eigenschaften der beteiligten Sterne geben. Zudem ist Propus ein Stern mit komplexem Spektrum, was auf weitere Besonderheiten in seiner Atmosphäre oder seiner Umgebung hindeuten könnte.
Doppel-und Mehrfachsysteme: Beginnen wir mit dem westlicheren und etwas lichtschwächeren der beiden „Köpfe“ der Zwillinge, Castor. Was mit bloßem Auge wie ein einzelner heller Stern erscheint, ist in Wirklichkeit ein komplexes und faszinierendes Sechsfachsternsystem. Schon mit einem kleinen Teleskop kann man Castor in zwei helle Komponenten trennen: Castor A und Castor B. Diese beiden Sterne umkreisen sich gegenseitig in einer Periode von mehreren hundert Jahren und sind jeweils selbst spektroskopische Doppelsterne, das heißt, ihre Doppelsternnatur lässt sich nur durch die Analyse ihres Lichts (Spektrum) nachweisen, da die Einzelkomponenten zu eng beieinanderstehen, um sie optisch zu trennen.
Doch damit nicht genug: In größerem Abstand zu diesen beiden Paaren befindet sich eine dritte, wesentlich lichtschwächere Komponente, Castor C, auch bekannt als YY Geminorum. Dieser rote Zwerg ist ebenfalls ein Doppelsternsystem, dessen Komponenten sich eng umkreisen und zudem als Algol-Veränderlicher Stern auffallen. Dies bedeutet, dass die Helligkeit von YY Geminorum regelmäßig abnimmt, wenn eine der beiden Komponenten die andere von unserer Sichtlinie aus bedeckt. Diese regelmäßigen Helligkeitsschwankungen machen YY Geminorum zu einem interessanten Ziel für die Beobachtung von Veränderlichen Sternen. Die gesamte Castor-Gruppe bildet somit ein beeindruckendes hierarchisches System, das uns einen Einblick in die Entstehung und Entwicklung von Mehrfachsternsystemen gibt.
Die hellsten Sterne
Name | Magnitude | Position (RA/DE) | Spektralklasse | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
β Gem (Pollux) | 1,14 | 07h 45m 19s / +28° 01' 35" | K0 III | Heller oranger Riese mit Exoplanet |
α Gem (Castor) | 1,58 | 07h 34m 36s / +31° 53' 18" | A1 V + ... | Sechsfachsternsystem |
γ Gem (Alhena) | 1,93 | 06h 37m 43s / +16° 23' 57" | A1 IV | Weißer Unterriese |
δ Gem (Wasat) | 3,53 | 07h 20m 07s / +21° 58' 56" | F0 IV | Gelb-weißer Unterriese |
ε Gem (Mebsuta) | 3,06 | 06h 43m 55s / +25° 07' 52" | G8 Ib | Gelber Überriese |
η Gem (Propus) | 3,15 - 3,90 | 06h 14m 53s / +22° 30' 25" | M3 III | Veränderlicher Stern |
μ Gem (Tejat Posterior) | 2,87 | 06h 22m 57s / +22° 30' 49" | M3 III | Roter Riese |
ζ Gem (Mekbuda) | 3,62 - 4,15 | 07h 04m 07s / +20° 34' 13" | G1 Ib | Cepheiden-Veränderlicher |
Kurzporträts
Castor (Alpha Geminorum): Castor ist weit mehr als ein einzelner Lichtpunkt am Himmel; es ist ein komplexes und beeindruckendes Sechsfachsternsystem. Mit bloßem Auge erscheint er als der zweithellste Stern der Zwillinge, doch schon ein kleines Teleskop offenbart seine wahre Natur als Doppelstern. Jede dieser sichtbaren Komponenten, Castor A und Castor B, ist wiederum ein enges spektroskopisches Doppelsternsystem. Hinzu kommt noch Castor C, ein drittes Paar aus roten Zwergen, das ebenfalls ein veränderlicher Stern vom Typ YY Geminorum ist und das gesamte System zu einem faszinierenden Studienobjekt der Stellardynamik macht. Die komplizierten Umlaufbahnen dieser sechs Sterne sind ein Lehrbuchbeispiel für hierarchische Sternsysteme im Universum.
Alhena (Gamma Geminorum): Alhena ist der dritthellste Stern in den Zwillingen und markiert das linke Knie des Kastor. Dieser Stern ist ein heißer, bläulich-weißer Unterriese, der bereits begonnen hat, sich von der Hauptreihe weg zu entwickeln. Obwohl er mit bloßem Auge als Einzelstern erscheint, wurde Alhena als spektroskopischer Doppelstern identifiziert, was bedeutet, dass er einen unsichtbaren Begleiter besitzt, dessen Gravitationseinfluss sich in der Bewegung des Hauptsterns bemerkbar macht. Seine hohe Leuchtkraft und Temperatur machen ihn zu einem interessanten Objekt für die astrophysikalische Analyse. Die Untersuchung von Alhena hilft Astronomen, die Entwicklung und Eigenschaften von Sternen in diesem Entwicklungsstadium besser zu verstehen.
Tejat Prior (Mu Geminorum): Tejat Prior, auch bekannt als Mu Geminorum, ist ein weiteres spannendes Objekt im Sternbild Zwillinge und markiert einen der "Füße" der Zwillinge. Dieser Stern ist ein veränderlicher Stern, genauer gesagt ein halbregelmäßiger Veränderlicher vom Typ Myra. Solche Sterne zeigen langsame, aber deutliche Helligkeitsschwankungen über Perioden von vielen Tagen bis zu mehreren Jahren. Tejat Prior ist ein Roter Riese, dessen Pulsationen in seiner Atmosphäre die Ursache für seine Helligkeitsänderungen sind. Die Beobachtung seiner Lichtkurve kann wertvolle Einblicke in die physikalischen Prozesse geben, die in alternden Sternen ablaufen.
Propus (Eta Geminorum): Propus, oder Eta Geminorum, ist ein faszinierendes Beispiel für einen Algol-Veränderlichen Stern in den Zwillingen. Diese Art von veränderlichen Sternen zeigt regelmäßige und oft dramatische Helligkeitsabnahmen, die durch die gegenseitige Bedeckung zweier Sterne in einem engen Doppelsternsystem verursacht werden. Wenn der dunklere Begleiter den helleren Stern aus unserer Sicht verdeckt, nimmt die gesamte Helligkeit des Systems ab. Propus selbst ist ein roter Riese, der von einem heißeren, kleineren Stern umkreist wird. Seine regelmäßigen Helligkeitswechsel machen ihn zu einem idealen Ziel für Amateurastronomen, um die Dynamik von Bedeckungsveränderlichen zu studieren.
U Geminorum: U Geminorum ist ein Prototyp seiner Klasse von veränderlichen Sternen, den sogenannten Zwergnovae. Diese Sterne sind spektakuläre Ausbruchsobjekte, die in unregelmäßigen Abständen, oft alle paar Wochen oder Monate, dramatische Helligkeitsanstiege von mehreren Größenordnungen zeigen. Das System besteht aus einem Weißen Zwerg und einem Begleitstern, der Materie auf den Weißen Zwerg überträgt. Die Ausbrüche entstehen, wenn sich in der um den Weißen Zwerg gebildeten Akkretionsscheibe plötzlich Instabilitäten entwickeln und große Mengen an Materie auf den Weißen Zwerg fallen. U Geminorum ist ein beliebtes Studienobjekt für Astronomen, die die Physik von Akkretionsscheiben und stellaren Eruptionen untersuchen.
Mekbuda (Zeta Geminorum): Mekbuda, auch bekannt als Zeta Geminorum, ist ein faszinierendes Beispiel für einen klassischen Cepheiden-Veränderlichen Stern im Sternbild Zwillinge. Diese Sterne sind von immenser Bedeutung für die Astronomie, da ihre Pulsationsperiode direkt mit ihrer intrinsischen Leuchtkraft korreliert. Mekbuda selbst ist ein gelb-weißer Überriese, dessen Helligkeit über einen Zeitraum von etwa 10,15 Tagen deutlich variiert, was mit bloßem Auge oder einem Fernglas gut beobachtet werden kann. Diese periodischen Helligkeitsschwankungen entstehen durch das Ausdehnen und Zusammenziehen seiner äußeren Schichten. Die genaue Beobachtung von Mekbuda trägt dazu bei, die Entfernungsbestimmung im Universum zu verfeinern und unser Verständnis von stellaren Pulsationen zu vertiefen.
Wasat (Delta Geminorum): Wasat, oder Delta Geminorum, markiert die Hüfte des Castor und ist ein weiteres bemerkenswertes Objekt im Sternbild Zwillinge. Obwohl er mit bloßem Auge als Einzelstern erscheint, ist Wasat tatsächlich ein Doppelsternsystem. Die Hauptkomponente ist ein F-Typ-Stern, der deutlich heißer und massereicher ist als unsere Sonne. Sein Begleiter, ein kühlerer K-Typ-Stern, umkreist ihn in einem weiten Orbit, was ihn zu einem lohnenden Ziel für Amateurastronomen mit einem Teleskop macht. Das System ist etwa 60 Lichtjahre von der Erde entfernt und bietet einen guten Einblick in die Vielfalt der Doppelsternsysteme in unserer galaktischen Nachbarschaft. Die gegenseitige Anziehungskraft der beiden Sterne beeinflusst ihre Entwicklung und macht Wasat zu einem interessanten Studienobjekt für die Dynamik von Binärsystemen.
Mekbuda | Alhena | Castor | Pollux | Wasat | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Rektaszension | 07h 04m 06,5s | 06h 37m 42,701s | 7h 34m 35,8628s | 07h 45m 18,950s | 07h 20m 07,37 | |||||
Deklination | +20 34' 13" | +16 23' 57,31" | +31 53' 17,795" | +28 01' 30,04" | +21 58' 56,29 | |||||
Magnitude | 3,62 bis 4,18 | 1.93 | 1,59 | 1,16 | 3,53 | |||||
abs. Helligkeit | ? | -0,7 | 0,54 | 1,08 | ? | |||||
Spektralklasse | F7 Ib bis G3 Ib | A0IV | ? | K0IIIvar | F2 VkF0mF0 | |||||
Entfernung | 1200 | 110 | 51 | 33.7 | 60,6 | |||||
Masse/M | ? | ? | ? | 1,86 | ? | |||||
Leuchtkraft/L | ? | 160 | ? | 32 | ? | |||||
Temperatur/K | 5300-5800 | 9200 | ? | 4500 | ? | |||||
Alter | ? | ? | 200 Mill. | ? | ? |
3. Deep.Sky-Objekte

Das Sternbild Zwillinge (Gemini) ist nicht nur für seine auffälligen Hauptsterne Castor und Pollux bekannt, sondern beheimatet auch eine Fülle interessanter Deep-Sky-Objekte (DSOs), die Hobbyastronomen und professionelle Forscher gleichermaßen in ihren Bann ziehen. Diese Objekte, weit jenseits der mit bloßem Auge sichtbaren Sterne, bieten Einblicke in die komplexen Prozesse der Sternentstehung, des Sternentods und der Entwicklung ganzer Galaxien.
Neben vielen bekannten Objekten beherbergen die Zwillinge auch eine Vielzahl weniger auffälliger, aber nicht minder interessanter Galaxien. Diese sind zwar oft nur mit größeren Teleskopen als schwache Lichtflecken zu erkennen, repräsentieren aber eigenständige Sternensysteme, die Milliarden von Sternen, Gas und Staub enthalten. Ihre Erforschung gibt Aufschluss über die großräumige Struktur des Universums und die Entstehung und Entwicklung von Galaxien.
Die Beobachtung dieser Deep-Sky-Objekte in den Zwillingen erfordert in der Regel ein Teleskop, da sie aufgrund ihrer geringen Helligkeit und Ausdehnung nicht mit bloßem Auge zu sehen sind. Doch die Mühe lohnt sich: Jedes dieser Objekte erzählt eine Geschichte und lädt den Betrachter ein, über die unendliche Weite des Universums nachzudenken. Die Zwillinge sind somit nicht nur ein prägnantes Sternbild am Nachthimmel, sondern auch ein Fenster zu den tiefsten Geheimnissen des Kosmos, das immer wieder neue Entdeckungen bereithält.
Kurzporträts von DSO im Sternbild Zwillinge
M35 (NGC 2168) : M35 ist ein prächtiger offener Sternhaufen und eines der bekanntesten Deep-Sky-Objekte in den Zwillingen. Er befindet sich am nordwestlichen Rand des Sternbilds und ist bereits mit bloßem Auge unter dunklem Himmel als schwacher Lichtfleck erkennbar. Durch ein Fernglas oder ein kleines Teleskop offenbart M35 seine volle Pracht: Hunderte von jungen, bläulich-weißen Sternen, die sich lose zu einem Cluster zusammengefunden haben. Dieser Haufen wird auf ein Alter von etwa 100 Millionen Jahren geschätzt und erstreckt sich über eine Fläche, die fast so groß ist wie der Vollmond. M35 ist ein hervorragendes Beispiel für eine Sternenwiege, in der sich Sterne aus einer gemeinsamen Gas- und Staubwolke gebildet haben.
NGC 2158: In unmittelbarer Nähe zu M35, jedoch wesentlich weiter entfernt und älter, liegt der offene Sternhaufen NGC 2158. Obwohl er visuell oft in einem Atemzug mit M35 genannt wird, ist NGC 2158 ein eigenständiges und faszinierendes Objekt. Er erscheint durch ein Teleskop deutlich dichter und kompakter als M35 und seine Sterne sind tendenziell rötlicher, was auf ihr höheres Alter hindeutet. Mit einem geschätzten Alter von über einer Milliarde Jahren hat dieser Haufen bereits die meisten seiner massereicheren, kurzlebigen Sterne verloren. NGC 2158 bietet einen spannenden Kontrast zu seinem jugendlicheren Nachbarn M35 und demonstriert die unterschiedlichen Entwicklungsstadien offener Sternhaufen.
NGC 2392: NGC 2392 ist ein faszinierender planetarischer Nebel, der wegen seines Aussehens auch als Eskimo-Nebel oder Clown-Gesicht-Nebel bekannt ist. Er befindet sich im nördlichen Teil der Zwillinge und ist das Überbleibsel eines sonnenähnlichen Sterns, der seine äußeren Schichten abgestoßen hat. Durch ein Teleskop erscheint er als eine helle, zentral gelegene Scheibe, die von einer unregelmäßigen, faserigen Hülle umgeben ist, die an eine Kapuze erinnert. Im Zentrum des Nebels befindet sich ein sehr heißer, kompakter Weißer Zwerg, der ultraviolettes Licht aussendet und das umgebende Gas zum Leuchten anregt. Der Eskimo-Nebel ist ein beeindruckendes Beispiel für das Schicksal unserer Sonne in ferner Zukunft.
NGC 2371/72 : NGC 2371/72 ist ein ungewöhnlicher planetarischer Nebel, der oft als ein Paar von getrennten Nebelflecken erscheint, obwohl er von einem einzigen Zentralstern erzeugt wird. Dieser Nebel, auch bekannt als die "Doppel-Nase", zeigt eine bipolare Struktur, bei der das ausgestoßene Material in zwei entgegengesetzte Richtungen strömt. Er ist ein exzellentes Beispiel für die komplexen Formen, die planetarische Nebel annehmen können, wenn Wechselwirkungen mit Magnetfeldern oder anderen stellaren Eigenschaften die Materie lenken. Die Beobachtung dieses Objekts erfordert eine höhere Vergrößerung und einen dunklen Himmel, um seine charakteristische Zweiteilung gut erkennen zu können.
Medusa-Nebel (Abell 21) : Der Medusa-Nebel, offiziell als Abell 21 katalogisiert, ist ein sehr großer, aber auch extrem lichtschwacher planetarischer Nebel in den Zwillingen. Er verdankt seinen Namen der Ähnlichkeit seiner filamentartigen Strukturen mit den Schlangenhaaren der mythologischen Medusa. Aufgrund seiner geringen Oberflächenhelligkeit ist er ein anspruchsvolles Beobachtungsobjekt, das typischerweise nur unter sehr dunklen Bedingungen und mit spezialisierten Filtern, wie OIII-Filtern, sichtbar wird. Der Medusa-Nebel erstreckt sich über eine beträchtliche Himmelsregion und ist ein Zeugnis dafür, wie weit sich das Material eines sterbenden Sterns im Laufe von Tausenden von Jahren ausbreiten kann. Seine Beobachtung ist eine wahre Herausforderung für visuelle Astronomen.
IC 443 : IC 443 ist ein beeindruckender Supernova-Überrest in den Zwillingen, der oft als Quallen-Nebel bezeichnet wird, da seine leuchtenden Filamente an die Tentakel einer Qualle erinnern. Dieser Nebel ist das Ergebnis der Explosion eines massereichen Sterns, die sich vor Tausenden von Jahren ereignete. Die expandierende Schockwelle der Supernova hat das umgebende interstellare Gas komprimiert und zum Leuchten angeregt, wodurch die faszinierenden Strukturen entstehen. IC 443 ist ein wichtiges Forschungsobjekt für Astronomen, da es Einblicke in die Physik von Supernova-Explosionen und deren Auswirkungen auf die Chemie und Dynamik des interstellaren Mediums bietet. Visuell ist er eine Herausforderung, aber mit Langzeitbelichtungen auf Fotos ein spektakuläres Objekt.
NGC 2266: NGC 2266 ist ein weiterer offener Sternhaufen in den Zwillingen, der im Vergleich zu M35 deutlich älter und kompakter ist. Er befindet sich im östlichen Teil des Sternbilds und ist visuell weniger prominent als M35, bietet aber dennoch einen reizvollen Anblick für Teleskope. Die Sterne in NGC 2266 sind enger beieinander gepackt und zeigen eine größere Streuung in ihren Helligkeiten, was auf die weitere Entwicklung des Haufens hindeutet. Sein höheres Alter bedeutet, dass viele der ursprünglich massereichen Sterne bereits zu Weißen Zwergen, Neutronensternen oder Schwarzen Löchern geworden sind. NGC 2266 ist ein gutes Beispiel für einen offenen Haufen, der sich dem Ende seiner Lebensspanne nähert, bevor sich seine Sterne vollständig in der Milchstraße zerstreuen.
Name | Magnitude | Position (RA/DE) | Art | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
M35 (NGC 2168) | 5,3 | 06h 09m 00s / +24° 20' 00" | Offener Sternhaufen | Heller, gut sichtbarer offener Haufen |
NGC 2158 | 8,6 | 06h 02m 57s / +24° 05' 46" | Offener Sternhaufen | Kompakter, älterer offener Haufen nahe M35 |
IC 443 (Quallennebel) | - | 06h 17m 00s / +22° 50' 00" | Supernova-Überrest | Schwacher, ausgedehnter Supernova-Überrest |
NGC 2392 (Eskimonebel/Clownnebel) | 8,6 | 07h 29m 11s / +20° 54' 47" | Planetarischer Nebel | Heller, kleiner planetarischer Nebel mit zentralem Stern |
NGC 2129 | 6,7 | 05h 57m 03s / +23° 19' 20" | Offener Sternhaufen | Ziemlich heller offener Haufen |
NGC 2266 | 9,5 | 06h 43m 20s / +26° 57' 56" | Offener Sternhaufen | |
NGC 2355 | 9,7 | 07h 16m 59s / +13° 45' 22" | Offener Sternhaufen | |
NGC 2420 | 8,3 | 07h 38m 23s / +21° 33' 18" | Offener Sternhaufen | |
IC 2165 | 11 | 06h 21m 17s / +09° 56' 39" | Planetarischer Nebel | Kleiner, blauer PN |
NGC 2371/2 (Doppelter Planetarischer Nebel) | 13 | 07h 25m 34s / +16° 29' 24" | Planetarischer Nebel | Zwei verbundene PN (sehr schwach) |
NGC 2024 (Flammennebel - liegt an der Grenze) | 10 | 05h 41m 42s / -01° 51' 00" | Emissionsnebel | (Hauptsächlich im Orion) |
Barnard 33 (Pferdekopfnebel - liegt an der Grenze) | - | 05h 40m 54s / -02° 27' 30" | Dunkelnebel | (Hauptsächlich im Orion) |
4. Besonderheiten
Meteorströme: Eine der bekanntesten jährlichen Himmelserscheinungen, die ihren Ursprung in den Zwillingen hat, sind die Geminiden. Dieser Meteorstrom, der seinen Höhepunkt Mitte Dezember erreicht, gilt als einer der zuverlässigsten und schönsten des Jahres. Im Gegensatz zu den meisten anderen Meteorströmen, die von Kometen stammen, werden die Geminiden durch Trümmer des Asteroiden (3200) Phaethon verursacht. Wenn die Erde die von diesem Himmelskörper hinterlassene Staubspur kreuzt, verglühen die Partikel in der Erdatmosphäre und erzeugen die beeindruckenden "Sternschnuppen". Die Geminiden sind bekannt für ihre Helligkeit und ihre oft weißliche Farbe, was sie zu einem Highlight für Meteorbeobachter macht.
Exoplaneten: Abseits der irdischen Atmosphäre bieten die Zwillinge auch Einblicke in ferne Planetensysteme. Mehrere Sterne in diesem Sternbild beherbergen
Exoplaneten, die die Vielfalt der Planeten jenseits unseres Sonnensystems demonstrieren. Ein bemerkenswertes Beispiel ist
Pollux (Beta Geminorum) selbst, ein oranger Riese, um den der Exoplanet Pollux b kreist. Dieser Riesenplanet, der etwa doppelt so massereich wie Jupiter ist, wurde 2006 entdeckt und war einer der ersten Exoplaneten, die um einen Stern entdeckt wurden, der mit bloßem Auge sichtbar ist. Solche Entdeckungen erweitern unser Verständnis der Planetenentstehung und der Bedingungen, unter denen sich Leben entwickeln könnte.
Weitere Exoplaneten
HD 59686 b: Dieser Exoplanet, entdeckt im Jahr 2003, umkreist den Riesenstern HD 59686. Er ist ein Gasriese mit einer Mindestmasse von etwa 5,25 Jupitermassen und benötigt etwa 303 Tage für eine vollständige Umrundung seines Sterns. Die Entdeckung erfolgte mithilfe der Radialgeschwindigkeitsmethode, die geringfügige Schwankungen in der Bewegung des Sterns misst, die durch die Anziehungskraft des Planeten verursacht werden. HD 59686 b trägt zur wachsenden Liste der "Hot Jupiters" bei, also Gasriesen, die ihren Stern in sehr geringem Abstand umkreisen.
WASP-149 b: Dieser Exoplanet gehört zu den sogenannten "heißen Jupitern" und umkreist seinen Stern WASP-149. Er wurde im Rahmen des Wide Angle Search for Planets (WASP)-Programms entdeckt, das sich auf die Transitmethode spezialisiert hat. Dabei wird der geringfügige Helligkeitsabfall des Sterns gemessen, wenn der Planet vor ihm vorbeizieht. WASP-149 b ist ungefähr so massereich wie Jupiter und hat eine Umlaufzeit von nur wenigen Tagen, was auf eine extreme Nähe zu seinem Stern und somit auf sehr hohe Oberflächentemperaturen hindeutet. Solche Systeme sind besonders interessant, um die Atmosphären von Exoplaneten und ihre Wechselwirkungen mit dem Zentralstern zu untersuchen.
TOI-771 c: Entdeckt durch das Transiting Exoplanet Survey Satellite (TESS) der NASA, ist TOI-771 c ein weiterer Exoplanet in den Zwillingen. Er ist mit etwa 2,87 Erdmassen eine sogenannte "Super-Erde" – also massereicher als die Erde, aber deutlich kleiner als ein Gasriese. Der Stern TOI-771 ist ein Roter Zwerg, der sich durch seine geringere Leuchtkraft und längere Lebensdauer auszeichnet. Die Entdeckung von Super-Erden um Rote Zwerge ist von besonderem Interesse, da diese Planeten in der habitablen Zone ihrer Sterne, wo flüssiges Wasser existieren könnte, näher am Stern kreisen können und somit leichter zu entdecken sind.
Castor (Alpha Geminorum) ist nicht nur ein einfacher Stern, sondern ein komplexes, sechsfaches Sternsystem. Durch Teleskope lassen sich bereits zwei Hauptkomponenten erkennen, die sich wiederum als Doppelsterne entpuppen. Zusätzlich sind zwei weitere, kleinere und kühlere Sterne gravitativ an das System gebunden. Diese hierarchische Struktur von Castor bietet Astronomen eine einzigartige Gelegenheit, die Wechselwirkungen und Entwicklung von Mehrfachsternsystemen zu studieren, die im Universum weitaus häufiger sind, als man zunächst annehmen würde.
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